1.Die Transformation einer Kunstsammlung
Der Testbetrieb ist beendet. Belüftung, Beleuchtung, Sicherheit – über Monate wurde der Kunsthausneubau auf Herz und Nieren geprüft. Erst danach konnten die Kunstschätze im Milliardenwert ins High-Tech-Museum eingespeist werden. Die wertvollsten Stücke, die nun zu sehen sind, gehören zur Sammlung des 1956 verstorbenen Waffenindustriellen Emil G. Bührle. So kostbar sind diese El Grecos, Rembrandts und Rubens, Cézannes, Monets, Degas und Van Goghs, Matisses, Chagalles, Modiglianis und Picassos, dass man sie nicht versichern kann; die Prämien würden jährlich in die Millionen gehen.
Wie die meisten der im Neubau gezeigten Werke, sind auch die Gemälde der Sammlung Bührle nicht Eigentum des Kunsthauses. Es verwertet ihre Bekanntheit, um die zuletzt etwas versiegten Besucherströme wiederzubeleben. Doch um sie zeigen zu können, ist mehr als ein für den Erhalt der bemalten Leinwände optimales Raumklima und der Sicherheitsstandard eines Banktresors vonnöten. Dafür mussten auch die Geschichte ihrer Herkunft und die der Kriegsgeschäfte, die ihrer Erwerbung ermöglichten, erforscht und erzählbar gemacht werden.
Vor dem Umzug ins Zürcher Kunsthaus lag das Kapital der Sammlung Bührle brach. Die rund zweihundert Gemälde und Skulpturen bestückten über Jahrzehnte eine Backsteinvilla in einem Außenquartier Zürichs; seit dem Frühjahr 1960 diente das Gebäude als Privatmuseum. Die Verbindung zwischen der Familie des Verstorbenen und seiner Kunstsammlung war anfänglich sehr eng. Mit der Zeit aber lockerte sie sich. Immer deutlicher zeichnete sich ein Ungleichgewicht ab, und zwar zwischen dem Nutzen des kleinen Museums als Repräsentationsort und dem stetig anwachsenden Wert seiner Sammlung. Dabei