: G. F. Unger
: G. F. Unger Sonder-Edition 174 Zeit zum Kämpfen
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732587254
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Zeit zum Kämpfen

Ich hatte meinen Colt abgelegt und würde ihn nie mehr in die Hand nehmen. Ich würde Lola heiraten und mit ihr ein neues Leben beginnen. Als wir nach Zozo kamen und die dortige Bank mir zu einem Spottpreis die kleine Wagenrad-Ranch anbot, griff ich zu. Eigentlich hätte mich der niedrige Kaufpreis stutzig machen müssen. Ich hätte ahnen müssen, dass es ein Haar in der Suppe gab. Doch auf die Idee kam ich erst, als Brannigan auftauchte und mir einfach meine Herde wegnahm. Und dann standen plötzlich seine zwei Revolverschwinger auf unserem Hof, um uns von unserem Land zu verjagen. Was jetzt? Ich musste mich entscheiden: Wollte ich aufgeben oder wieder zum Colt greifen und kämpfen?

Wahrscheinlich verschwendete ich jahrelang mein Leben, dies dachte ich immer wieder in diesen wilden, rauchigen Jahren.

Aber es gefiel mir so.

Es gab immer wieder eine Zeit zum Lieben, zum Kämpfen – und zum Reiten.

Das alles wiederholte sich ständig.

Denn ich war ein Revolvermann. Nein, kein Revolverheld oder einer dieser dummen Revolverschwinger. Ich war einer aus der Gilde der Revolvermänner, welche nach Meinung der menschlichen Gemeinschaft zwar Gutes taten, doch auf böse Weise.

Und so war es damals auch in Mesa Verde.

Wir waren zu dritt von den Bürgern der kleinen Stadt angeworben worden. Sie hatten uns zu Hilfe geholt, weil sie selbst nicht kämpfen und sterben wollten. Denn ihre Chancen wären sehr viel schlechter gewesen, als unsere es sein würden.

So war das nun einmal. Denn wir waren Coltritter, deren Schutz man sich kaufen konnte, wenn man gut genug zahlte. Und weil es vor der Zeit zum Kämpfen für mich fast immer eine Zeit zum Lieben gab – denn mein Leben konnte ja verdammt kurz sein –, lag ich mit Lola im Bett.

Lolas Liebe konnte man sich kaufen, doch sie ließ nicht jeden Mann zu sich in das kleine Adobehaus am Rand der Stadt. Der Mann musste ihr gefallen.

Bei mir war das der Fall, und so ließ sie mich spüren, dass es auch ihr Spaß machte und sie es nicht nur für Geld tat.

Sie lag an diesem Vormittag neben mir und schlief. Ich aber war wach und fragte mich, wie lange wir hier in Mesa Verde noch warten mussten, bis die Bande kam. Es konnte noch lange sein. Wir hatten hier alles frei, was Unterkunft und Essen betraf. Auch unsere Pferde wurden gut versorgt. Dennoch zerrte dieses Warten an den Nerven.

Und immerzu gab es in einem die Frage, ob man es überstehen und am Leben bleiben würde. Es konnte auch sein, dass man zum Krüppel geschossen wurde.

Und das alles für ein paar Dollars. Wahrscheinlich waren wir doch verdammte Narren, die irgendwann zum Untergang bestimmt waren.

Ich sah zur Seite auf Lola.

Sie war eine junge Witwe. Ihr Mann war Postkutschenbegleiter gewesen. Banditen hatten ihm vom hohen Bock der Kutsche geschossen, in der sich eine Geldkiste befand.

Lola war mehr als hübsch, und vielleicht hatte sie sogar Spaß an ihrem jetzigen Leben, so wie ich an meinem.

Aber hatte ich eigentlich noch Spaß an meinem Leben?

Spaß ist ohnehin nicht das richtige Wort, nein, es war sogar völlig f