: G. F. Unger
: G. F. Unger Tom Prox& Pete -22 Schach dem Herz-Rancher
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732596232
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Mit der zunehmenden Dunkelheit kommt der Herz-Rancher in den Ort herein. Am Himmel werden die blassen Sterne zusehends klarer. Die Schatten der Häuser vertiefen sich, und die vielen Lichter längs der Mainstreet gleichen einer endlosen Girlande.
Billy Jenkins sieht viele Fahrzeuge am Rande der Straße. An den Haltestangen stehen Pferde mit hängenden Köpfen. Mit klirrenden Sporen schreiten Cowboys über die hölzernen Gehsteige. Aus den Schänken tönt der Lärm trunkener Männer.
Der Wind, der durch die staubige Straße weht, trägt die Geräusche des Verladebahnhofs am anderen Ende der Ortschaft heran. Billy Jenkins hört das Brüllen des Viehs in den engen Pferchen. Der Pfiff eines abfahrenden Zuges gellt herüber. Und der Wind bringt den Geruch von Rinderdung, Salbei, Staub und warmer Erde mit.

Der Herz-Rancher reitet langsam. Nachdem er fünfzehn Meilen hart geritten ist, bewegt sich sein kastanienbrauner Wallach jetzt nur noch träge. Der Reiter hat jetzt Zeit. Aufmerksam und misstrauisch späht er nach allen Seiten. Er weiß, wie gefährlich es ist, durch Bluetown zu reiten.

Die Ortschaft, die früher so weltentlegen und ruhig war, ist jetzt zu einer wilden Treibherdenstadt geworden. Der Herz-Rancher hat sich angewöhnt, wachsam und vorsichtig durch diese so veränderte Stadt zu reiten.

Im offenen Hoftor der Schmiede bewegt sich eine schattenhafte Gestalt.

Billy Jenkins beugt sich gespannt vor; seine scharfen Augen suchen die Dunkelheit zu durchdringen, die hier bei den ersten Häusern des Ortes nicht so sehr von den gelben Lichtern der ruhelos gewordenen Stadt erhellt wird.

Eine halblaute Stimme dringt bis an sein Ohr: »Okay, Billy! Ich wartete hier auf dich!«

Es ist die lässig und kühl klingende Stimme Phil Morels, der seit einiger Zeit den Sheriffstern trägt und jetzt wieder seinen Dienst tut.

Billy Jenkins reitet wortlos in den Hof, gleitet leicht aus dem Sattel und nimmt Phils Hand. Der warme Schweißgeruch des Pferdes umgibt die beiden Männer. Sie kennen sich gut. Phil Morel zwar zweiter Vormann auf der Herz-Ranch, bevor er Sheriff wurde. Und jetzt ist er immer noch ein Mann der Herz-Ranch. Seine Treue zur Ranch ist geblieben, obwohl er ein unbestechlicher und korrekter Sheriff wurde.

»Hey, Phil! Schon richtig fest auf den Beinen?«

»Ich bin schon wieder ein halber Mann, Billy. Die Wunden sind verheilt. Jetzt muss nur der Appetit kommen. Und den kriege ich nicht im Bett.«

»Du bist bald wieder okay, Phil, und das freut mich. Aber die Boys sind wütend auf dich. Du hast gestern Blinky und Shorty eingesperrt. Du hast deine alten Kameraden eingesperrt! Eine ganze Nacht. Als sie heute Mittag auf der Ranch eintrafen, waren sie vor Wut halb erstickt. Sie sprachen etwas von einem hochnäsigen und größenwahnsinnigen Sheriff, der seine alten Kameraden schikaniert – der schnell vergessen hat, dass er auch mal ein wilder Bursche war. Und dann kam ein Bote von dir. Du wolltest mich sprechen, Phil. Ich bin da. Was ist los?«

»Die Herz-Ranch wird bald kämpfen müssen, Billy!«, murmelt Phil Morel sanft.

»Oha! Was ist schon wieder in dieser verdammten Stadt los?«

»Es ist immer wieder das alte Spiel um Geld und Macht. Bluetown ist für viele Menschen interessant geworden. Seitdem der Bahnhof steht, lösen sich große und kleine Gauner ab und versuchen ihr Glück. Das ist es! Und jetzt, Billy, wirst du gegen den ›Rinder-Trust‹ kämpfen müssen. Er will hier im Tale Fuß fassen. Ich habe dich benachrichtigt, weil ich heute Mittag erfahren habe, dass sich der Manager des T