: Wolf Bauer, Torsten Zarges
: Creative Leadership Erfahrungen aus drei Jahrzehnten an der Spitze der UFA
: Herbert von Halem Verlag
: 9783869625744
: 1
: CHF 16.10
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 168
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vom Privat-TV-Urknall bis zur digitalen Transformation: 27 Jahre lang hat Wolf Bauer als CEO der UFA Geschichten auf verschiedensten Plattformen erzählt und damit Mediengeschichte geschrieben. Kein anderer deutscher Produzent hat einen Konzern vergleichbarer Größe über einen so langen Zeitraum gelenkt. In die Ära Bauer fielen einige der größten Disruptionen der 100-jährigen UFA-Historie, die immer wieder neuartige kreative wie unternehmerische Antworten erforderten. Mit dem Erfahrungsschatz aus drei Dekaden Creative Leadership liefert Wolf Bauer Denkanstöße und Inspirationen für gegenwärtige wie künftige Führungskräfte der Kultur- und Kreativwirtschaft und ermutigt gerade auch Kultur- und Geisteswissenschaftler, sich unternehmerische Führung zuzutrauen.

Wolf Bauer, Jg. 1950, war zunächst Journalist bei Kennzeichen D im ZDF und ab 1980 Produzent bei der UFA. Er schuf zahlreiche Spielfilme, Serien und TV-Movies. Ab 1990 wurde er zum CEO der UFA bestellt und entwickelte das Unternehmen zum größten Programmproduzenten Deutschlands. Derzeit ist Wolf Bauer exklusiv für die UFA als Produzent von Kinofilmen und High-End-Drama-Serien tätig. Torsten Zarges, Jg. 1975, diplomierter Journalist und Politologe, ist Managing Partner von 'Zarges|creative talent connection', einer Agentur für Media Industry Events und Literary Management, die er 2004 in Köln gründete. Seit 2013 ist er außerdem Chefreporter des Medienmagazins DWDL.de. Seit 2004 wirkt er regelmäßig in den Jurys und Nominierungskommissionen des Grimme-Preises mit.

2.VERANTWORTUNG ODER: WORAN SPÜRT MAN DIE WIRKUNGSMACHT DER BEWEGTEN BILDER?


Unter Fernsehmachern haben sich manche eilig dahingesagten Sprüche eingebürgert, die ich aus tiefstem Herzen verabscheue. Ganz oben auf meiner persönlichen Schwarzliste: »Das versendet sich.« Dicht gefolgt von »Wir machen doch nur Fernsehen und keine Herz-OP.« Während der erste Satz aus meiner Sicht einen sträflichen Mangel an Respekt vor dem Publikum offenbart, redet der zweite die Verantwortung für das eigene Tun unangemessen klein. Nein, es geht in unserem Geschäft nicht um Leben und Tod. Und mir liegt auch nichts an einem müßigen Abwägen der Verantwortung zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen. Man sollte sich möglichst nie zu ernst nehmen. Aber: Ich treffe immer noch zu viele Branchenkollegen, die ihre Verantwortung gnadenlos unterschätzen oder aus Bequemlichkeit ignorieren.

Eines der Laborseminare, das mich im Publizistikstudium an der FU Berlin am nachhaltigsten beeindruckte, bezog sich auf die Sendungbetrifft: fernsehen. Das war ein medienkritisches Magazinund Dokumentationsformat, das von 1974 an zehn Jahre lang im ZDF lief. Sein Ziel war es nicht, Nabelschau zu betreiben, sondern die Medienkompetenz der Zuschauer zu stärken, oftmals mit kontroversen Themen. Helmut Greulich, der Redaktionsleiter, wagte mit uns ein Experiment, aus dem ein viel diskutierter Beitrag für seine Sendung wurde: »Vier Wochen ohne Fernsehen«. Wir bauten eine Versuchsanordnung auf, die zwei Berliner Arbeiterfamilien dabei beobachtete, wie sie für einen Monat komplett aufs Fernsehen verzichteten. Von der Kamera begleitet, ließen wir die TV-Geräte aus ihren Wohnzimmern abtransportieren und installierten dort jeweils eine Handvoll feste Videokameras. Um keinen Einfluss durch unsere Anwesenheit zu nehmen, kamen wir nur dann vorbei, wenn Videobänder und Batterien in den Kameras ausgetauscht werden mussten. Mit unserem frühen Vorgriff aufBig Brother mochten wir inhaltlich modern sein, an digitale Aufzeichnungstechnik war freilich noch nicht zu denken. Unser Experiment zeigte am Ende eindrucksvoll, welche ausgleichende Wirkungsmacht das Medium Fernsehen hatte. Es wirkte wie ein Katalysator, der die im Alltag erlittenen Frustrationen und die Zwistigkeiten innerhalb der Familien eindämmte. Ohne ihren Fernseher und die verbindende Kraft gemeinsamer Seherlebnisse kamen die Familienmitglieder nicht mehr miteinander aus. Eines der beiden Ehepaare wollte sich nach den vier Wochen sogar trennen. Es war schockierend, die enorme emotionale Bindekraft des Fernsehens in ihrer Negativwirkung vorgeführt zu bekomme