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"Ich hatte einen seltsamen Traum letzte Nacht. Ich habe keine Ahnung, wie ich dazu komme, ich habe so etwas noch nie geträumt", sagte Valerie voller Überzeugung, so dass Korbas, der große traurige Braune, jedes Wort verstand. Genau so wie sie es gesagt hatte. Seine Hufe machten “klack klack klack” auf dem Asphalt, der zwei abgeerntete Maisfelder voneinander trennte. Es gab wenige Geräusche, die einen so ekstatischen Widerhall auslösen konnten. Sie hatte ein Gefühl, unsichtbar zu tanzen wie Faschingskonfetti, auch wenn es Anfang Oktober war, und Korbas andächtig wie in einer Osterprozession neben ihr herschritt.
Seine Ohren drehten sich wie ein Windspiel. Valerie, von so großer Liebe und Zuneigung gepackt, weinte. Unerträglich schön. Der riesige Kopf schwenkte einen Hauch in ihre Richtung und das große sanfte Auge fiel in ihr Herz wie ein Tropfen flüssiges Gold. Er schnaubte und Valerie schnaubte unsichtbar mit.
Korbas wusste nichts von Sigmund Freuds Traumdeutung, und Sigmund Freud wusste nichts von Korbas goldenem Herzen. Und irgendwo dazwischen hing eine unaussprechliche Wahrheit, die keine Worte hatte.
Vermutlich war es nicht wichtig, die Bedeutung des Traumes zu kennen. Es genügte voll und ganz hier zu sein, mit Korbas spazieren zu gehen und sich den Ekstasen hinzugeben, die vom Wellenschlag des Windes erzeugt wurden. Solange bis die Gedanken aufhörten und das reine Gefühl von Liebe alles überstrahlte. Wenn sie zu viel und zu lange nachdachte über die Mysterien von Träumen und anderem wurde Korbas ungehalten oder, was schlimmer war, sehr traurig. Er hatte recht.
Genauso vorhersehbar war die Tatsache, dass Valerie nicht eher Ruhe geben würde, bis sie wusste, alles wusste, woher, wohin, warum und in welchem Winkel der Traum von letzter Nacht zu dem von vorletzter Nacht stand. Sie war eben eine Angehörige der Spezies Mensch.
"In dem Traum sah ich eine Höhle, und da war diese Frau … umgeben von Licht, strahlendem Licht, wie soll ich sagen …" Valerie sah, wie der Meister des ungetrübten Seins die Ohren aufstellte."Sie war überirdisch … eine Göttin. Sie sagte, ihr Name sei Epona, die Pferdegöttin. Da sah ich, dass sie auf einem Pferd saß, seitwärts. Mir war, als würde sie lächeln. Als ich aufgewacht bin, war ich glücklich. Es war ein wirklich schöner Traum.“ Valerie seufzte.
„Aber es ist doch besser, wieder in der realen Welt angekommen zu sein." Korbas blieb stehen und Valerie blickte nach oben, dorthin, wo er seinen großen braunen Kopf wie einen Thron über der Landschaft aufgestellt hatte. Sein undurchdringliches Auge richtete sich auf etwas Unsichtbares in der Ferne. Radfahrer, Traktor oder entlaufener Zwergpudel, alles konnte hinter der Holunderhecke auf sie warten. Aber da war Nichts. Andererseits war Nichts ja auch etwas, dachte Valerie. Sonderbar.
Die Erinnerung an den Traum tauchte wie ein sanft sprudelnder Springbrunnen erneut vor Valeries innerem Auge auf. Sie hüpfte, pfiff und schnalzte und Korbas setzte seinen mächtigen Körper in Trab, warf seine langen Beine eins vor das andere, die Hufe voraus, als wolle er der Welt ein royales Statement entgegenschleudern. Valerie rannte und Korbas trabte mit, den Kopf in die Höhe gestreckt, die Nüstern aufgebläht. Es hätte Valerie nicht gewundert, wenn er im nächsten Augenblick Feuer gespuckt oder sich in eine lila Dampfwolke aufgelöst hätte.
Es ging ihnen gut, besser als sie es sich je hätten träumen lassen. Vor einem halben Jahr hatten sie beide den schwersten Verlust ihres Lebens erlitten. Valerie hatte ihre Tochter verloren und Korbas den ersten Menschen, der ihn in seinem von Gefängnishaft bestimmten Leben, mit Haut und Haar geliebt hatte. Das Schicksal hatte sie aneinander geschmiedet und jetzt waren sie unzertrennbar.
Wie rücksichtsvoll der Riese war. Wie millimetergenau er seinen mächtigen Körper ausrichten konnte, damit er ihr nicht auf die Füße trat. Für Valerie unvorstellbar. Göttlich. Erhaben. Oft unwirklich.
"Ich bin so glücklich!" Sie blieb stehen und brach wieder in Tränen aus."Ja, ja, ja, ich bin so glücklich und es ist wirklich wahr.“
Sie lief wieder los und fing an zu singen:"He's a jolly good fella, he's a jolly good fella". Es gefiel Korbas. Die Falten um seine Augen wurden glatt und die großen dunklen Kugeln schillerten. Nachdem sie „Fella“ hundertmal wiederholt hatte, sang sie:"She loves you, yeah, yeah, yeah." Das gefiel ihm noch besser. Seine Beine schienen sich in Verzückung einzurollen, als wolle er einen Balletttanz vor Ludwig, dem Sonnenkönig, aufführen.
Sie erreichten die Wegkreuzung mit der hundertjährigen Eiche und stell