: Kurt Bayertz, Myriam Gerhard, Walter Jaeschke
: Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Band 3: Der Ignorabimus-Streit Der Ignorabimus-Streit
: Felix Meiner Verlag
: 9783787320127
: 1
: CHF 32.70
:
: Deutscher Idealismus, 19. Jahrhundert
: German
: 283
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
In diesem Streit - ausgelöst durch Emil Du Bois-Reymonds Schrift Über die Grenzen des Naturerkennens (1872) - ging es nicht mehr um die Frage des Vorrangs der Naturwissenschaften vor Philosophie und Religion, sondern um die Grenzen, die auch dem materialistisch-darwinistisch n Weltanschauungsreformprogramm gesetzt sind. Naturwissenschaft kann beschreiben und erklären, was der Fall ist - und hier kann sie unbeschränkt fortschreiten; aber kann sie auch Normen setzen, eine Ethik - und damit: ein vollständiges Weltbild - begründen? An diesem Punkt stößt sie nach Du Bois-Reymond auf eine unüberwindliche Schranke. Die Frage ist auch heute nicht geklärt. Die heute vorherrschende Meinung, nur die Naturwissenschaften seien in der Lage, uns das richtige Weltbild zu geben, bedarf der Korrektur. Die Beiträge dieser Bände zeigen, dass der Diskurs, in dessen Verlauf den Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert diese Rolle zugesprochen wurde, sich nicht auf Erkenntnisse stützen kann - sondern auf Fehleinschätzungen darüber beruht, was Naturwissenschaft leistet.

Kurt Bayertz ist emeritierter Professor für Praktische Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sein Buch »Der aufrechte Gang. Eine Geschichte des anthropologischen Denkens« wurde 2013 mit dem Tractatus-Preis für philosophische Essayistik ausgezeichnet. Im Meiner Verlag gab er u.a. heraus: Der Materialismus-Streit (PhB 618), Der Darwinismus-Streit (PhB 619), Der Ignorabimus-Streit (PhB 620).
Cover1
Inhalt7
Kurt Bayertz / Myriam Gerhard / Walter Jaeschke: Einleitung9
I. Die Ignorabimus-These und ihre Vorgeschichte19
Günther Mensching: Unbeschränkter Fortschritt und die Grenze des Erkennens. Zu einer Antinomie im Denken der Aufklärung19
Renate Wahsner: Debatten über die Grenzen des Naturerkennens vor dem Ignorabimus-Streit38
Andrea Reichenberger: Emil Du Bois-Reymonds Ignorabimus-Rede: ein diplomatischer Schachzug im Streit um Forschungsfreiheit, Verantwortung und Legitimation der Wissenschaft65
II. Wirkungen in den Wissenschaften91
Hans-Jörg Rheinberger: Der Ignorabimus-Streit in seiner Rezeption durch Carl Wilhelm von Nägeli91
Dietrich von Engelhardt: Das Ignorabimus Du Bois-Reymonds in Medizin und Psychiatrie100
Cord Friebe: Das bleibende Rätsel der Kraft: Du Bois-Reymonds erstes Ignorabimus im Lichte der modernen Physik119
Michael Stöltzner: »Das ›Ignorabimus‹ ist sinnlos.« Der Wiener Kreis und die Rückkehr eines alten Problems in der Quantenmechanik134
III. Philosophische Wirkungen des Ignorabimus153
Michael Pauen: Die Grenzen des Erkennens: Von Du Bois-Reymond zur aktuellen Philosophie des Geistes153
Kurt Bayertz: »Das Rätsel gibt es nicht.« Von Emil Du Bois-Reymond über Wittgenstein zum Wiener Kreis185
IV. Das Ignorabimus in der wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Diskussion207
Hans Jörg Sandkühler: Repräsentation – Grenzen und Entgrenzung der Erkenntnis. Von der Abbildung der Realität zur Befreiung des Sehens phänomenaler Wirklichkeit207
Myriam Gerhard: Du Bois-Reymonds Ignorabimus als naturphilosophisches Schibboleth243
Alexander C. T. Geppert: Okkultismus als Anti-Ignorabimus: Zur Geschichte einer epistemischen Mesalliance, 1872-1913255
Hinweise zu den Autorinnen und Autoren283