: Christian Callo
: KulturJongleure Eine abenteuerliche Reise von Odessa nach Römhild
: united p.c.
: 9783710356223
: 1
: CHF 19.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spannend erzählt wird das abenteuerliche Leben des kosmopolitischen Ehepaars Pierre und Erato Mavrogordato in turbulenten Zeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als 'Kulturjongleure' zwischen unterschiedlichen Welten beginnt ihre Reise in Odessa und führt über Berlin nach Römhild. Pierre Mavrogordato war ein renommierter Archäologe und Kunsthändler, seine Frau Erato eine bekannte Künstlerin. Beide sind Ehrenbürger der Stadt Römhild in Thüringen.

Igors Reise

1

An der Stelle, an der das Unglück nahe der Küste von Ceylon geschah, stoppt der Kapitän das Schiff auf offener See für ein paar Gedenkminuten. Es ist um die Mittagszeit und das Wasser liegt tiefblau wie ein Saphir in eigenartiger Stille. „Wo bist du?“ Igor merkt, er will es plötzlich nicht mehr genau wissen, er will nicht mehr wissen, wie das Unglück sich abgespielt hat, erst der fürchterliche Schrecken, dann die Gewissheit eines schnellen Todes. „Ich vermisse dich“, sagt er, „obwohl ich dich nicht kenne. Aber Mama geht es gut. Wir haben dich nicht vergessen. Du stehst als einziger neben ihrem Bett. Und ich soll dir ähnlichsehen.“

Dann schließt er die Augen, während das Schiff der Handelsroute entlang weitersegelt, als wäre nichts Besonderes geschehen. Als er sie wieder öffnet, liegt eine völlig andere Welt vor ihm. Ceylon. Die Insel ist sehr grün und macht auf ihn sofort einen zauberhaften Eindruck.

Es dauert eine Weile, bis er zurechtkommt. Doch dann merkt er schnell, wie einfach das Leben hier eigentlich ist, wenn man etwas Geld besitzt. Und mit dem, was er dabeihat, lässt sich einige Zeit gut leben. Er nimmt sich ein Zimmer in Kandy, einem schönen Ort in den Bergen, umgeben von Gewürzgärten Teeplantagen und Elefanten, die zu jedem der Feste wie Götter geschmückt werden.

„Elefanten sind Götter“, sagt ihm ein älterer Mann auf einem der hinduistischen Feste, das noch am gleichen Tag gegen Abend dort stattfindet und dessen Zeuge er ist. „Elefanten sind vorübergehend auf Erden, um uns an die Schöpfungsgeschichte zu erinnern, Aufbau und Zerstörung in einem ewigen Kreislauf begriffen. Sie tragen die Zeit auf ihren Rücken und erinnern in ihrer unendlichen Weisheit an den Frieden“. Und just als dem Elefanten die Milch über den Kopf gegossen wird, lernt er als wäre es so vorbestimmt Palmina kennen, die neben dem Mann steht. Ihrem Vater? Ihrem Großvater? Keiner weiß es.

Igor nimmt über irgendeinen bewundernden Kommentar Kontakt mit ihr auf, aber sie erzählt nichts von sich. Wie eine Tänzerin im Tempel, voll des Glücks, strahlt sie ihn nur an, eine gefühlte Ewigkeit lang. Seine Verlegenheit ist immens. Aber dann passiert es doch, dass sie miteinander reden, so gut es geht, mit Händen und Füßen. Sie heiße Palmina, er Igor. Wie alt sie ist, ist schwer zu schätzen. Hoffentlich über 20, denkt er. Er ist um die 30. Genau will er es nicht wissen. Denn er taucht in einen zeitlosen Rausch ein, wie er ihn bisher nicht kannte. Was soll das werden? Kann man je wieder aus der Zeitlosigkeit erwachen? Hat er sie nicht schon einmal gesehen, auf einem Plakat im H