Einleitung
Wo die Zitronen blühn – Von Pilgern und Entdeckern
Die liebste Lektüre meiner Mutter war John BunyansPilgerreise (The Pilgrim’s Progress).1 Über Jahre lag dieses Buch auf ihrem Nachttisch, fast wie ein stiller Tadel an die Adresse meines Vaters, dessen sehr viel seichterer Lieblingsschmöker,Der Graf von Monte Christo, stets neben seinem Kissen auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes zu finden war.2 Die Helden dieser beiden Bücher verkörperten die so verschiedenen Gemüter meiner Eltern – und ich habe allen Grund zu der Annahme, dass „der Pilger“ und „der Graf“ auch in jenen Augenblicken diskret zugegen waren, in denen mein eigener Lebensweg seinen Anfang nahm.
Trotz einer obligatorischen Wallfahrt zu der Stelle, wo in Elstow, Bedfordshire, einmal sein Geburtshaus gestanden hatte – ich muss damals sieben oder acht Jahre alt gewesen sein –, bin ich mit Bunyan nie wirklich warm geworden. Er ist Puritaner gewesen – mehr noch: ein puritanischerPrediger, ernst und streng. Und doch habe ich ausgerechnet bei ihm jene wunderbare Allegorie kennengelernt, die den Lebensweg als eine Reise durch wechselvolles Gelände beschreibt, mitsamt allen „Sümpfen der Verzweiflung“, aber auch mit „herrlichen Höhen“; als eine Reise, an deren Ende die Ankunft in einer „himmlischen Stadt“ lockt. Bei der allmorgendlichen Schulversammlung schmetterten wir aus voller Kehle Bunyans mitreißendesTo Be a Pilgrim, das einzige Kirchenlied aus seiner Feder:
He who would valiant be
’Gainst all disaster,
Let him in constancy
Follow the Master.
There’s no discouragement
Shall make him once relent
His first avowed intent
To be a pilgrim.
Wer sich im Lebenssturm
fest will bewähren,
folge dem Meister nur
und seinen Lehren.
Keiner Enttäuschung Schlag
zeitigt, dass er verzagt
und schließlich ganz entsagt
dem Weg des Pilgers.3
Die markante Melodie von Ralph Vaughan Williams, nach der Bunyans Text heute meist gesungen wird, trägt zu der immensen Wirkung des Liedes noch einiges bei.
Das Singen von Kirchenliedern war ein wesentlicher Teil meiner Erziehung. Noch