GUT SCHLAFEN – WICHTIG FÜR DIE GESUNDHEIT
SCHLAFLOS IN KÖLN
Mit der Bitte um ein Rezept für Schlaftabletten kommt Mustafa Y. in die Sprechstunde. Der freiberufliche Grafikdesigner hat schon lange Schlafstörungen, die sich aber in den letzten Monaten deutlich verschlimmert haben. Er muss im Job enge Abgabetermine einhalten und steht deshalb stark unter Druck. Laptop und Mobiltelefon hat er immer griffbereit in seiner Nähe, auch nachts im Schlafzimmer. Abends versucht er, vorm Fernseher runterzukommen, und schläft davor auch regelmäßig ein. Im Bett aber liegt er dann gefühlt stundenlang wach und versucht verkrampft, wieder einzuschlafen, schaut dabei ständig auf die Uhr und ärgert sich, dass er seit Stunden nicht schlafen kann. Seine Gedanken kreisen um die Arbeit, um das Nichtschlafenkönnen und zermürben ihn. Erst in den frühen Morgenstunden schläft er ein und wird dann gegen 7.30 Uhr vom Wecker aus dem zerpflückten Schlaf gerissen. Nun ist er natürlich gerädert. Dadurch ist er gereizt, seine Stimmung verschlechtert sich und er fühlt sich zunehmend erschöpft.
Schlafprobleme nehmen seit Jahren zu, weil viele Menschen unter Dauerstress stehen und sich keine ausreichende Erholung gönnen. Fernsehen wirkt übrigens nicht erholsam.
Seine Gegenmaßnahmen haben die Situation noch verschlimmert: Er trinkt abends Alkohol, um besser einschlafen zu können. Das klappte zunächst zwar, aber morgens fühlte er sich trotzdem nicht erholter. Den Schlafmangel gleicht er teilweise durch einen längeren Mittagsschlaf aus. Der jedoch behindert das Ein- und Durchschlafen in der Nacht.
Nachdem ich organische Ursachen für Herrn Y.s Schlafprobleme ausschließen konnte, lautet die Diagnose: nichtorganische Schlafstörung. Um ihm den Leidensdruck zu nehmen und seinen Organismus an einen »richtigen« Schlafrhythmus zu gewöhnen, verschreibe ich ihm die gewünschten Schlaftabletten. Vor allem aber erkläre ich ihm in mehreren Gesprächen, was für einen guten Schlaf nötig ist und was er dafür verändern muss. Wir Mediziner nennen das Schlafhygiene (mehr dazu ab> ). Außerdem empfehle ich ihm eine parallele Behandlung in der »Schlafschule« der Lungenklinik.
Die Schlaftabletten nimmt er in den ersten drei Monaten – zum Glück – höchstens dreimal pro Woche und inzwischen nur noch ein- bis zweimal im Monat.
Info
SCHLAFTABLETTEN – MIT VORSICHT ZU GENIESSEN
Die Klassiker bei den Schlaftabletten sind die Benzodiazepine. Als sogenannte Hypnotika haben sie aber ganz erhebliche Nachteile: Sie machen bereits nach 10 bis 20 Tagen abhängig! Hinzu kommt ein Gewöhnungseffekt, sodass Patienten mit der Zeit immer mehr und immer öfter davon brauchen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Außerdem ist der Schlaf weniger erholsam, weil wir nicht so tief schlafen. Nächtliche Toilettengänge können mit Stürzen einhergehen, weil die Tabletten die Muskeln entspannen. Hypnotika können eine Schlafapnoe (siehe> ) verstärken. In Einzelfällen können sie paradoxe Wirkungen entfalten und das Gegenteil von dem, was sie eigentlich tun sollen, geschieht: Sie halten uns vom Schlafen ab. Neuere Präparate wie die sogenannten Z-Substanzen und Nicht-Benzodiazepine wirken ähnlich bei insgesamt geringeren Nebenwirkungen. Unbedenklich sind sie deshalb aber keineswegs. Auch wenn sie eher die bessere Wahl sind, sollte ihr Einsatz zeitlich klar befristet sein.
ZU VIEL SCHLAF IST AUCH NICHT GUT
Mit dem genauen Gegenteil kommt Helmut H. zu mir, allerdings nicht ganz freiwillig, sondern auf sanften Druck seiner Ehefrau: Sie sorgt sich um ihren Gatten, weil er bereits am Esstisch bei den Gesprächen während des Abendessens einnickt! Ein Schelm, wer da nur reine Langeweile vermutet … nein, es ist ernst: Selbst in Meetings ist der Speditionskaufmann schon eingeschlafen und musste sich dafür vor seinem Chef verantworten – auch weil er seit gut einem Jahr seine Arbeitsziele nicht erreicht. Das Ehepaar hat außerdem seit mehr als zehn Jahren getrennte Schlafzimmer, weil der 59-Jährige so stark schnarcht.
Aber das ist noch längst nicht alles: Helmut H. klagt außerdem über eine erektile Dysfunktion, im Volksmund auch Impotenz genannt, sowie Konzentrationsschwierigkeiten und es stören ihn in letzter Zeit ein unangenehm trockener Mund sowie leichte Kopfschmerzen. Letztere