: Petra Büker, Julia Höke
: Petra Büker
: Bildungsdokumentation in Kita und Grundschule stärkenorientiert gestalten
: Kohlhammer Verlag
: 9783170300538
: 1
: CHF 28.60
:
: Kindergarten- und Vorschulpädagogik
: German
: 184
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für viele Kinder gestaltet sich der erste Schultag als 'Stunde Null' - als hätten kindliche Bildungs- und Lernprozesse nicht schon lange vor dem Eintritt ins Schulleben begonnen. Welche Potenziale, welche Stärken und welches Vorwissen die Kinder zum Schuleintritt schon mitbringen, wird bis heute kaum wahrgenommen, übersehen, oft übergangen. Den Lehrkräften fehlt es schlicht an Wissen über die individuellen Lernausgangslagen ihrer Schulneulinge. Um dem abzuhelfen, wird heute in der Wissenschaft und Praxis intensiv über eine übergangsbegleitende und institutionsübergreifende Bildungsdokumentation für die Lern- und Persönlichkeitsentwicklung von Kindern diskutiert. Das Buch rückt die Themen 'Beobachtung', 'Dokumentation' und 'Rückmeldung' als ein zentrales Instrument in den Mittelpunkt gegenwärtiger Qualitätsdebatten im Elementar- und Primarbereich. Es entwirft aus einer ressourcenorientierten Perspektive auf kindliche Lernvoraussetzungen das Konzept einer partizipativ angelegten Bidlungsdokumentation, die entwicklungspsychologisch gerahmt ist. Von hier aus werden die in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen etablierten Ansätze und Verfahren der Bildungsdokumentation einer kritischen Prüfung unterzogen. Schließlich wird der Band die Grundlinien einer Bildungsbeobachtung und -dokumentation skizzieren, die auf Kontinuität und Anschlussfähigkeit angelegt sind und eine Bildungsbrücke schlagen zwischen den bislang getrennten Lernprozessen in Kita und Schule.

Dr. Petra Büker ist Professorin für Grundschulpädagogik und Frühe Bildung an der Universität Paderborn. Dr. Julia Höke lehrt in den Studiengängen Kindheitspädagogik und Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Paderborn.

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Beobachten und Dokumentieren als pädagogische Kerntätigkeiten: Charakteristika und Realisierungsformen


 

Beobachten im Sinne von aufmerksamem, verstehendem Wahrnehmen von Bildungsprozessen von Kindern und Jugendlichen zählt seit dem 18. Jahrhundert zum Kerngeschäft pädagogischer Fach- und Lehrkräfte (vgl. Berdelmann, 2016; Reh, 2012a): Erziehen, Arrangieren von Lehr-Lern-Prozessen, Beraten, Bewerten, Reflektieren all diese zentralen Aufgabenbereiche sind wesentlich mit Beobachtung verbunden.

»Eine Beobachtung besteht in der Wahrnehmung eines Verhaltens oder einer Verhaltensäußerung durch einen Beobachter. Verhalten umfasst in diesem Sinne jedes Agieren, jede Reaktion oder Nichtreaktion einer Person oder Personengruppe, die einer Beobachtung bewusst zugänglich ist« (Jäger, 2007, S. 52).

Sowohl in der pädagogischen Praxis wie auch in der Sozialforschung kann Beobachtung als das klassische Verfahren der Informations- bzw. Datengewinnung angesehen werden (vgl. Abel, Möller& Treumann, 1998, S. 62). Dabei ist es wichtig zu beachten, dass mit ihr nur Ausschnitte aus dem Gesamtgeschehen des Verhaltens erfasst werden können: Motive, Einstellungen usw., die das Verhalten steuern, sind nicht beobachtbar. Beobachtungen sind nie objektiv, denn sie sind immer auch geprägt von der Person des Beobachters und der spezifischen Beobachtungssituation. Vorwissen, Motivation, die eigene Befindlichkeit und implizite Persönlichkeitstheorien beeinflussen ebenso wie die Menschenbildannahmen des Beobachters mit, was in welcher S