: Peter Kruse
: next practice Erfolgreiches Management von Instabilität. Veränderung durch Vernetzung
: Gabal Verlag
: 9783956239144
: 1
: CHF 19.30
:
: Management
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die ersten beiden Jahrzehnte des neuen Jahrtausends haben gezeigt: Es gibt keine Ruhezonen mehr. Das Stichwort Veränderung ist allgegenwärtig. In seinem wegweisenden Bestseller hat Professor Peter Kruse bereits 2004 prononciert gezeigt, wie rasant die Komplexität und Dynamik des gesamten Lebens angesichts der wachsenden technischen und wirtschaftlichen Vernetzung zunimmt. Der Wettbewerbsdruck für Unternehmen wächst spürbar und mit ihm die Notwendigkeit, sich auf grundlegende Veränderungen einzulassen. Die aktuellen Herausforderungen und globalen Verwerfungen, die wir in der Wirtschaft derzeit erleben, sind ein Ergebnis dieser Entwicklung. Mit diesem Klassiker der Managementliteratur lernen Sie zum einen die wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre und daraus resultierend die aktuellen Herausforderungen für Unternehmen besser zu verstehen. Zum anderen gibt es Ihnen konkrete, praxiserprobte Instrumente an die Hand, um Veränderung in jedem Unternehmen strategisch erfolgreich zu managen. Das vorliegende Buch will diejenigen unterstützen, die Veränderungsprozesse professionell gestalten und begleiten. Im Kern geht es darum, einen erhellenden Verständnishintergrund für den strategischen Umgang mit Veränderung in Unternehmen und Institutionen zu bieten sowie allgemeingültige Grundprinzipien herauszukristallisieren und nützliche Anregungen für den konkreten Führungs- und Beratungsalltag zu geben.

Peter Kruse (1955-2015) war geschäftsführender Gesellschafter des Methoden- und Beratungsunternehmens nextpractice GmbH in Bremen und lehrte als Honorarprofessor für Allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen. Über 15 Jahre untersuchte er als Hirnforscher die Komplexitätsverarbeitung in intelligenten Netzwerken. Der Schwerpunkt seiner beraterischen Arbeit lag in der Anwendung und praxisnahen Übertragung von Selbstorganisationskonzepten auf unternehmerische Fragestellungen. 2007 wählte ihn das Personalmagazin zum wiederholten Male in die Liste der 40 führenden Köpfe im Personalwesen.

»Lernen ist wie rudern gegen den Strom.
Sobald man aufhört, treibt man zurück.«

Benjamin Britten, englischer Komponist

1. Die strategische Herausforderung


Vernetzung verändert Unternehmen


Globale Vernetzung als Menschheitsprojekt

Wenn eine fremde Intelligenz die Erde in den letzten Jahren aus der Distanz beobachtet hätte, wäre sie vielleicht zu der Einschätzung gelangt, dass die ganze Menschheit seit längerem ein besonderes Projekt verfolgt: ihre globale Vernetzung. Jedenfalls wächst die räumliche und zeitliche Dichte von Telekommunikation und Datentransfer exponentiell. Zudem nimmt die Reisetätigkeit dramatisch zu, berichten die Medien aus den hintersten Winkeln der Welt und steigen die Kapital- und Warenströme rapide an. Vielleicht würde die fremde Intelligenz sogar eine zielgerichtete Strategie hinter dem Geschehen vermuten, wie beispielsweise beim Turmbau zu Babel, bei der Errichtung der Chinesischen Mauer oder der ägyptischen Pyramiden. Wie dem auch sei, die Menschheit konzentriert ihre Willenskraft offenbar auf die neue Kulturleistung der globalen Vernetzung.

Vielleicht käme die fremde Intelligenz aber auch zu der Auffassung, dass es sich bei der zunehmenden Vernetzung eher um eine unbewusste Strukturbildung handelt, wie sie etwa bei Staaten bildenden Insekten vorkommt. Jenseits der Zuschreibung individueller oder kollektiver Intelligenz scheint das Phänomen einer beschleunigten Netzwerkbildung jedenfalls ein zentrales Charakteristikum der aktuellen Entwicklung zu sein. Unabhängig davon, wie absichtsvoll die Netzwerkbildung tatsächlich betrieben wird, empfiehlt sich zweifellos, das Geschehen und seine Konsequenzen näher zu betrachten.

Sich gleichsam in einem Atemzug aufdrängende Beispiele für die exponentielle Erhöhung der Vernetzungsdichte sind die Globalisierung der Wirtschaft und der Telekommunikation sowie nicht zuletzt die Entwicklung des Internets.

Inzwischen lösen sich im Markt die überkommenen Zuständigkeiten sowie die einschlägigen Abgrenzungen zwischen Staatsapparaten und Unternehmen tendenziell auf. Kommunikative Erreichbarkeit an jedem Ort der Welt ist nahezu eine Selbstverständlichkeit, der unkontrollierte und preiswerte Austausch selbst großer Datenmengen längst Alltagspraxis. Immer mehr Menschen haben Zugang zu den sich bildenden Netzwerken und auch die Fähigkeit, sie zu benutzen. Die im Telekommunikationssektor gerade entstehende vierte und jüngste Mobilfunkgeneration dürfte in naher Zukunft sogar sich selbst knüpfende Datenfunk-Gewebe mit sich bringen.

Globales Gehirn

Vor nicht allzu langer Zeit war es aufgrund der Entwicklung der Massenmedien reizvoll, sich die Welt als ein »globales Dorf«(McLuhan) vorzustellen.