: Julia Enxing
: Und Gott sah, dass es schlecht war Warum uns der christliche Glaube verpflichtet, die Schöpfung zu bewahren
: Kösel
: 9783641294588
: 1
: CHF 13.90
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: Religion/Theologie
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Klimakrise und Umweltschutz: die zentralen Herausforderungen unserer Zeit!
Klima- und Umweltschutzsowie derErhalt der Artenvielfaltkann nur gelingen, wenn wir uns in die ernsthafte Nachfolge Jesu Christi stellen, und das bedeutet:Niemals bequem bleiben, sondern immer mutig vorangehen! Aufstehen, um den entscheidenden Unterschied zu machen!

Denn gutheißen kann Gott schon längst nicht mehr, wie der Mensch mit der Schöpfung umgeht: meterhohe Müllberge, Meere voller Plastik, Monokulturen so weit das Auge reicht. Zu lange und zu unerschütterlich vom Christentum befeuert, erlag der Mensch seiner Hybris, sich als 'Krone der Schöpfung' zu begreifen. Dabei ist längst allen klar, dass gerade der Mensch in einer besonderen Verantwortung steht, eine Zukunft im Einklang alles Existierenden zu gestalten. Friedvoll bewahrend statt ausbeuterisch unterwerfend!

Das Buch der Stundefür alle, die an die Schönheit und das Wunder der Schöpfung glauben.Ein Buch, das einen Paradigmenwechsel fordert: hin zur Schöpfungslehre des 21. Jahrhunderts, aus der sichnotwendiges Handeln für alle Christ*innenableitet.

Julia Enxing, geb. 1983, ist Professorin für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der TU Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Theologien der Nachhaltigkeit, Öko- und Tier-Theologien, theologische Gender Studies und Prozesstheologie. Seit Langem fordert sie einen theologischen Paradigmenwechsel hin zu einer ganzheitlichen Theologie alles Existierenden. Sie geht verschiedensten universitären und außeruniversitären Engagements nach, ist u. a. Redaktionsmitglied des theologischen Online-Feuilletons feinschwarz.net, 'Wort zum Sonntag'-Sprecherin in der ARD, Mitbegründerin desEuropean Research Network 'Transcending Species - Transforming Religion', Mitglied imExecutive Committeedes European Forum for the Study of Religion and the Environmentsowie Mitglied beiPRISMA - Zentrum für Nachhaltigkeitsbewertung und -politikder TU Dresden. 2023 erhält Julia Enxing den Preis der Herbert Haag Stiftung für Freiheit in der Kirche.

Wie alles anfing …


Vermutlich fing es schon an, bevor es anfing und bevor ich mich daran erinnern kann und es ist auch kein außergewöhnlicher Anfang. Wie im Leben vieler Menschen, die eine Sensibilität für ihre Mitwelt haben, so war auch mir von Anfang an eine große Aufmerksamkeit für Tiere gegeben. Schon als kleines Kind versetzte mich meine Fantasie in Welten, in denen ich in enger Lebensgemeinschaft mit Tieren und Pflanzen lebte: Auf Lebenshöfen1 mit Tieren all jener Arten, die mir zu diesem Zeitpunkt bekannt waren. Wie im Jesaja’schen Tierfrieden lebten sie hier alle friedlich beisammen, das Schwein beim Löwen, das Pferd beim Panther. Früh forderte ich sehr hartnäckig und sehr zum Widerwillen und Desinteresse meiner menschlichen Bezugspersonen den Besuch von Pferde- und Bauernhöfen, Weiden etc. ein und landete so auch früh bei Pflegepferd, Voltigieren und Co. Als ich acht Jahre alt war, wusste man mein »Gequengel« mit einem Meerschweinchen zu befriedigen, aus »Gerechtigkeitsgründen« bekam mein Bruder ein Zwergkaninchen, welches allerdings bald an mangelnder Zuwendung zu verwahrlosen drohte und deshalb– dem Meerschweinchen gleich– in mein Kinderzimmer einzog. Zwei Käfige, Streu an meinen Socken, in meinen Haaren, an meinem Pullover, Heugeruch, Knabberstangen… das war die kleine Welt von »Miss Biggi«, »Purzel« und mir. Zum Glück duldeten sich die beiden Nager und teilten so, da die Käfige stets offen standen, das gesamte Kinderzimmer miteinander und mit mir. Ein sehr trauriges Szenario aus heutiger Perspektive.

Wie »Miss Biggi« zu ihrem Namen kam, ist eine eigene Geschichte: Zwar kann ich nicht behaupten, dass mir die Muppet-Show besonders bekannt gewesen wäre, aber irgendwo muss ich sie mal gesehen haben und wusste, dass es dort ein Schwein gab, welches den Namen »Miss Piggy« trug. Wobei, gerade Letzteres wusste ich eben nicht, denn in Hessen aufzuwachsen bedeutete auch, dass »Piggy« stets »Biggi« ist und so beschloss ich, dass das Meerschweinchen »Miss Biggi« heißen solle. Dass es sich bei »Miss Biggi« um ein Männchen handelte, darüber wurden wir zum einen erst beim ersten Tierarztbesuch aufgeklärt, zum anderen erachtete ich auch diesen Umstand nicht als problematisch. Was »Miss« heißen solle und dass es einen Unterschied zwischen »Miss«, gar »Misses«, und »Mister« gibt, war mir damals nicht bekannt. »Purzel« hatte es da etwas einfacher, er war ein »er«, hatte als »kleiner Kerl« einen Namen für einen »er«, der auch bei Erwachsenen keine kognitiven Dissonanzen erzeugte. Beide Tiere wurden sehr alt, noch heute frage ich mich, wie das bei diesen Haltungsbedingungen überhaupt sein konnte. Aber gut, das frage ich mich bei manchen alten Menschen auch …

Dass Tiere Kinder entscheidend prägen können– nicht immer so positiv wie in meinem Fall –, ist längst bekannt. Als Erwachsene, die sich mit Fragen der Tierethik beschäftigt, denke ich auch mit schlechtem Gewissen an all die »Kinderzimmerinsass*innen«. »Miss Biggi« und »Purzel« sind nur zwei dieser Individuen. Dennoch hat mich die Begegnung mit ihnen und mit »Quai« (dem Hund), »Rondy« (meinem schwarzen Shetland-Pflegepony) und anderen unglaublich berührt und für Fragen nichtmenschlichen Leids und einer die Grenzen der Spezies überschreitenden Gerechtigkeit sensibilisiert. So sehr sogar, dass ich zwar einerseits sagen kann, dass es egoistisch ist, Tiere zu unseren Gunsten, zu unserer emotionalen Befriedigung und womöglich sogar Unterhaltung, quasi als unsere Gesellschaftler*innen zu »benutzen« oder zu »vernutzen«, und andererseits auch sagen muss, dass ich nicht weiß, ob und wie ich heute wäre, hätte ich die Gemeinschaft mit meinen/diesen Tierfreund*innen nicht erleben dürfen.

Eine meiner intensivsten, frühen Erinnerungen ist diese: Wie fast alle Meerschweinchen, so hatte auch »Miss Biggi« eine Vorliebe für Salziges, weshalb er ein kleines Salzleckstein-Rädchen an den Stangen seines Meerschweinchengefängnisses hatte. Wenn ich als Kind in meinem Zimmer weinte, setzte ich mich jedes Mal ganz dicht vor »Miss Biggi« und beobachtete sein Tun,