: Susanne Svanberg
: Allein in einem fremden Land Sophienlust 208 - Familienroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740933005
: Sophienlust
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Freundlich lächelnd reichte der junge Tierarzt der Besucherin die Hand. »Was führt Sie zu mir?« fragte er und sah interessiert auf den Hund, den die Dame auf dem Arm trug. Es handelte sich um ein sehr gepflegtes, nach teuren Badezusätzen duftendes Malteser-Hündchen. Langes, seidiges Haar in sehr hellem Beige bedeckte den kleinen Körper. Auf dem Kopf war dieses Haar mit einer rosaroten Schleife zurückgehalten, damit es nicht über die blanken dunklen Augen fiel. Hans-Joachim von Lehn unterdrückte ein Schmunzeln. Beim Anblick des neuen Patienten war ihm klargeworden, weshalb Waldi, der zu seinem Haushalt gehörende Kurzhaardackel, vor einigen Minuten so erbost gebellt hatte, als hätten sich heimlich gefährliche Einbrecher in die Praxis und das angeschlossene Tierheim geschlichen. Waldi war ein wachsames, aber sehr gutmütiges Tier. Was er nicht leiden konnte, waren überzüchtete Schoßhündchen, deren vermenschlichtes Wesen dem Naturburschen Waldi ein begreifliches Ärgernis war. Bereitwillig gestattete Waldi dem vierbeinigen Patienten seines Herrchens und dessen Begleitung den Zugang zum Haus. Nur wenn er ein so verwöhntes und offensichtlich hochmütiges Tier wie den kleinen Malteser-Hund erblickte, gab er seiner Empörung durch wütendes Bellen Ausdruck. Die Begleiterin des neuen Patienten war nicht weniger vornehm. Zu einem schwarzen Hosenanzug trug sie viel glitzernden Schmuck, dem auch ein Nichtfachmann sofort ansah, daß er echt war. Üppige silberblonde Locken umrahmten ein perfekt geschminktes Gesicht, das in seiner Vollkommenheit an eine Puppe erinnerte. Dieser Eindruck wurde allerdings vom Übergewicht der Besucherin wieder aufgehoben. Sie sah nicht schlecht aus, aber Hans-Joachims Geschmack entsprach sie nicht. »Ich bin Sara Meerkamp«, stellte sie sich selbst vor. »Die Meerkamp-Werke in Stuttgart, in denen Auto-Zubehör hergestellt wird, sind Ihnen vielleicht ein Begriff.

Freundlich lächelnd reichte der junge Tierarzt der Besucherin die Hand. »Was führt Sie zu mir?« fragte er und sah interessiert auf den Hund, den die Dame auf dem Arm trug. Es handelte sich um ein sehr gepflegtes, nach teuren Badezusätzen duftendes Malteser-Hündchen. Langes, seidiges Haar in sehr hellem Beige bedeckte den kleinen Körper. Auf dem Kopf war dieses Haar mit einer rosaroten Schleife zurückgehalten, damit es nicht über die blanken dunklen Augen fiel.

Hans-Joachim von Lehn unterdrückte ein Schmunzeln. Beim Anblick des neuen Patienten war ihm klargeworden, weshalb Waldi, der zu seinem Haushalt gehörende Kurzhaardackel, vor einigen Minuten so erbost gebellt hatte, als hätten sich heimlich gefährliche Einbrecher in die Praxis und das angeschlossene Tierheim geschlichen.

Waldi war ein wachsames, aber sehr gutmütiges Tier. Was er nicht leiden konnte, waren überzüchtete Schoßhündchen, deren vermenschlichtes Wesen dem Naturburschen Waldi ein begreifliches Ärgernis war. Bereitwillig gestattete Waldi dem vierbeinigen Patienten seines Herrchens und dessen Begleitung den Zugang zum Haus. Nur wenn er ein so verwöhntes und offensichtlich hochmütiges Tier wie den kleinen Malteser-Hund erblickte, gab er seiner Empörung durch wütendes Bellen Ausdruck.

