: Peter Gridling
: Überraschungsangriff Die Ausschaltung des Bundesamtes für ­Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung
: Seifert Verlag
: 9783904123839
: 1
: CHF 17.90
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: Sonstiges
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am 28.2.2018 dringt eine Armada von Staatsanwälten und Polizeibeamten in das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung BVT ein. Ein bis dato unerhörtes Ereignis, das der ehemalige Leiter des BVT schildert und damit Antworten auf Fragen liefern könnte, die bis heute offen geblieben sind. In einer Rahmenhandlung kommentiert ein fiktiver Korrespondent das Geschehen aus Sicht des Auslands.

Mag. Peter Gridling, geb. 1957, hatte 1977-2020 zahlreiche Funktionen in Gendarmerie und Polizei inne. 2002-2008 leitete er den Terrorismusbereich von Europol. 2008 in Österreich zurück, übernahm er die Leitung des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) bis zu seiner Pensionierung 2020. In dieser Zeit diente er neun Regierungen und ebenso vielen Innenministern. In der Berichterstattung war er das Gesicht des BVT in der Öffentlichkeit.
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NEUE ZEITEN


Mein Chef hatte sich also verändert. Dies ging schnell und leise über die Bühne, und genauso rasch wurde die Nachfolge geregelt. Dr. Michaela Kardeis, die Polizeivizepräsidentin von Wien, folgte Konrad Kogler nach. Ich kannte sie schon seit ihrer Zeit im Kabinett bei Innenminister Ernst Strasser und hatte immer eine gute Gesprächsbasis mit ihr. Ich war also gespannt auf die ersten Gespräche, denn auf meiner Liste wartete ein nicht unwichtiges Thema für mich – meine Zukunft!

Schon kurz nach dem Amtsantritt von Dr. Kardeis bot sich mir eine Gesprächsgelegenheit, die ich auch sofort nutzte. Ich schilderte ihr meine Situation und wies dabei auch auf mein Gespräch mit ihrem Vorgänger Kogler hin. Noch hatte ich zwar keine Job-Alternative gefunden, aber die verbleibenden Monate sollten dafür ausreichen. Dennoch präsentierte ich ihr auch meine Vorstellungen für einen Verbleib. Sie versicherte mir, sich darum zu kümmern, aber angesichts der bevorstehenden Neuwahlen sei aktuell nicht der Zeitpunkt für diese Diskussion.

Der bereits seit Sommer andauernde Wahlkampf wurde immer intensiver, und je näher der Wahltermin heranrückte, desto wahrscheinlicher wurde eine konservativ-rechte Regierung. Als Kurz mit 31,5 Prozent der Stimmen als klarer Sieger feststand und SPÖ und FPÖ nahezu Gleichstand verzeichneten, war es wohl nur mehr eine Frage der Zeit, bis die neue Regierung stand. Daran sollte auch das Angebot der SPÖ, eine Minderheitsregierung zu unterstützen, nichts ändern. Wahlsieger Kurz bezeichnete diese Variante lediglich als einen möglichen Plan B.

Angesichts dessen stimmte mich der Umstand, dass mein Vorgänger offensichtlich als Berater der FPÖ in den Regierungsverhandlungen auftrat, etwas nachdenklich. Er, der Verfechter eines zivilen Nachrichtendienstes, hatte schon immer seine eigene Agenda gehabt. Und diese unterschied sich gravierend von meinen Vorstellungen. Sein Auftreten vor der FPÖ-Spitze im randvollen Kursalon Hübner und seine Präsentation der allgemeinen Gefährdungslage in Europa deuteten darauf hin, dass er sehr gute Kontakte zur FPÖ hatte. Allerdings blieb seine Motivationslage unklar. Er hatte in seiner aktiven Zeit das Vertrauen der internationalen Partner verspielt und eine Rückkehr als Leiter eines österreichischen Nachrichtendienstes war mehr als unwahrscheinlich. Machte er sich daher politische Hoffnungen?

Die neue türkise ÖVP und die FPÖ näherten sich rasch einander an. Es dauerte genau 64 Tage, bis man sich einig war. Damit steuerte Österreich nach dem Jahr 2000 erneut auf eine konservativ-rechte Regierung zu. Die Einigung wäre wahrscheinlich schon früher verkündet worden, hätte es nicht Bedenken gegen einige FPÖ-Kandidaten gegeben. Am 18. Dezembe