Die verschiedenen Haltungen der Achtsamkeit
Die inneren Haltungen, die Sie in diesem Kapitel näher kennenlernen, sind das Herzstück der Achtsamkeitspraxis.
Viele Menschen glauben, achtsam zu sein, bedeutet „aufmerksam“ zu sein, doch Achtsamkeit im Sinne des buddhistischen Ursprungs geht noch viel tiefer! Achtsamkeit ist viel mehr als nur eine kognitive Hirnfunktion. Sie ist der Ausdruck bestimmter Geistes- und Herzensqualitäten, innerer Haltungen also, die auf Mitgefühl und Weisheit basieren. Und genau diese Qualitäten, diese inneren Haltungen sind die Basis für ein glückliches und erfülltes Leben.
Achtsam durch das Leben zu gehen, bedeutet, die Haltungen der Achtsamkeit im Alltag zu leben.
Die Achtsamkeitspraxis ist groß in der Mode, doch um aus den vielen Vorteilen dieser Praxis zu schöpfen, ist es entscheidend, die Haltungen der Achtsamkeit zu verstehen. Denn nur wer diese im Alltag lebt, ist tatsächlich ein achtsamer Mensch.
Die geistigen Haltungen der Achtsamkeit
Bei der Praktizierung der Achtsamkeit nutzen wir unsere Fähigkeit der Aufmerksamkeitslenkung, um die inneren geistigen Qualitäten zu entdecken, sie fortzuentwickeln und zu nähren. So wird es uns immer besser gelingen, die inneren Haltungen der Achtsamkeit im Alltag wirksamer werden zu lassen.
Jon Kabat-Zinn, ein emeritierter Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester, gilt als der „Vater der modernen Achtsamkeitspraxis“. Er unterrichtet Meditationen für mehr Achtsamkeit, um Menschen dadurch zu befähigen, besser mit Angst, Erkrankungen und Stressbelastungen umzugehen. Seine Beiträge sind bedeutend für das heutige Gesundheitswesen. Den ursprünglich sieben geistigen Qualitäten der Achtsamkeit fügte Jon Kabat-Zinn noch zwei weitere hinzu, nämlich die Dankbarkeit und die Großzügigkeit. Somit ergeben sich folgende neun Achtsamkeitshaltungen:
1. Anfängergeist – „Beginner´s mind“
Wir Menschen sind oft gar nicht in der Lage, uns unvoreingenommen auf etwas einzulassen, also etwas so zu erleben, als würden wir es das erste Mal sehen. Das Gehirn prüft bei allem, was uns im Alltag so begegnet, ob es bereits bekannt ist. Sobald es Parallelen zu finden glaubt, werden frühere Erfahrungen und Erlebnisse auf die aktuelle Lebenssituation projiziert und wir handeln so, wie wir es bislang auch schon gemacht haben. Doch das führt uns zugleich immer wieder zu denselben Resultaten. Damit berauben wir uns selbst der Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen und unseren Handlungsspielraum entsprechend zu erweitern.
Albert Einstein sagte einmal: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Doch es geht auch anders! Wir können durchaus auf gegenwärtige Augenblicke offen, neugierig und unvoreingenommen zugehen, und genau das meint der Anfängergeist der Achtsamkeit. Im Modus des Anfängergeistes sind wir frei von jeglichen Erwartungen. Wir lassen uns unvoreingenommen und urteilsfrei auf andere Menschen, Situ