: Martin Weber, Heiko Jacobs, Christine Laudenbach, Sebastian Müller, Philipp Schreiber
: Die genial einfache Vermögensstrategie So gelingt die finanzielle Unabhängigkeit
: Campus Verlag
: 9783593444383
: 1
: CHF 23.60
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: Geld, Bank, Börse
: German
: 255
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Geldanlage im Lebenszyklus-Modell - Einfach zu Ihrer Vermögensstrategie Die Behavioral-Finance-Forschung ist sich einig: Stundenlange Aktienanalyse, Fragen nach dem optimalen Markteinstieg und tägliche Kontrolle der Portfolio-Performance sind für Sie als Privatanleger völlig unnötig. Viel wichtiger ist, sich den eigenen Anlagehorizont und die persönliche Risikotoleranz bewusst zu machen, um die optimale Anlagestrategie zu finden. Die hier versammelten Expertinnen und Experten - allesamt renommierte Finanzwirtschaftlerinnen und -wirtschaftler mit Professuren an verschiedenen deutschen Hochschulen - zeigen leicht verständlich, wie ein finanziell sorgenfreies Leben möglich wird. Neueste Forschungserkenntnisse werden zu einer einfach umsetzbaren Vermögensstrategie für alle Lebenslagen verwoben - egal, ob Sie am Anfang oder Ende Ihres Erwerbslebens stehen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Weber ist seit 2017 Senior-Professor an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim. Bereits davor war er Professor an den Universitäten Mannheim, Kiel und Köln und als Gastwissenschaftler an der Stanford University und der Wharton School der University of Pennsylvania tätig. Er gilt als führender Experte zu Behavioral-Finance-Themen und hat im Campus Verlag bereits seinen ersten Bestseller »Genial einfach investieren« veröffentlicht. Er betreibt zudem das Onlineportal www.behavioral-finance.de.
KAPITEL 1 SPAREN UND ANLEGEN IM LEBENSZYKLUS - EINE EINLEITUNG Wir wollen ein gutes Leben: Dazu gehört neben Familie, Freunden und Gesundheit sicherlich auch genug Geld. Dabei ist es ist nicht Geld per se, das uns glücklich macht, vielmehr wird das Geld erst dadurch wertvoll, dass man sich dafür etwas kaufen kann. Selbstverständlich hat auch der Volksmund recht, wenn er sagt, »Geld alleine macht nicht glücklich.« »Mit Geld kann man zwar ein Haus kaufen, aber kein Heim; kann man eine Uhr kaufen, aber nicht die Zeit«, heißt es dazu in China. Am Ende des Tages brauchen wir Geld, um unsere materiellen Bedürfnisse zu befriedigen und um damit zu konsumieren. Zum alltäglichen Konsum gehören Nahrungsmittel, die Wohnung, das Auto, der Urlaub oder der Stadionbesuch zum Heimspiel des Lieblingsfußballvereins. Unter unser weit gefasstes Konsumverständnis fallen darüber hinaus Dinge wie die Spende an Wohltätigkeitsorganisationen, der Abschluss einer Risikolebensversicherung oder das Vererben des Geldes an die Kinder. Manchmal konsumieren wir auch nicht freiwillig. Krankheiten oder Unfälle erfordern einen Rollator, den altersgerechten Umbau der Wohnung oder einen Platz im Pflegeheim. Egal ob Sie nun vermögend oder weniger vermögend sind, ob Sie einen ökologischen, nachhaltigen Lebensstil pflegen, in jedem Fall werden Sie versuchen, den Nutzen aus Ihrem Geld und damit Ihren Konsum zu maximieren - und das Ihr ganzes Leben lang. Was Sie konsumieren, hängt von Ihren Präferenzen ab: Der eine kauft beim Biobauern, fährt Fahrrad oder E-Auto