: Brendan Simms, Charlie Laderman
: Fünf Tage im Dezember Von Pearl Harbor bis zur Kriegserklärung Hitlers an die USA - Wie sich 1941 das Schicksal der Welt entschied
: Deutsche Verlags-Anstalt
: 9783641269142
: 1
: CHF 15.40
:
: Geschichte
: German
: 640
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein spannender neuer Blick auf eines der großen Rätsel des Zweiten Weltkriegs
Am 7. Dezember 1941 greifen japanische Luftstreitkräfte Pearl Harbor an und zwingen so die USA in den Krieg gegen Japan. Fünf Tage später erklärt Hitler, dessen Truppen bereits verlustreich an mehreren Fronten in Europa kämpfen, den USA den Krieg und treibt diese zum Kriegseintritt in Europa. Was hat Hitler zu diesem Schritt bewogen, der das Ende seiner Herrschaft einleitete? Welche Überlegungen, welche Ängste und Hoffnungen bewegten die Akteure der wichtigsten kriegführenden Mächte? Auf der Basis wenig bekannter Dokumente und Aufzeichnungen schreiben die Historiker Simms und Laderman erstmals die dramatische Geschichte dieser fünf Tage im Zweiten Weltkrieg.

Brendan Simms, geboren 1967, ist Professor für die Geschichte der internationalen Beziehungen an der Universität Cambridge. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geopolitik Europas und die Geschichte Deutschlands im europäischen Kontext. Er publiziert in Zeitschriften und Zeitungen zu aktuellen geo- und europapolitischen Themen und ist Autor zahlreicher Bücher, die breite Beachtung fanden, darunter »Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Kooperation« (2018) und »Hitler. Eine globale Biographie« (2020).

Einleitung


Die fünf Tage zwischen dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor und Hitlers Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten waren so nervenaufreibend wie wenige andere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie gehören aber auch zu den am wenigsten verstandenen. Nach dem vorherrschenden Narrativ hat der japanische Angriff unweigerlich zum Ausbruch eines wahrhaft weltweiten Konflikts geführt. Nach dieser Ansicht schmolz der amerikanische Widerstand gegen eine Kriegsteilnahme sowohl im Pazifik als auch in Europa am 7. Dezember 1941 einfach weg. »An diesem Tag endete für jeden Realisten der Isolationismus«, behauptete der strikt antiinterventionistische und mit dieser Bemerkung häufig zitierte Senator Arthur Vandenberg später.1 Bestärkt werden die Verfechter dieser Auffassung von keinem Geringeren als Winston Churchill, der nach dem Krieg bekannte, er habe in der Nacht, nachdem er von dem japanischen Angriff erfahren hatte, »dankbar den Schlaf des Gerechten« geschlafen, denn jetzt habe er gewusst: »Die Vereinigten Staaten beteiligen sich aktiv am Krieg und sind auf Leben und Tod engagiert. Damit hatten wir dennoch gesiegt!«2

Zur Zeit des Geschehens betrachtete Churchill den amerikanischen Eintritt in den Krieg gegen Deutschland jedoch keineswegs als ausgemachte Sache. Und mit dieser Ungewissheit war er nicht allein. Überall auf der Welt versuchten Politiker und Militärführer zu verstehen, was in Hawaii passiert war und wohin dies führen würde. Tatsächlich dauerte es nach dem Angriff auf Pearl Harbor fast hundert Stunden, bis sich die Situation von selbst klärte – fünf zermürbende Tage, an denen das Schicksal der Welt in der Schwebe hing. Am Ende war es Hitler, der den Vereinigten Staaten am 11. Dezember den Krieg erklärte, und nicht umgekehrt. Bei denjenigen, die sich an diese Ereignisse erinnern, gilt Hitlers Kriegserklärung als unerklärlicher strategischer Fehler, der den Untergang seines Regimes besiegelte. In Wirklichkeit war sie jedoch ein bewusstes Glücksspiel auf der Grundlage von geopolitischen Überlegungen sowie seiner Einschätzung des Kräfteverhältnisses in Bezug auf Menschen und Material und vor allem seiner Besessenheit von den Vereinigten Staaten und ihrem weltweiten Einfluss.

Die Welt, wie sie sich am 12. Dezember 1941 darbot, war eine Woche zuvor und sogar noch nach dem Angriff auf Pearl Harbor nicht unvermeidlich gewesen. Vor dem Dezember 1941 waren Asien, Europa und Nordafrika Schauplätze eines verheerenden Konflikts gewesen, aber die Kämpfe tobten, weitgehend auf den jeweiligen Kontinent begrenzt, auf der eurasischen Landmasse und den sie umgebenden Ozeanen. Zwischen Pearl Harbor und Hitlers Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten vergingen fünf Tage, an denen über die Zukunft dieser voneinander getrennten Kämpfe entschieden wurde und die Großmächte gezwungen waren, sich einem von zwei Lagern anzuschließen.3 In dieser Zeitspanne bildete sich eine neue globale Frontstellung heraus, die den Gang des Konflikts auf dramatische Weise ändern und weit über den Krieg hinaus nachwirken sollte. Die Folgen dieser Entwicklung spüren wir noch heute.

Churchills Handlungen und Äußerungen in dieser Zeitspanne zeugten eher von Anspannung und Besorgnis als von triumphaler Erleichterung. Kaum hatte er die Nachricht vom Angriff auf Pearl Harbor erhalten, plante er eine Reise nach Washington. Wie er König GeorgVI. mitteilte, wollte er sicherstellen, dass der Nachschub aus den Vereinigten Staaten, von dem die britische Kampffähigkeit abhing, »nicht mehr leidet, als, fürchte ich, unvermeidlich ist«.4 Als Heer und Marine derUSA in der Nacht d