»Lernen ist wie rudern gegen den Strom.
Sobald man aufhört, treibt man zurück.«
Benjamin Britten, englischer Komponist
1. Die strategische Herausforderung
Vernetzung verändert Unternehmen
Globale Vernetzung als Menschheitsprojekt
Wenn eine fremde Intelligenz die Erde in den letzten Jahren aus der Distanz beobachtet hätte, wäre sie vielleicht zu der Einschätzung gelangt, dass die ganze Menschheit seit längerem ein besonderes Projekt verfolgt: ihre globale Vernetzung. Jedenfalls wächst die räumliche und zeitliche Dichte von Telekommunikation und Datentransfer exponentiell. Zudem nimmt die Reisetätigkeit dramatisch zu, berichten die Medien aus den hintersten Winkeln der Welt und steigen die Kapital- und Warenströme rapide an. Vielleicht würde die fremde Intelligenz sogar eine zielgerichtete Strategie hinter dem Geschehen vermuten, wie beispielsweise beim Turmbau zu Babel, bei der Errichtung der Chinesischen Mauer oder der ägyptischen Pyramiden. Wie dem auch sei, die Menschheit konzentriert ihre Willenskraft offenbar auf die neue Kulturleistung der globalen Vernetzung.
Vielleicht käme die fremde Intelligenz aber auch zu der Auffassung, dass es sich bei der zunehmenden Vernetzung eher um eine unbewusste Strukturbildung handelt, wie sie etwa bei Staaten bildenden Insekten vorkommt. Jenseits der Zuschreibung individueller oder kollektiver Intelligenz scheint das Phänomen einer beschleunigten Netzwerkbildung jedenfalls ein zentrales Charakteristikum der aktuellen Entwicklung zu sein. Unabhängig davon, wie absichtsvoll die Netzwerkbildung tatsächlich betrieben wird, empfiehlt sich zweifellos, das Geschehen und seine Konsequenzen näher zu betrachten.
Sich gleichsam in einem Atemzug aufdrängende Beispiele für die exponentielle Erhöhung der Vernetzungsdichte sind die Globalisierung der Wirtschaft und der Telekommunikation sowie nicht zuletzt die Entwicklung des Internets.
Inzwischen lösen sich im Markt die überkommenen Zuständigkeiten sowie die einschlägigen Abgrenzungen zwischen Staatsapparaten und Unternehmen tendenziell auf. Kommunikative Erreichbarkeit an jedem Ort der Welt ist nahezu eine Selbstverständlichkeit, der unkontrollierte und preiswerte Austausch selbst großer Datenmengen längst Alltagspraxis. Immer mehr Menschen haben Zugang zu den sich bildenden Netzwerken und auch die Fähigkeit, sie zu benutzen. Die im Telekommunikationssektor gerade entstehende vierte und jüngste Mobilfunkgeneration dürfte in naher Zukunft sogar sich selbst knüpfende Datenfunk-Gewebe mit sich bringen.
Globales Gehirn
Vor nicht allzu langer Zeit war es aufgrund der Entwicklung der Massenmedien reizvoll, sich die Welt als ein »globales Dorf«(McLuhan) vorzustellen.