: Hans-Dieter Schütt
: B. K. TRAGELEHN Im Sturz. Sag Ja. Geh weiter.
: Verlag Theater der Zeit
: 9783957494801
: 1
: CHF 13.50
:
: Musik, Film, Theater
: German
: 206
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In diesem Buch zieht B. K. Tragelehn versonnen und verschmitzt, hellwach für die Finsternisse der Zeit, an seiner Zigarre und erzählt. Wieder. Noch einmal. In Gesprächen mit Hans-Dieter Schütt wandert er durch sein Leben und besteht auf die Stimmung eines Abendspaziergangs. Flankiert werden die Gespräche durch Texte von Josef Bierbichler und Friedrich Dieckmann. Der 1936 in Dresden geborene Regisseur, Dichter und Übersetzer: Das ist Lust am Widerspruch, Begehren nach dem Paradox, Freude an frivoler Verweigerung: 'Wenn alle dafür sind, bin ich auch dagegen.' Am Eis der Zeit erhitzt er seine Poesie. Ein Komödiant mit simplizischem Talent. Für den letzten Meisterschüler Brechts und langjährigen Freund von Heiner Müller war das Leben im Osten eine Geschichte der Verbote, das Leben im Westen ebenfalls eine Chronik des Unliebsamen. Im verkoppelten Ostwesten dann die Wiederaufnahme des alten Möbelspiels: 'Zwei Stühle kaufen / Und sich dazwischensetzen.'

Hans-Dieter Schütt ist Publizist und Dramaturg. Er veröffentlichte Essaybände, drehte (mit Ulrich H. Kasten) Dokumentarfilme, schrieb Biografien und Gesprächsbücher, u. a. mit Reinhold Messner, Klaus Löwitsch, Frank Castorf, Ekkehard Schall, Manfred Wekwerth, Günter Gaus, Claus Peymann, Dieter Mann. Bei Theater der Zeit erschienen Porträtbände über Michael Thalheimer und Christian Grashof sowie in der Reihe backstage über Armin Petras und Charly Hübner.

Friedrich Dieckmann

FREUND TRAGELEHN


Eine Langzeitbeobachtung

I


Auf B. K. Tragelehn, den ich einfach Klaus nenne, blicke ich aus zwei Perspektiven. Die eine ist griffbereit: die Bücherperspektive. Ich steige auf die Leiter oder kniee mich auf den Boden, da sind sie, die Tragelehn-Bände, Gedichte, Übertragungen, Theaterschriften, auch ein Theaterstück ist dabei; es heißt Die Aufgabe und nicht nur, weil darin von einer solchen die Rede ist, sondern auch, weil es sich um ein als Fragment aufgegebenes Werk handelt, das den Autor aus dem Innern des Stoffes so nah an immanente Aporien des sozialistischen Wirtschaftens heranführte, dass er es aufgab und das Ganze vergaß. Erst, als die Wirklichkeit dreißig Jahre später das Ende des Stücks geliefert hatte, fiel ihm das vergessene wieder ein; er fand das Skript in einem Winkel seines als umfangreich vorzustellenden Schreibtischs. Die im Aufbau-Verlag überlebende Zeitschrift Neue Deutsche Literatur druckte das Fragment 1994 mit einem Präludium von mir, in dem ich der Realgeschichte des Landes die Strukturen eines fünfaktigen Dramas nach dem von Aristoteles und Gustav Freytag formulierten Schema aus Exposition, Höhenpunkt und Peripetie unterlegte.1 Das funktionierte vollkommen un