: Otto Inhester
: Case Management Ein Lern- und Lehrbuch zur Fallsteuerung in der Pflege und Gesundheitsversorgung. Individuell und sektoren-übergreifend versorgen
: Schlütersche
: 9783842691650
: 1
: CHF 37.10
:
: Pflege
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Case Manager*innen sind vielfältigen und widersprüchlichen Herausforderungen ausgesetzt. Um im Spannungsfeld von Klient - Organisation - Leistungsprozess - Kostenträger möglichst effiziente Hilfen zu organisieren, müssen sie den Case Management-Prozess sicher beherrschen. Anhand zahlreicher Beispiele und Übungen führt dieses Werk Schritt für Schritt in die Handlungslogik des Case Management ein und erleichtert den Transfer in das jeweilige eigene Arbeitsfeld. Behandelt werden Fälle aus der Langzeitversorgung (besonders bei chronischen Erkrankungen, in der Altenhilfe und der Kurzeitpflege), dem Entlassungsmanagement, in der ambulanten Versorgung, in der Reha, in der psychiatrischen Versorgung, bei technikabhängigen Klient*innen in der Häuslichkeit, bei der palliativen Versorgung und im Quartiersmanagement.

Otto Inhester ist Krankenpfleger und Diplompädagoge und arbeitete vielen Jahren freiberuflich in der Fort- und Weiterbildung von Gesundheitsberufeng. Ab 2013 leitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Witten/Herdecke, Department Pflegewissenschaft, u.a. die Weiterbildung zum Hilfsmittelexperten sowie Case Management und Pflegeberatung. Seit April 2016 ist Otto Inhester als freiberuflicher, zertifizierter Ausbilder (dgcc) für Case Management an verschiedenen Hochschulen und Bildungseinrichtungen tätig.

Dieses Kapitel vermittelt Ihnen eine Vorstellung von den generellen Aufgaben des Case Managements und dem Case Management-Prozess als persönlicher sozialer Dienstleistung (psD). Sie sollen

eine erste Übersicht über die sechs Phasen des Case Management-Prozesses (Aufnahme, Bedarfsermittlung, Hilfeplanung, Umsetzung, Überwachung, Abschlussevaluation) gewinnen und anhand phasenspezifischer Leitfragen die Funktionen und Aufgaben des jeweiligen Prozessschrittes beschreiben können,

die Frage beantworten können, warum und für wen Case Management ein notwendiges Angebot der Pflege und Gesundheitsversorgung ist,

anhand verschiedener Definitionen von Case Management die unterschiedlichen Sichtweisen auf die zentrale Aufgabe des Case Managements – Herstellung der Passung zwischen Klient*innen Kostenträger und Leistungserbringerorganisationen – erkennen,

die zweifache Relevanz des Dienstleistungsparadigmas für das Case Management verstehen.

Das Gesundheits- und Sozialwesen ist ein hochdifferenziertes und sektoriell stark gegliedertes System. Es bietet eine kaum überschaubare Vielfalt von Hilfeleistungen für die Wechselfälle des Lebens, in denen sich der Einzelne und sein nahes Umfeld (Subsidiaritätsprinzip) nicht allein helfen können (Solidaritätsprinzip). Diese differenzierte Struktur des Gesundheits- und Sozialwesens bringt in bestimmten Fällen die paradoxe Situation mit sich, dass Hilfesuchende zusätzliche Hilfe benötigen, um überhaupt einen Zugang zu den benötigten Hilfen zu erhalten und diese effizient konsumieren zu können.

Diese Situation ergibt sich, wenn das Selbstmanagementpotenzial/die Selbsthilfefähigkeit sowie die Kooperationsfähigkeit Betroffener angesichts der Krisenhaftigkeit ihrer Situation und des Umfangs benötigter Hilfen an ihre Grenzen kommen. Betroffene, die einen Bedarf an Case Management haben, befinden sich in zweifacher Hinsicht in einer Notlage:

Zum ersten befinden sie sich in einer belastenden, krisenhaften Situation. Das Krisenhafte besteht darin, dass bislang