und lebt am Ende in einem naturnahen, gemeinschaftlichen Wohnprojekt. Der andere sitzt im Maserati, reist im Luxusliner und landet in einer Seniorenresidenz an der Elbchaussee. Wie aber stellt man es an, den eigenen Konsum im Leben bestmöglich zu maximieren? Sollen wir besser direkt konsumieren, was wir verdienen, oder besser erst sparen, damit wir später mehr konsumieren können? Und wenn wir sparen, wie sollen wir das Geld anlegen? Wie können wir mit den Unsicherheiten sowohl beim Verdienst als auch bei den Ergebnissen unserer Geldanlagen umgehen? Es geht bei der Geldanlage auch nicht nur darum, ob ich in eine Aktie oder in Gold investiere, sondern es stellt sich zudem die Frage, zu welchem Zeitpunkt im Leben investiert und wann Geld ausgegeben, also wann konsumiert wird. Auch die Risiken einer Geldanlage gilt es im Auge zu haben. Gleiches gilt für die Themen Absicherung von Lebensrisiken, wie Unfalltod oder Berufsunfähigkeit, oder für die Kreditabsicherung beim Hauskauf. Die finanzielle Lebensplanung ist komplex. Viele denken sich, früher war es einfacher: Wir hatten oft eine relativ sichere Anstellung und ein vorhersehbares Einkommen. Die Rente war sicher, das Wort des früheren Bundesarbeitsministers Norbert Blüm galt. Den Kindern wurde eine Ausbildung geboten, oft konnten sie sich später über ein Erbe freuen. Heute ist vieles komplizierter: Arbeitsplätze sind oft unsicher und die Entwicklung der Einkommenssituation ist nicht mehr so vorhersagbar. Die Renten sind deutlich gekürzt. Wir müssen selbst vorsorgen, um unseren Konsum im Alter sicherzustellen. Auf der anderen Seite bieten sich heute neue Chancen: Wir haben fundiertes Wissen über Kapitalmärkte, Aktien, Anleihen, Kursverläufe und Börsen. Auch als »normale« Bürger können wir uns an den Ertragsquellen der Kapitalmärkte einfach und kostengünstig beteiligen. Wir haben zudem die Möglichkeit, den Geldfluss so zu steuern, dass er für unsere Risikovorstellung und Lebenssituation vielleicht besser passt als frühere vorgegebene Standardlösungen. Diese Diskussion zeigt die Idee dieses Buches. Die Themen Sparen und Anlegen stellen uns heute vor große Herausforderungen. Es gibt aber auch deutlich mehr Möglichkeiten, sie individuell, getreu unseren eigenen Präferenzen anzugehen. Wir sollten und müssen uns mit dem Thema auseinandersetzen. Unser Buch liefert die Grundlagen dafür, erklärt Zusammenhänge und zeigt Möglichkeiten für das Sparen fürs Alter und das Entsparen im Alter auf. Es enttarnt auch Binsenweisheiten, die teuer werden können. Lebenszyklus-Modell Wir verdienen Geld. Dann sparen und investieren wir es, um es am Ende so auszugeben, dass wir im Leben einen maximalen Nutzen respektive einen maximalen Konsum erreichen. Diese Denkweise, Lebenszyklus-Modell genannt, wurde 1954 von dem späteren Nobelpreisträger Franco Modigliani in Zusammenarbeit mit seinem Schüler Richard Brumberg entwickelt. Abbildung 1.1 zeigt das Lebenszyklus-Modell mit einem immer gleichbleibenden Konsum und bekanntem Todeszeitpunkt. Auf der x-Achse ist das Lebensalter in Jahren und auf der y-Achse sind Vermögen, Einkommen und Konsum in Euro abgetragen. Lassen Sie sich zunächst auf das stark vereinfachende Modell ein. Es bietet Ihnen wichtige Einsichten zum Sparen und Entsparen und kann bei Bedarf fast beliebig verkompliziert werden. Abbildung 1.1: