: DJ Tomekk
: Ich lebe für Hip Hop Die Autobiographie - Mit einem Vorwort von Kurtis Blow
: Heyne
: 9783641264277
: 1
: CHF 8.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 336
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Beat seines Lebens

Musik hat die Macht, ein Leben von Grund auf zu ändern. Als Kind vernachlässigt, vom alkoholkranken Vater geprügelt und nach dessen frühem Tod ganz auf sich gestellt, eröffnet Tomekks Liebe zum Hip-Hop dem Jugendlichen eine neue Welt: die Welt des Musikbusiness, in der er bald ganz oben mitmischt. Zusammen mit Hip-Hop-Legende Kurtis Blow bereist Tomekk die USA und macht sich international einen Namen. Songs wie »Ich lebe für Hip Hop«, »Jump, Jump« und »Kimnotyze« werden im gesamten deutschsprachigen Raum zu Charthits, mit denen eine ganze Generation aufwächst.
Doch der Erfolg geht einher mit Sex-, Drogen- und Alkoholexzessen, die DJ Tomekk in tiefe Krisen stürzen. Persönliche Tragödien rauben ihm den Boden unter den Füßen und veranlassen ihn schließlich zu einer bemerkenswerten Wandlung, die ihn endlich zu sich selbst führt.

Die bewegende Geschichte einer außergewöhnlichen Persönlichkeit!

DJ Tomekk alias Tomasz Kuklicz wurde 1975 in Krakau geboren. Mit 11 Jahren zog er mit seinem Vater nach Berlin, wo er schon bald seine Leidenschaft für Hip-Hop entdeckte, die ihn an die Spitze der Charts führte. DJ Tomekk gilt heute als Wegbereiter und Pionier des deutschen Hip-Hop und prägte mit seinen Songs eine ganze Generation von Hip-Hop-Fans in Deutschland und den Vereinigten Staaten.

1986–1990 Berlin:
Der Vater meiner Jugend

Mein Vater und der Alkohol. Sie waren unzertrennlich. Lange bevor es mich gab, hatte ihre Liebe zueinander angefangen. Er hatte ausnahmslos jeden Tag getrunken. Mit elf Jahren zog ich zu ihm nach Westberlin, und sein Alkoholkonsum sollte von nun an auch mein Leben prägen. Zeit für einen Elfjährigen, erwachsen zu werden.

Typische Westberliner Altbauwohnung: hohe Decken, recht große Räume. Zwei Zimmer, das Wohnzimmer, wo Vater auf der Couch schlief, eine Lederpeitsche hing darüber, und »mein Zimmer«, das war vorher vermutlich sein Schlafzimmer, das nun mehr oder weniger freiwillig an mich abgetreten wurde. Es hatte das Flair einer größeren Abstellkammer. Mitten im Raum ein dunkelbrauner, klobiger Vitrinenschrank, der wahrscheinlich noch Kaiser Wilhelms Zeiten gesehen hatte. Daneben ein verstaubtes, etwas ranziges Doppelbett. Die Metallfedern ragten heraus.

Von diesem Bett aus hatte ich immer das Poster vor Augen, das mein Vater an des Kaisers Schrank geklebt hatte: »Liebe& Sucht.« In Grün-Rot mit zwei Junkies, die sich in Schwarz-Weiß abknutschen.

Zu der Zeit sahen die Leute alle aus wie Nena oder Dieter Bohlen, und Nena und Dieter Bohlen sahen einander damals auch ähnlich. So auch meine Junkies. Dann gab es da noch den Fußballspieler. Lothar Matthäus hieß der, glaube ich. Eine Stilikone. Bekannt für seinen guten Geschmack bei Haarschnitten. Trendsetter. Auch er hatte den gleichen Haarschnitt wie meine beiden Junkies, in deren Gesellschaft ich Nacht für Nacht einschlief. Fokuhila Swag.

Das Zimmer verschönerte ich selbst. Mit unsichtbarer, fluoreszierender Farbe malte ich Sterne und den Mond an die Decke. Tagsüber luden die sich vom Sonnenlicht auf, und nachts leuchteten sie über mir. Beim Einschlafen stellte ich mir vor, wie ich eines Tages durch den Sternenhimmel fliegen würde, vermutlich nach dem Tod, und zu Lebzeiten auch so ein Stern sein würde. Hell leuchten, den Menschen Hoffnung und guten Sound bringen. Musik liebte ich schon, seit ich sieben war. Doch wie für alles andere bekam ich für meine gestalterische Arbeit an der Decke eine saftige Tracht Prügel.

Meine Aufgabe als Elfjähriger bestand zum größten Teil darin, für meinen alkoholkranken Vater Stanislav in allen Lebensbereichen die Verantwortung zu übernehmen. Als Prügelknabe herhalten, indem mein Körper zu einem Boxsack wurde, auf den mein Vater dann eindrosch, wenn er sich mal abreagieren musste; als stellvertretende Ehefrau kochen, putzen, einkaufen – eigentlich so ziemlich alle Aufgaben, die mit der Pflege eines Kranken einhergehen. Na gut, den Hintern konnte er sich immerhin noch selbst abwischen. Doch dafür urinierte er mit Vorliebe in den Hausflur, meistens an die Tür unserer Nachbarin. Das erklärte natürlich, warum die nachbarschaftlichen Beziehungen unterkühlt waren.

In der Regel hatte ich einen wöchentlichen Etat von zehn bis fünfzehn Mark für alle Einkäufe und musste uns beide damit durchbringen. Würstchen aus dem Glas von Aldi, Fertignudeln, Schokoriegel. So billig einzukaufen war kaum zu schaffen, doch irgendwie gelang es mir dann doch immer. Mit einigen Tricks wie Preise umkleben, ausschließlich die Sonderangebote kaufen, die gerade abgelaufen waren oder kurz vor dem Ablauf standen. Zu essen gab es Fertiggerichte, Fertiggerichte, Fertiggerichte. Dazu muss ich sagen, Stanislav aß nicht sehr viel. Die meisten Kalorien nahm er in Form von Wodka zu sich. Ich selbst verhungerte zwar nicht, doch dass ich nie Schulbrote dabeihatte und teilweise tagelang hungrig war, nervte. Immer nur bei Aldi einkaufen oder in Billo-Läden. Ic