: Thomas Chatwin
: Das Lamm, das zu viel wusste Cosy Crime in Cornwall
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644014978
: Cosy Crime aus Cornwall
: 1
: CHF 5.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Cosy-Crime-Reihe zum Schmunzeln und Miträtseln. Ein Wiedersehen mit den Doyles, der ermittelnden Großfamilie. Diese Familie hält zusammen - und löst mit Humor und Scharfsinn jeden Mordfall! Familie Doyle plant eines ihrer legendären Sommerfeste am Strand. Enkelin Kate freut sich besonders darauf, ihre alte Freundin April wiederzusehen. Doch dazu kommt es nicht mehr: In einem einsam gelegenen Strandhaus stoßen die Doyles auf zwei Tote, eine davon ist ausgerechnet April. Warum wollte sie Kate so dringend treffen? Welches Geheimnis nahm sie mit in den Tod? Zeitgleich kommt Aprils Großvater in einem Altersheim ums Leben - angeblich ein tragischer Unfall. Die Doyles wären nicht die Doyles, wenn sie an Zufall glauben würden. Grandma Emily trommelt den Familienrat zusammen. Es wäre doch gelacht, wenn die Doyles nicht auch dieses Rätsel lösen könnten. Wie gewohnt mit vereinten Kräften und viel britischem Humor!

Thomas Chatwin, geboren 1949, ist promovierter Literaturwissenschaftler und ein profunder England-Kenner. Er liebt Cornwall und verbringt jede freie Minute dort. Seiner langjährigen Freundschaft mit der englischen Bestsellerautorin Rosamunde Pilcher und vielen gemeinsamen Reisen verdankt er ungewöhnlich detailreiche Einblicke in Cornwalls Alltag.

1.


Später meinte Tante Anne, sich erinnern zu können, sie hätte hinter den Büschen auf der Düne jemanden weglaufen sehen, als sie um genau 18:05 Uhr ihre Füße aus dem Boot auf den Strand gesetzt hatte. Allerdings litt sie an diesem Tag wegen der starken Sonne unter ihren berühmten Allergieanfällen und konnte die Sache nicht wirklich beschwören. Schon gar nicht offiziell bei der Polizei. Allen anderen Familienmitgliedern war die kleine Bucht nämlich menschenleer in Erinnerung.

Sie waren vom benachbarten Küstenort Looe hergefahren, wo Grandma lebte. Dort hatte Onkel Brian den Teil der Familienmitglieder, die heute Zeit hatten, in seinen grünen Motorkahn verfrachtet und war mit ihnen zum Strand von Kendreath getuckert. Das ehemalige Fischerboot ohne Kajüte bot genügend Platz für alle Doyles und konnte mit seinem flachen Rumpf leicht an Land gezogen werden. Unterwegs hatte die Truppe jede Menge Spaß. Morwenna war gleich am Anfang von einer hohen Bugwelle erwischt worden und bis zu den Haarspitzen pitschnass, Grandma schilderte amüsiert, wie der Vikar von Looe gestern nicht ganz nüchtern vom Grabrand auf einen Sarg gerutscht war, den er segnen sollte. Als Onkel Brian dann noch hinter seinem Steuer das ShantyKeep Haulin von den Fisherman’s Friends anstimmte – einem Chor echter Fischer aus Port Isaac an der Nordküste, die durch Zufall weltberühmt geworden waren und auf die ganz Cornwall stolz war –, explodierte die Stimmung an Bord. Ein typischer Doyle-Ausflug.

Die Sommerfeste der Familie gehörten für Kate zur Leichtigkeit der warmen Jahreszeit. Ständig ließ sich einer der vielen Doyles etwas einfallen. Kates jüngere Cousine Morwenna hatte ihr bestandenes Bachelor-Examen ziemlich wild auf einem Dutzend kreisförmig aneinandergebundener Ruderkähne gefeiert. Großcousine Peggy hatte zum zehnjährigen Bestehen ihres exklusiven Designerladens die Terrasse eines nicht weniger exklusiven Hotels direkt auf den Klippen gemietet. Der Ausblick über die Zweimeterwellen an diesem Teil der Küste war spektakulär. Und Onkel Brian, der bärtige Biologieprofessor, war zu seinem Geburtstag mit Freunden und Familie zum Hafen von Fowey gewandert, um dort einen humorvollen Vortrag über Cornwalls Meerestiere zu halten und die Hafenrobbe zu füttern.

Die Einladungskarte für Grandmas heutiges Strandfest hatten Kate und David diesmal schon Anfang Juli im Briefkasten gehabt. Vergnügt hatten sie die grinsende Kartoffel auf dem Deckblatt betrachtet, lässig gezeichnet von Emily selbst. Sie war zwar früher Tänzerin gewesen, aber noch lieber wäre sie Grafikerin geworden. Und eine Kartoffel deshalb, weil Grandma mal wieder etwas Verrücktes feiern wollte – den Nationalen Kartoffeltag am neunzehnten August. Vermutlich tat das niemand sonst in Cornwall, was die Sache umso reizvoller machte. Grandmas Party zum World Porridge Day im Oktober letzten Jahres war ja auch ein voller Erfolg gewesen. Wenn die Doyles feierten, dann richtig.

Der heutige Sonnenuntergang war vom Wetterbericht für 20:32 Uhr vorhergesagt. Genügend Zeit, um vorher gemütlich ein Feuer und ein paar Fackeln zu entzünden, am Strand zu grillen und dann gemeinsam die Vollmondnacht zu erwarten. Kate liebte diesen Strandabschnitt, den Grandma Emily für ihr Fest ausgesucht hatte. Von hier aus konnte man wunderbar zuschauen, wie sich der Horizont und das Wasser beim Versinken der Sonne in glühende