Lebenszyklus-Modell mit konstantem Konsum Im Modell haben wir weder bei der Geburt noch zum Todeszeitpunkt ein Vermögen, wir werden arm geboren und sterben auch so. Vereinfachend betrachten wir auch nur den Zeitraum nach dem Eintritt in das aktive Arbeitsleben, im Modell ist das die Zeit ab dem 25. Lebensjahr. Das Modell zeigt eine Funktion für das Einkommen und eine Funktion für das Vermögen. Die Einkommensfunktion wächst bis zur Rente und fällt danach auf die Rentenzahlungen ab, während die Vermögensfunktion ebenfalls bis zum Eintritt der Rente zunimmt und danach bis zum Tod auf null zurückgeht. Ersparnisse ergeben sich, wenn der Konsum - im Modell vereinfachend als konstant über das Leben angenommen - geringer ist als das Einkommen. In der Abbildung sind die jährlichen Ersparnisse dunkelgrau schattiert und das jährliche Entsparen nach Renteneintritt leicht schattiert dargestellt. Das einfache Lebenszyklus-Modell kann für viele Varianten von Konsum und Sparen erweitert werden. Abbildung 1.2 zeigt das Modell beispielsweise für jemanden, der zu Beginn seines Erwerbslebens mehr konsumiert, als er verdient. Die Person nimmt in diesen Jahren einen Kredit auf, was zu einem negativen Vermögen führt. Außerdem erhöht die Modellperson ihren Konsum das ganze Leben lang gleichmäßig. Vielleicht sieht Ihr persönliches Lebenszyklus-Modell, wenn Sie es zeichnen würden, noch etwas anders aus, vielleicht zeigt es einen besonders hohen Konsum direkt nach dem Eintritt in die Rente, wenn die lang ersehnte Weltreise ansteht oder das Wohnmobil angeschafft wird. Abbildung 1.2: Lebenszyklus-Modell mit leicht steigendem Konsum Schon das einfache Modell zeigt wichtige Zusammenhänge auf, wie wir unseren Vermögensaufbau und -abbau im Laufe des Lebens angehen sollten. Im Prinzip wollen wir aus unserem Geld das Beste machen, in die Sprache der Neoklassiker übersetzt: den Konsum im Laufe des Lebens maximieren und ihn dabei, wie auch immer, auf die einzelnen Lebensphasen verteilen. Im Modell ist Sparen gleichbedeutend mit sofortigem Konsumverzicht, was eine Verschiebung des Konsums in die Zukunft zur Folge hat. Durch Sparen können wir die Basis für späteren, über das Einkommen hinausgehenden Konsum legen. In den Abbildungen 1.1 und 1.2 sehen Sie einen weiteren wichtigen Zeitpunkt des Lebenszyklus-Modells, den Renteneintritt, den wir noch nicht angesprochen haben. In der Zeit des aktiven Erwerbslebens sparen wir für das Alter und vermehren das Vermögen, das wir danach - ab dem Renteneintritt - idealtypischer Weise bis zum Tod wieder verzehren. Damit zeigt das Lebenszykluskonzept im Prinzip ein Lebensfinanzierungsmodell getreu dem Motto »Sparen fürs Alter - Entsparen im Alter«. An diesem Punkt stellt sich die Frage, wo im Modell das Thema bestmögliche Geldanlage ins Spiel kommt. Ganz einfach! Sparen bedeutet - wie gesagt - aktuellen Konsumverzicht. Wird das gesparte Geld gut angelegt, steht es zu einem späteren Zeitpunkt zuzüglich der erzielten Rendite zur Verfügung. Eine hohe Rendite ermöglicht damit einen höheren Konsum in späteren Perioden und unterstützt das von uns definierte Ziel der Maximierung des Konsums über das Leben. Das Lebenszyklus-Modell konkret anzuwenden erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und ein ständiges Abwägen: Wir können in jungen Jahren kräftig konsumieren und ein