: Susanna Fassbind
: Zeit für dich - Zeit für mich Nachbarschaftshilfe für Jung und Alt
: Rüffer& Rub Sachbuchverlag
: 9783906304342
: &rub visionär
: 1
: CHF 12.60
:
: Gesellschaft
: German
: 208
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alt und allein, in Not und niemand da - und dann? Dieses Buch handelt vom Geben und Nehmen, von Gemeinschaft und Fürsorge: Die Autorin Susanna Fassbind stellt das neue Mo-dell KISS für ein solidarisches Zusammenleben vor. KISS - Keep it small and simple - ist ein Verein, der der Freiwilligenarbeit eine neue Dimension hinzufügt: die 4. geldfreie Säule der Vorsorge, damit Menschen im Alter oder in schwierigen Lebenssituationen zu Hause bleiben können und betreut werden durch erfahrene und motivierte Freiwillige. Diese Freiwilligen werden mit Zeitgutschriften honoriert, die sie selbst für schwierige Situationen und fürs Alter ansparen oder sofort einsetzen können. Die Autorin beschreibt, wie KISS den gesellschaftli-chen Zusammenhalt in der Nachbarschaft stärkt und zugleich Staat und Private finanziell stark entlastet. Inzwischen gibt es zehn KISS-Genossenschaften, und ihre Zahl wächst stetig.

Susanna Fassbind, geboren 1943 in Zug, Studium an der Universität Zürich (Geschichte, Deutsch); 1988-99 Präsidentin des überparteilichen Vereins 'Umwelt Zug' mit Beratungsteams in allen Zuger Gemeinden; 1993-2011 Dozentin für 'Marketing für Nachhaltigkeit' an der ETH Zürich; laufend Betreuung von Arbeiten für Non-Profit-Organisationen, staatliche Stellen zu Nachhaltigkeitsbereichen (Lebensqualität, Gesundheit, Bau, Energie, Wasser) und damit regen Kontakt zu Verwaltungen, Räten und Medien. 1993-2000 Marketing-Projektleitung der Bundes-Programme Energie 2000 Nachhaltiges Bauen, Energie 2000 Energielabel und Sonderschauen. 2011 Mitgründerin Verein KISS, 2012-16 Co-Präsidentin des Vereins KISS, ab 2016: Ehrenpräsidentin. Gegenwärtig: Beratung von Gemeinden für Bauten, häusliche Begleitung und Betreuung, Projekte für die öffentliche Hand und Firmen zu Nachhaltigkeit, Altersfragen, Zeitgutschriften, Gesundheitsförderung, Frauen- und Männerbildung, Coaching. 'Prix Toni 1992'; 2015 ausgezeichnet mit Swiss Re Milizpreis sowie 1. Preis Ideenwettbewerb Wunsch-Schloss.

Inspirationen, Ressourcen
und Potenziale

Ideen und Visionen entstehen nicht aus dem Nichts: persönliche Erfahrungen, lange reifende Erkenntnisse und – nicht zu unterschätzen – Zeiten der Muße sind Geburtshelferinnen. So erging es auch uns Gründerfrauen von KISS.

Nicht erst mit den neueren, erhellenden Erkenntnissen der Hirnforschung hinterfrage ich, wo meine Inspirationen für die verschiedensten beruflichen und persönlichen Neuausrichtungen ihren Anfang nahmen. Wie ist es möglich, dass unglaublich viele Ideen zu einem Projekt verschmelzen, mit einiger Überlegung gebündelt zur Tat motivieren und dann die Kraft zum Durchhalten geben? Was mir stets hilft, meine Ideen und Gedanken zu klären, ist ein Blick in die Geschichte (als ehemalige Geschichtsstudentin!) und in meine Herkunft – in meine eigene und die von historischen Persönlichkeiten, in mich faszinierende Mythen des Altertums wie in den Zeitgeist6 einer Epoche. Für mich steckt eine tiefe Wahrheit im Ausspruch: »Zukunft braucht Herkunft.«7

Allgemeine Überlegungen zu Visionen und Pionierleistungen sind sicher hilfreich. Letztlich entstehen neue Modelle durch ein lebenslanges in sich Hineinhören. Immer tauchen scheinbar kleine Ereignisse auf, die den nötigen Kick und Mut geben und das bisherige Erfahrungswissen stärken. Meine kleinen Kicks finde ich in ein paar wenigen, sehr prägenden Erlebnissen, die mich mein langes und gesundes Leben begleiten und stützen. Meine Quellen lagen in der Jugend in Elternhaus und Schule und sind nun, im reifen Alter, eher bei empirisch-wissenschaftlichen Ansätzen von Soziologen angesiedelt.

Prägend waren Philosophien aus Altertum und Mittelalter. Auch wenn Berichte erst viel später auf- oder nachgezeichnet wurden, es vielleicht Legenden sind, ist es für mein Empfinden in gewisser Weise eine andere Form von Realität und eine große Inspirationsquelle.

Wertewandel8 | Gerade für die Umsetzung eines zivilgesellschaftlichen Projekts haben die tiefen Beweggründe der Initianten meiner Meinung nach einen entscheidenden Einfluss: Die Mitwelt spürt bewusst oder unbewusst, ob der betreffende Mensch aus tiefer innerer Überzeugung handelt oder ob das Streben nach Macht und Prestige die Triebfedern sind. Darum ist es mir wichtig, meine Inspirationsquellen und Beweggründe für das Modell KISS zu erforschen und zu teilen.

Wir leben in einer revolutionären Zeit, in der die großen Veränderungen weniger von den Eliten universitärer Wissenschaft, von globalen Wirtschaftsführern oder von einer vom Wahlzyklus abhängigen Politik kommen, sondern aus der Bevölkerung, aus der »Garage der Eltern«, wo viele die Gesellschaft umwälzende Entdeckungen und Modelle ihren Anfang nahmen und nehmen.

Ideengeschichte hat mich stets fasziniert: Wie, wann und wo entstehen neue Erkenntnisse? Wann finden Quantensprünge in der Menschheitsgeschichte statt? Was sind die Auslöser? Welche Ideen, Persönlichkeiten und Ereignisse bewegten die Menschheit? Das Geschichtsstudium hat mir in dieser Hinsicht wenig gebracht; es war eher das Verständnis, dass Geschichte für unsere Gegenwart und Zukunft prägend sein kann. Und die Erkenntnis, dass nie etwas aus dem Nichts entsteht, dass auch einzelne Menschen einen geradezu unglaublichen Wandel in Gang setzen können. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass einzig aus kleinen, engagierten Zellen der Gesellschaft größere Wandel initiiert werden und sich dann auf immer mehr solche Zellen ausweiten, die häufig im Verbund die Bewusstseinsänderungen ermöglichen und in Taten umsetzen. Ohne Wertung ein paar Beispiele: Urban Gardening, Transition Towns,9 Social Media, Commons (Wiedergeburt des Allmend-Gedankens) und nicht zuletzt Nachbarschaftshilfe.

Alltagstauglichkeit | Praxisferne, nicht der Mitwelt dienende Projekte haben mich nie interessiert. Deshalb fasziniert mich auch die Erkenntnis, dass »Citizen Science«10 eine große Bedeutung hat, nicht nur die Wissenschaftlichkeit. Ganz »normale« Bürger haben enormes praktisches Wissen, für den Alltag sehr wertvolles Wissen.

Praxisnähe und einfache Umsetzungsstrategien wollte und will ich stets in scheinbar kleine Teilbereiche des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Le