: Christine Schönberger, Peter Stolz
: Betreutes Leben in Familien Psychiatrische Familienpflege
: Psychiatrie-Verlag
: 9783884143551
: 1
: CHF 18.00
:
: Pflege
: German
: 177
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Ein Weg, Teilhabe und Integration für Menschen mit Behinderungen im Netzwerk normaler Alltagsbezüge zu fördern, ist das »Betreute Leben in Familien«. Genutzt wird das bürgerschaftliche Engagement und die Integrationsfähigkeiten von Familien, um Menschen mit intensiver Unterstützungsbedürftigkeit gegen Aufwandsentschädigung und Betreuungsgeld ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Das Handbuch bietet praktische Arbeitshilfen und Lernmodelle für den Aufbau dieses aus der traditionellen Psychiatrischen Familienpflege hervorgegangenen Betreuungsbausteins.
Erfol e und Misserfolge bei der Implementierung des Konzeptes werden zu einem komplexen Bild von Möglichkeiten und Grenzen dieses besonderen Versorgungsnetzwerkes zusammengefügt, das im Unterschied zu Formen des betreuten Wohnens von Laien erbracht wird. Gefordert ist weder die Anleitung der Familie nach dem Ko-Therapeuten-Modell noch das von Fachkräften aus der Arbeit in Institutionen gewohnte, stellvertretende Expertenhandeln. Es gilt die sehr persönlichen, nicht selten ungewöhnlichen Fähigkeiten und Ressourcen von Familienmilieus zu akzeptieren und zu stärken. Denn gerade diese schaffen beschützende Lebensnischen oder bahnen unerwartete Entwicklungen bei den Gastbewohnern.
Die Bewohner (S. 69-70)

Die Familienpflege hat auf veränderte Betreuungserfordernisse der Versorgungslandschaft reagiert. Die Beschränkung der Familienpflege auf psychisch kranke Menschen, wie dies im Namen»Psychiatrische Familienpflege« zum Ausdruck kommt, ist von der Praxis längstüberholt. Aber psychisch kranke Menschen bilden noch immer die größte Bewohnergruppe, auch wenn dabei der Anteil von Patienten mit langen Hospitalisierungskarrieren nicht mehr dominiert.

Gegenwärtig werden Menschen mit sehr unterschiedlichen Behinderungen in Gastfamilien aufgenommen, ihr Kreis wird kontinuierlich erweitert. Zu den jüngsten Entwicklungen zählt die Betreuung von psychisch kranken Müttern oder Vätern und ihren Kindern in Gastfamilien, die nicht nur im LDS erfolgreich erprobt wurde (www.psychiatrische-familienpflege.de). Die bisher vorhandenen offenen Hilfeangebote, wie Einzelfallhilfe oder sozialpädagogische Familienhilfe, entsprechen oftmals nicht den besonderen Bedürfnissen und Erfordernissen von gesundem Kind und psychisch krankem Elternteil.

Ein notwendiger Heimaufenthalt führt zur Trennung von Mutter /Vater und Kind. Das Angebot des gemeinsamen Lebens in einer Gastfamilie erübrigt eine Heimunterbringung der Kinder und verhindert traumatische Trennungen von der primären Beziehungsperson. Mutter und Kind erhalten von den Mitgliedern der Gastfamilie Zuwendung und Unterstützung, die die Mutter / der Vater (zeitweise) nicht mehr gewähren kann. Das familiale Betreuungsfeld beugt sekundären Verhaltensauffälligkeiten vor und erschließt Hilfemöglichkeiten bei bereits vorhandenen Entwicklungsstörungen.

Heterogene Klientenstruktur

Die Familienpflege scheint sich für Menschen mit sehr unterschiedlichen Behinderungen zu eignen, deren spezieller Bedürfnislage das Leben in Familien mit einer sehr individuellen und persönlichen Assistenz am besten entspricht. Die heterogene Klientenstruktur bedeutet für die Familien und für die Arbeit des Teams, dass die Gewinnung und Ansprache der Bewohner, die Zahl der beteiligten und einzubeziehenden Fachkräfte, die Ziele und die Form der Begleitung in jedem einzelnen Fall abgestimmt und geplant werden müssen.

