: Marie Merburg
: Sommerflimmern Ein Ostsee-Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732560905
: Rügen-Reihe
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 415
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ariane lebt auf Rügen, doch das, was sie am meisten brauchen könnte, ist Urlaub! Sie muss nicht nur ihrer Freundin bei der Hochzeitsplanung helfen, sondern auch noch den Verkupplungsversuchen ihrer Mutter entgehen. Schließlich kann sie eins im Moment überhaupt nicht gebrauchen: einen Mann. Erst als der Schriftsteller David auf der Ostseeinsel auftaucht, um sich um seine kranke Großmutter zu kümmern, bringt er Arianes Haltung ins Wanken und ihr Herz zum Klopfen. Aber dann merkt sie, dass ihr David etwas verheimlicht.Was hat er in seiner Heimat Usedom zurückgelassen, von dem sie nichts erfahren darf?



Marie Merburg ist im Süden Deutschlands aufgewachsen und lebt auch heute noch mit ihrer Familie in Baden-Württemberg. Für ihre Romane über die Liebe, den Sommer und das Meer hat sie sich aber die deutsche Ostseeküste als Schauplatz ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist. Als Janine Wilk schreibt sie auch erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.

1. Kapitel


In meinem Laden ›Schönheit kommt von Rügen‹ ließ sich ungefähr so selten ein Kunde blicken, wie der Halleysche Komet die Erde passierte. Ich war schon derart an das Alleinsein gewöhnt, dass ich mich in meinem Verkaufsraum zuweilen verhielt wie in meinem eigenen Wohnzimmer. Vor einer Stunde hatte ich mir hinter dem Tresen beispielsweise die Fußnägel lackiert. Wäre ein Kunde gekommen, hätte er mich mit hochgerollten Hosenbeinen und babyblauen Zehenspreizern zwischen den Fußzehen erwischt. Somit hatte ich dem Leben eine Steilvorlage für eine echt peinliche Situation geliefert – und was hatte es daraus gemacht? Nix. Ich hatte meine Fußnägel völlig ungestört in der Farbe ›Honolulu-Pink‹ lackieren können.

Ich stieß frustriert die Luft aus und stellte noch einen ›Sommer-Special‹-Korb zusammen. In meinem Laden verkaufte ich handgesiedete Seifen und Bio-Kosmetikprodukte aus Rügener Manufakturen. Die ›Sommer-Special‹-Körbe, mit denen ich die Touristen anzulocken versuchte, enthielten zum Beispiel Bio-Sonnenmilch, ein modernes Strandtuch aus fair gehandelter Bio-Baumwolle und eine handgesiedete Seife mit sommerlichem Kokos-Ananas-Duft.

Dieser Laden war schon immer mein Traum gewesen, und ich hatte nicht nur all meine Ersparnisse investiert, sondern auch einen Kredit aufnehmen müssen. Doch all meine Leidenschaft, die Risikobereitschaft und die vielen Arbeitsstunden zahlten sich offenbar nicht aus. Dabei brachte ich eigentlich die besten Voraussetzungen mit: ein abgeschlossenes BWL-Studium und eine Zusatzausbildung als Kosmetikerin mit einer Spezialisierung auf natürliche Produkte. Allerdings hätte ich kein Studium benötigt, um zu erkennen, wo das eigentliche Problem lag: Ich hatte meinen Laden unbedingt in Sellin eröffnen wollen, da die Touristen in Massen zu der berühmten Seebrücke strömten. Doch aufgrund meines knapp bemessenen Startkapitals hatte ich mir leider keine Geschäftsräume in der belebten Wilhelmstraße leisten können. Bedauerlicherweise auch nicht in der näheren Umgebung. Mein Laden war so weit von den üblichen Laufwegen entfernt, dass sich kaum Touristen hierher verirrten. Dabei hatte der Makler mir damals versichert, es wäre ein aufstrebendes Viertel, und schon bald würden sich Galerien und Modelabels in der Gegend niederlassen. Von wegen! Nach mir hatte lediglich ein thailändischer Schnellimbiss mit Lieferservice aufgemacht.

Das Glockenspiel über der Tür ertönte, und sofort richtete ich mich kerzengerade auf. Zwei Frauen traten ein. Ihre schlichten Blusen waren bis obenhin zugeknöpft, ihre dunkelbraunen Röcke reichten bis zu den Waden, und jede von ihnen trug ein Buch mit der Aufschrift ›Der wahre Glaube – Die Kinder des natürlichen Odems‹ wie den heiligen Gral vor sich her. Ach du meine Güte, die beiden kamen garantiert von irgendeiner obskuren Sekte! Schon überlegte ich, wie ich die zwei so schnell wie möglic