Die Begleiterin des neuen Patienten war nicht weniger vornehm. Zu einem schwarzen Hosenanzug trug sie viel glitzernden Schmuck, dem auch ein Nichtfachmann sofort ansah, daß er echt war. Üppige silberblonde Locken umrahmten ein perfekt geschminktes Gesicht, das in seiner Vollkommenheit an eine Puppe erinnerte. Dieser Eindruck wurde allerdings vom Übergewicht der Besucherin wieder aufgehoben. Sie sah nicht schlecht aus, aber Hans-Joachims Geschmack entsprach sie nicht.

»Ich bin Sara Meerkamp«, stellte sie sich selbst vor. »Die Meerkamp-Werke in Stuttgart, in denen Auto-Zubehör hergestellt wird, sind Ihnen vielleicht ein Begriff.

Sie gehören meinem Mann. Ein äußerst einträgliches Unternehmen.« Frau Meerkamp lächelte zufrieden.

Hans-Joachim von Lehn beeilte sich, pflichtschuldig zu nicken. Er kümmerte sich nicht um Industrie-Unternehmen, hatte er doch mit seinen vierbeinigen Patienten so viel zu tun, daß ihm nur wenig Freizeit blieb. »Und was führt Sie hierher?« wiederholte der junge Tierarzt seine Frage. Für ihn war die Zeit knapp.

Frau Meerkamp interessierte das nicht. Zeit hatte sie im Überfluß und Langeweile auch. Der Besuch bei diesem gutaussehenden jungen Tierarzt war für sie eine willkommene Abwechslung. »Sie wurden mir von einer Freundin empfohlen«, erklärte sie mit eindrucksvollem Augenaufschlag und strahlenden blaßblauen Augen, die durch geschickt aufgetragene Schatten optisch größer wirkten. »Sie haben ja keine Ahnung, bei wievielen Tierärzten in Stuttgart und der näheren Umgebung ich bereits war. Sie sind allesamt Pfuscher, die meinem armen Chou-Chou nicht helfen konnten.« Frau Meerkamp drückte das Hündchen zärtlich an sich, strich mit dicklichen, ringgeschmückten Fingern über sein sorgfältig gebürstetes Fell.

»Was fehlt Ihrem Hund?« erkundigte sich Hans-Joachim und betrachtete interessiert das Fellbündel.

Chou-Chou, der bisher eine vornehme Teilnahmslosigkeit gezeigt hatte, entblößte die kleinen Zähne und knurrte böse.

»Mein Kleiner hat Migräne«, klagte Frau Meerkamp und seufzte tief.

»Und wie äußert sich das?« Der Tierarzt machte sich Notizen auf der neu angelegten Karteikarte.

»Das arme Tier mag nichts essen, liegt nur kraftlos herum und hält die Augen geschlossen. Es hat bestimmt rasende Kopfschmerzen. Ich fühlte es förmlich, wenn ich seine Stirn berühre.« Frau Meerkamp wurde lebhaft. Ihre sorgfältig geschminkten Lippen zitterten.

Hans-Joachim überlegte, wie alt sie sein mochte. Vermutlich Mitte Dreißig, eine Frau, die keine Aufgabe hatte und deshalb ihrem Hund Leiden andichtete, die er gar nicht hatte. Doch das konnte von Lehn ihr nicht sagen, wenigstens nicht beim ersten Besuch. »Würden Sie Chou-Chou bitte auf den Untersuchungstisch setzen und festhalten.« Hans-Joachim deutete auf den höhenverstellbaren Tisch am Fenster, der einer Krankenliege ähnlich war.

»Normalerweise assistiert mir meine Frau, aber sie hilft heute in Sophienlust aus«, entschuldigte sich der blonde Mann im weißen Kittel.

»Ein Gasthaus?« erkundigte sich Frau Meerkamp neugierig. Sie hatte ihren Hund vorsichtig abgesetzt und streichelte ihn beruhigend.

Trotzdem knurrte Chou-Chou böse, als sich Hans-Joachim ihm nähern wollte. Die schwarzen Knopfaugen des Malteser-Hündchens funkelten drohend.

»Ein Kinderheim«, antwortete der Tierarzt höflich. Er hatte Erfahrung im Umga