: Adyashanti
: Sein Die wahre Natur der Erleuchtung
: O.W. Barth eBook
: 9783426426197
: 1
: CHF 5.00
:
: Spiritualität
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Warum wünschen wir uns Erleuchtung? Und wie kommt es eigentlich dazu? Wieso verliert man diesen glücklichen Zustand, sobald man wieder ins Alltägliche zurückkehrt? Oder was passiert mit einem, wenn man sogar in der Erleuchtung 'steckenbleibt'? Adyashanti gibt vor dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung als spiritueller Lehrer genaue Anleitungen, wie man den Pfad in die eigene Tiefe sicher gehen kann und weist auf typische Fallstricke hin. Er motiviert, immer wieder über sein kleines Ego hinauszugehen und hineinzuwachsen in die Welt der Ungetrenntheit. Viele spirituelle Sucher sind seither in Adyashantis Umfeld zu ihrem wahren Wesen erwacht. In seinen Vorträgen und Retreats lehrt er in einer Weise, die man mit den großen Meistern des Zen und des Advaita-Vedanta vergleicht. Er selbst sagt jedoch: 'Wenn ihr meine Worte durch die Brille irgendeiner Tradition oder eines '-ismus' versteht, bekommt ihr nicht mit, was ich eigentlich sage. Die befreiende Wahrheit steht nicht ein für allemal fest, sie ist lebendig.'

Adyashanti ('ursprünglicher Friede') ist ein amerikanischer spiritueller Lehrer, der von seinem 25. Lebensjahr an sich immer weiter vertiefende Erleuchtungserfahrungen erlebt. Er ist 1996 von seiner Zen-Lehrerin autorisiert worden, öffentlich zu lehren. Seitdem bietet er Retreats und Satsangs in Nordamerika und Europa an - frei von jeder Tradition und Religion. Seine Lehren sind eine offene Einladung, das wahre und befreiende Herzstück aller Existenz zu erkunden.Er lebt mit seiner Frau Mukti in Kalifornien und ist dort spiritueller Leiter seiner Organisation Open-Gate-Sangha.

Freiheit durch forschendes Fragen


Da kommt es darauf an, alle »spirituellen Ausweichmanöver«, wie ich es gern nenne, zu unterlassen und eben nicht zu leugnen oder geflissentlich zu übersehen, dass wir uns doch wieder identifiziert haben. Zu diesem Zweck greifen wir gern auf nonduale Formeln zurück und sagen uns beispielsweise: »Ach, das ist einfach Identifikation. Sie passiert eben, und es ist niemand da, der sich identifizieren könnte. Alles geschieht einfach nur so, ganz von selbst.«

Das ist eine ebenso subtile wie wirksame Art, uns vor uns selbst zu verstecken. So lässt sich die Auseinandersetzung mit unserem nach wie vor bestehenden Hang zu Identifikationen umgehen. Aber genau das ist so wichtig: diese Augenblicke der erneuten Identifikation ungeschönt zur Kenntnis zu nehmen und genau zu betrachten.

Für diese Selbsterforschung gibt es viele verschiedene Vorgehensweisen. Ich habe das Schreiben als hilfreich empfunden, vor dem Erwachen und einige Zeit darüber hinaus. Sobald ich bemerkte, dass ich dabei war, in die Identifikation zurückzufallen, habe ich mich mit Schreibblock und Stift in ein Café verzogen und geschrieben. Beim Schreiben über das, was vorgegangen war, fand ich leichter in den Gedankengang zurück, der die erneute Identifikation ausgelöst hatte. Ich präzisierte dann, welcher Gedanke oder Glaubenssatz mich wieder »erwischt« hatte und was für ein Weltbild dahinter stand.

Angenommen, wir hätten etwas getan, was uns peinlich ist oder wobei wir uns blöd vorkommen, und dann regt sich der Gedanke: »Das hätte ich besser gelassen.« Oder »Wie dumm von mir.« Wenn ihr bei einem so kleinen Gedanken ansetzt und ihm nachspürt, werdet ihr augenblicklich sehen, wie Gedanken und Gefühle ineinandergreifen und wie eins zum anderen führt. Mit einem Gedanken wie »Das hätte ich besser gelassen« geht ein Gefühl einher, vielleicht bin ich peinlich berührt oder ärgere mich. Darin leuchtet das Weltbild hinter dem Gedanken auf, und wir erkennen, wie es uns in die Identifikation zurückzieht.

Es genügt aber nicht, diese Form der Selbsterforschung einfach wie ein Werkzeug anzuwenden, denn dann erfassen wir die Dinge am Ende nur mit dem Verstand. Leider hat der Verstand oft keine Verbindung zu unserem Fühlen, und dann verstehen wir etwas vom Kopf her ganz gut, während der Konflikt auf der Gefühlsebene bestehen bleibt. Deshalb müssen wir bei dieser Selbsterforschung Körperund Geist einsetzen, Denkenund Fühlen. Nur so können wir verfolgen, welche Gedanken welche Gefühle hervorbringen und aus welchen Gefühlen welche Gedanken auftauchen. Es sind Zyklen: Ein Gedanke erzeugt ein Gefühl, und dieses Gefühl löst den nächsten Gedanken aus, der dann wieder ein Gefühl hervorbringt – und so weiter.

Wenn ich dann also mit meinen Schreibutensilien im Café saß, gab ich mir Mühe, sehr genau zu ermitteln, wie der Gedanke aussah, der den Rückfall in die Identifikation bewirkt hatte, und das schrieb ich dann auf. Ich vergegenwärtigte mir, wie von diesem Gedanken her die Welt aussah, also welchem Weltbild er entsprach. Das konnte ich aber nur, wenn ich erforschte, wie er sich anfühlte. Ich musste einkreisen, was der Glaube an diesen bestimmten – verurteilenden, peinlichen oder wie auch immer gearteten – Gedanken auf der Gefühlsebene nach sich zog. Dann ließ ich mich auf das Gefühl ein, ich gestattete mir, es wirklich zu fühlen.

Danach galt es weiterhin zu ermitteln, welche Überzeugungen und Glaubenssätze im Hintergrund standen. Wie nimmt dieses Gefühl die Welt wahr? Wie sieht es mich? Was für ein Weltbild ist das? Dabei wurde mir nach und nach klar, dass jeder Gedanke und jedes Gefühl eine ganze Welt enthält, einen minutiös durchgeformten Glauben. Durch meine Bereitschaft, auf das Gefühl einzugehen, fand ich heraus, dass es eine Stimme hat. Ich konnte diese Stimme hören, und sie berichtete von ganz bestimmten Vorstellungen und Überzeugungen.

Sehr häufig stellt sich heraus, dass die in unserem Denken und Fühlen verborgenen Vorstellungen und Überze