: Sarah Bessey
: Und die Frau schweige (nicht) Was uns entgeht, wenn wir die Gaben und Erfahrungen von Frauen beim Bau von Gottes Reich übergehen
: Gerth Medien
: 9783961226290
: 1
: CHF 11.80
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: Praktische Theologie
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dass auch heute noch oft ausschließlich Männer die 'wichtigen' Bereiche der Gemeinde leiten, ist durchaus fragwürdig. In diesem einfühlsamen, aber auch provokanten Liebesbrief an die Gemeinde lädt Sarah Bessey dazu ein, die von Menschen aufgestellten Hindernisse abzubauen - und zuzulassen, dass Frauen mit ihren gottgegebenen Gaben wertvolle Beiträge leisten können. Sie betrachtet, wie Jesus Frauen integriert hat, und beschreibt, wie das Reich Gottes aussehen könnte, wenn jede und jeder mit seinen Gaben an dessen Bau beteiligt ist. Ein theologisch fundiertes Buch, das prägnant die Not vieler Frauen aufgreift und auf einladende Weise Auswege aus dem Dilemma aufzeigt.

Einleitung

Ein Lagerfeuer am Ufer


So, jetzt geht’s los: Lass uns unsere Ansichten, unsere fein säuberlich geordneten Bibelverse, unsere sorgfältig ausgearbeiteten Argumente niederlegen. Lass uns eine Pause einlegen und uns nicht länger in diesem stickigen Raum gegenübersitzen.

Lass uns nach draußen gehen. Ich wünsche mir, dass wir um eine mit Steinen umrandete Feuerstelle sitzen und den Mond betrachten, der über dem Wald aufgeht. Lass uns guten Rotwein trinken und uns in kuschelige Pullover einmummeln. Bald werden wir spüren können, wie sich die Kälte des Abends heranstiehlt, und die Berge ruhen mit gefalteten Händen.

Und ich wünsche mir, dass wir darüber reden – dass wir wirklich offen reden über Frausein, Gemeinde, Schubladen und darüber, wie es weitergeht. Denn die bösartigen Streitigkeiten, die Abgrenzungen, das „Du bist drin, aber die sind draußen“, die Debatten und das Totschweigen (oder Mundtotmachen) bringen uns nicht weiter, oder? Wir haben unsere Gemeinden oft wie Minenfelder behandelt und so getan, als sei die Theologie ein Schlachtfeld, als seien wir die Verwundeten und als seien wir die Verwundenden.

Ich will ehrlich sein: Einige der Dinge, die ich sagen werde, könnten dir missfallen. Vielleicht bist du mit einzelnen Aussagen nicht einverstanden, aber das ist okay – leiste mir trotzdem Gesellschaft. Lass uns hier sitzen, im harten Licht der Wahrheit und der schlichten Schönheit, in der Spannung des Jetzt-Schon und des Noch-Nicht von Gottes Reich, und lass uns entdecken, wie wir auf wunderschöne Weise unterschiedlicher Meinung sein können.

Egal, mit welcher „Seite“ oder Lehrmeinung du zu tun hattest, welche Erfahrungen du gemacht hast oder welcher kirchlichen Tradition du angehörst: Ich bin sicher, dass du Verletzungen davongetragen hast. Tun wir das nicht alle? Vielleicht hat jemand deine Gaben und deine Berufung, deine Fähigkeiten und deine Erfahrung heruntergespielt und weggeredet – vielleicht sogar deine Ehe, deine Geschichte, dein Zeugnis. Jemand hat dich vielleicht mit Bibelstellen und Begriffen und Beweistexten erschlagen und dir das Gefühl gegeben, dass du irgendwie falschliegst – entweder in dem, wie du deinen Glauben lebst, in deinen Überzeugungen oder sogar in deiner tiefsten Persönlichkeit. Vielleicht hat man dich verletzt, unterdrückt, gebrochen, gefesselt, gebremst und in die Enge getrieben, missbraucht, bedrängt, dir Grenzen gesetzt und dich zum Schweigen gebracht – dich oder jemanden, den du liebst. Ich kenne das, ja, ich kenne das nur allzu gut. Und vielleicht hast du selbst diese Sünden auch an jemand anderem begangen.

Nimm dir einen Moment Zeit, um dein Glas wiederaufzufüllen. Lass uns mit einem bittersüßen Lächeln auf die Wahrheit anstoßen. Es ist okay, ich verstehe das. Wohlweislich habe ich für später auch eine Thermoskanne mit starkem Tee mitgebracht. So sind wir Kanadier eben – wir lieben unseren Tee (beim Teetrinken kann man ein