: Nova Hill
: The Woods 3. Die letzte Ankunft Die letzte Ankunft
: Oetinger Taschenbuch
: 9783864181351
: 1
: CHF 7.30
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das atemlose Finale von 'The Woods': Das düstere Geheimnis, das alle ins Verderben lockt ... Langsam kommt die Gruppe den Geheimnissen rund um die Anstalt auf die Spur. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Marks verstorbene Mutter, eine Wissenschaftlerin. Mark möchte ihr Werk zu Ende führen und hat sich die Nervenheilanstalt für seine Forschungen und Experimente ausgesucht. Die Situation spitzt sich mehr und mehr zu - und schließlich kommt es zu einem packenden ShowDown. Schaffen die Jugendlichen es, ihre Konflikte beizulegen, um zu überleben?

Nova Hill, aufgewachsen im schottischen Blackwood, nennt zwei Sprachen ihr Eigen. Die Jugend in dem abgelegenen Ort inspirierte sie zur Mystery. Heute lebt und arbeitet Nova Hill in Hamburg.

Episode2


Die Wahrheit


Ira


Tag9,22:48 Uhr, Lungenheilanstalt, Foyer.

Ich lag die ganze Zeit über richtig mit meinem Gefühl. Bei dem Anfall ist etwas in meinem Kopf kaputtgegangen. Ichbin verrückt geworden.

Es war schon immer in mir drin. Mit mir passiert dasselbe wie mit Onkel Arno. Ich sehe Dinge, die nicht existieren. Bald wird Papa traurig sein und mit mir reden wollen. Er will das gar nicht, das wollte er auch bei Arno nicht, aber wir packen meine Tasche, und er wird mich in die Klinik einweisen müssen.

»Was –« Vanjos Stimme holt mich ins Jetzt zurück. Er weicht einen Schritt zurück und starrt mich – starrt uns mit weit aufgerissenen Augen an. »Was passiert hier?!«

Er dreht seinen Kopf abwechselnd von mir zu der Gestalt und wieder zu mir. Ich höre jemanden schluchzen. Spüre, wie jeder in diesem Raum gerade die Luft anhält.

Sie sehen es auch.

Ich bilde mir das nicht ein.

Esgibt mich zweimal.

Meine Tränen versiegen. Vorsichtig gehe ich einen Schritt auf die Gestalt zu, die aussieht wie ich. Alles. Jedes noch so kleine Detail. Wir sind identisch.

»Wer ist das?«, flüstere ich, reiße meinen Blick jetzt nur schwer von ihr los, um Mark zu fixieren.

Doch er regt sich nicht.

»WERISTDAS?!«, schreie ich jetzt.

Für einen Augenblick stehen wir uns wie Schachfiguren auf einem Brett gegenüber, jeder wartend auf den nächsten Zug. Vanjo, Alva, Benny, Henrike und Theo. Dann diese Gestalt. Und Mark. Mark, der kurz vor dem Schachmatt steht.

Das grün leuchtende Feuer der Fackeln prasselt im Hintergrund, wirft verzerrte Schatten um uns. Die Zeit dehnt sich.

Und die Gestalt, die aussieht wie ich, macht nun einen Schritt zur Seite, schiebt sich dicht neben Vanjo, sodass Mark und ich uns über dieses Spielfeld hinweg ansehen können.

Endlich löst sich etwas in seinem Gesicht. Er schaut betreten nach unten, sammelt sich, dann blickt er wieder auf. Doch der sonst so beherrschte Ausdruck in seinen Augen kehrt nicht zurück. »Sie ist deine Doppelgängerin. Sie … Sie kommt aus einer anderen Realität zu uns. Ich habe sie gesucht und dich zu ihr gebracht. Ich musste es tun, weil …«

Vanjo geht einen entschiedenen Schritt nach vorn. Seine Kiefermuskeln zucken unter den klaffenden Wunden auf seinen Wangen. Dann hat er seine Hand schon in Marks Pulli unterhalb seiner Kehle gegraben. Er zieht ihn kräftig zu sich, sodass ein Ruck durch Mark hindurchgeht. »Du sagst uns jetzt sofort, was hier los ist!« Mark wehrt sich nicht, lässt es einfach geschehen, dass sich Vanjos Hand fester in den Stoff seines Pullis gräbt. Die Gesichter der beiden sind dicht voreinander. »Du –«, knurrt Vanjo zwischen zusammengebissenen Zähnen.

»Hör auf! Das bringt doch jetzt nichts.« Ich drücke meinen Zwillingsbruder entschieden von Mark weg. »Ich würde gern die Wahrheit aus seinem Mund hören, bevor du ihm eine reinhaust!«