Fokussierungsstrategie Nr. 1
Ihre Zukunft hängt von Ihren Gewohnheiten ab
»Eine Gewohnheit ist wie ein Seil: Wir weben jeden Tag einen Faden hinein, und irgendwann lässt es sich nicht mehr zerreißen.
Horace Mann
Maria Sosa wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste
Und zwar keine von den banalen, alltäglichen Entscheidungen, vor denen wir alle unzählige Male in unserem Leben stehen, sondern eine einschneidende Veränderung, von der das Überleben ihrer Familie abhing.
Maria lebte in einer ländlichen Gebirgsregion in Kolumbien. Es war ein sehr einfaches, karges Leben: Sie züchtete Hühner und verkaufte sie für wenig Geld. Damit trug sie zum Lebensunterhalt ihrer Familie bei. Ihr Mann Hugo arbeitete für einen Grundbesitzer: Er hütete Rinder und bestellte das Feld. Die beiden hatten zu Hause keinen Strom, ihr einziges Transportmittel war ein Pferd, und um die nächste kleine Stadt zu erreichen, brauchten sie fünf Stunden. Maria und Hugo hatten drei Kinder: zwei Söhne, Elver (elf) und Juan (neun), und eine Tochter namens Luz (sieben). Die kleine Luz war nach einer Virusinfektion am Reye-Syndrom erkrankt. Diese seltene Erkrankung hatte ihr Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Daher war sie behindert und an den Rollstuhl gefesselt.
Als sei ihr Leben nicht schon schwierig genug, hatte Maria vor Kurzem noch ein weiteres Kind zur Welt gebracht. Dieser Junge starb schon nach drei Wochen. Das setzte Hugo so zu, dass er einen schweren Schlaganfall erlitt. Ab dem Zeitpunkt war er gelähmt, konnte weder sprechen noch gehen, sondern nur noch im Haus herumschlurfen. Durch die starke Schädigung seines Gehirns war er arbeitsunfähig geworden.
Und es gab noch eine weitere Front, die Maria mit wachsamen Augen beobachten musste: Im nahegelegenen Dschungel trieb eine lokale Terroristengruppe ihr Unwesen. Die Hauptstrategie dieser Männer bestand darin, Ausländer zu entführen und für ihre Freilassung hohe Lösegelder zu fordern. Außerdem kidnappten sie Kinder, bildeten sie zu Terroristen aus und erpressten Geld von den Leuten, die in der Gegend wohnten. Oft musste Maria diesen Gangstern die Hälfte des Geldes überlassen, das sie mit dem Verkauf ihrer Hühner verdient hatte, wenn sie wieder einmal überraschend an ihre Tür klopften.
Eines Tages wollten sie mehr als nur Geld. Sie hatten es auf den kleinen Elver abgesehen; denn der war inzwischen groß genug, um als Nachwuchsterrorist mit ihnen in den Dschungel zu gehen. Maria schrie entsetzt auf. »Bitte nehmt ihn mir nicht weg«, bettelte sie, »er ist mein Sohn!« Zum Glück ließen die Männer sich durch ihre flehentlichen Bitten erweichen. Das war für Maria der entscheidende Augenblick – einer jener Momente, in denen man sich einfach auf seine Intuition verlässt, egal, wie es weitergeht. In solchen Situationen ist einem instinktiv klar, dass man sofort handeln muss! Maria stand vor einer Entscheidung, die ihre Zukunft möglicherweise völlig verändern würde
Hastig packte sie ein paar Habseligkeiten ein, trommelte ihre von Schicksalsschlägen verfolgte Familie zusammen, und irgendwie gelang es ihr, ihren Mann und ihre drei Kinder bei Einbruch der Dunkelheit durch die Berge in eine kleine Stadt zu bringen. Der nächtliche Fußmarsch war mühselig, und sie kamen nur langsam vorwärts. Sie mussten sich so geräuschlos wie möglich durch den Wald bewegen, damit die Terroristen sie nicht hörten. Mit dem wenigen Geld, das sie besaßen, stiegen Maria und ihre erschöpfte Familie schließlich in einen Bus, der bis an die Grenze von Venezuela fuhr. Dort gab es mehrere Grenzübergänge; und da sie keine Papiere hatte