Bewohner nach langjährigem Aufenthalt in einer Institution stellen andere Anforderungen als diejenigen aus dem ambulanten Bereich.Menschen mit geistiger Behinderung haben teilweise andere Schwierigkeiten und andere Bedürfnisse als psychisch kranke Menschen. Sie sind häufig kontaktfreudiger und brauchen sozialen Rückzug nicht in dem Maß wie viele Menschen mit psychotischen Erkrankungen. Welche Bewohner sind für die Familienpflege geeignet? Für die Identifizierung geeigneter Bewohner spielen medizinisch-diagnostische Urteile eine untergeordnete Rolle.
Inhalt4
Vorwort6
Einleitung7
Eine Entwicklungsgeschichte: Das Ehepaar Rauch bei Familie Grothe9
Betreutes Leben in Familien – Chancen und Risiken der Familienpflege12
Psychiatrische Familienpflege in Deutschland – ein kurzer historischer Abriss12
Psychiatrie und Familie zwischen Abwertung und Idealisierung17
Von den Schwierigkeiten einer angemessenen Sprache in der Familienpflege21
Über die Zukunft familialer Strukturen25
Gelassene und pessimistische Zukunftseinschätzungen25
Rahmenbedingungen für den Aufbau des Betreuten Lebens in Familien28
Gesundheits- und sozialpolitische Zielvorstellungen28
Hilfeplanung für Menschen mit Behinderungen31
Sozialrechtlicher und finanzieller Rahmen32
Beteiligte Akteure: Interessen, Motive, Haltungen36
Vermittlung des Konzepts in der Region37
Organisation des Bausteins und betriebswirtschaftliche Perspektive40
Zusammenfassung der Rahmenbedingungen42
Das Gesundheits- und Krankheitsverständnis in der Familienpflege44
Die Hartnäckigkeit der pathogenetischen Perspektive44
Die Integrationskraft der salutogenetischen Perspektive46
Subjektive Gesundheits- und Krankheitstheorien in Familien47
Salutogenese in der Familienpflege49
Normaler Alltag, Integration und Partizipation – Konzepte der Familienpflege50
Der Alltag in Familien als Entwicklungschance50
Entwicklungen und Veränderungen bei den Bewohnern52
Normalität und Normalisierung54
Integration: Chancen und Begrenzungen54
Erfolge und »Gewinne« der Gastfamilien55
Familienpflege als Laienhilfe57
Emotionale und soziale Kompetenzen der Gastfamilien58
Familien als Lernort59
Die Gastfamilien60
Was zeichnet geeignete Gastfamilien aus?60
Wie findet man die Gastfamilien?60
Das Vorgehen bei der Auswahl von Gastfamilien61
Die Auswahl von Gastfamilien: worauf muss man achten?62
Voraussetzungen bei Gastfamilien63
Motive und Erwartungen der Gastfamilien67
Die Bewohner70
Welche Bewohner sind für die Familienpflege geeignet?70
Motive der Bewohner71
Unterschiedliche Zielgruppen72
Die Aufgaben des Teams76
Öffentlichkeitsarbeit76
Aufbau von Kooperationsstrukturen76
Klientenbezogene Aufgaben78
Gastfamilien und Bewohner86
Die Begleitung der Gastfamilien86
Stärkung der Beziehungsfähigkeit und Beziehungsbalancierung88
Empowerment und Vernetzung89
Nutzung von Entlastungsmöglichkeiten90
Sicherung einer angemessenen Selbstsorge90
Typische Phasen im Zusammenleben und die Aufgaben des Teams92
Probewohnen92
Eingewöhnungszeit93
Krankheitsepisoden und Krisensituationen94
Fremdes und unverständliches Verhalten95
Den Alltag im Zusammenleben begleiten97
Die Begleitung der Bewohner100
Integration und Entwicklung100
Festigung der Identität durch Biografiearbeit101
Advokatorisches Engagement102
Fachlichkeit in der Familienpflege104
Persönliche und fachliche Qualifikationen107
Kollegiale Beratung, Supervision und Fallbesprechung112
Qualifikation und Weiterbildung113
Fachliche Kompetenzen der Sozialen Arbeit in der Familienpflege116
Leben in Familien118
Die Begleitung von Frau Hoffmann in der Familie Bender118
Die Begleitung von Herrn Berg in der Familie Dachs123
Literaturverzeichnis129
Verzeichnis der Webseiten134
Abkürzungsverzeichnis135
Anlagen A bis J136
Anlage A136
Anlage B142
Anlage C147
Anlage D151
Anlage E152
Anlage F156
Anlage G162
Anlage H164
Anlage I171
Anlage J172