Die Befreiung der Melancholia Bishop
Sie spürte ihre Augen, die Augen all dieser Henker.
»Willkommen, junge Lady«, sagte Micky Wright, der erste Ansager vonChain-Gang All-Stars, das Kronjuwel im Unterhaltungsprogramm des Strafvollzugs. »Willst du uns nicht sagen, wie du heißt?« Seine hohen Stiefel standen im Gras des Schlachtfelds, das lang gestreckt und grün dalag, gestreift von kokainweißen Markierungsstreifen wie ein auseinanderlaufendes Footballfeld. Es war das Superbowl-Wochenende, eine Tatsache, die Wright zwischen den Spielen des Abends vertraglich festgelegt jedes Mal erwähnen musste.
»Sie wissen, wie ich heiße.«
Sie bemerkte ihre eigene Festigkeit und empfand eine dunkle Liebe zu sich selbst. Seltsam. Sie hatte sich so lange für bemitleidenswert gehalten. Aber der Menge schien ihre Kühnheit zu gefallen. Sie jubelte, auch wenn ihre Unterstützung von brutaler Ironie gesäumt war. Sie blickten herunter auf diese schwarze Frau, gekleidet im grauen Overall der Inhaftierten. Sie war groß und kräftig, und sie blickten herab auf sie und die straffen Flechten aus schwarzem Haar auf ihrem Kopf. Sie blickten genüsslich herab. Sie würde sterben. Daran glaubten sie, wie sie an die Sonne und den Mond und die Luft glaubten, die sie atmeten.
»Kampflustig«, sagte Wright und grinste. »So sollten wir dich vielleicht nennen – Little Miss Kampflustig.«
»Ich heiße Loretta Thurwar«, sagte sie. Sie sah die Leute um sie herum an. Es waren so viele, so viele Wellen von Menschen, die niemals Gegenstand einer so grausamen Aufmerksamkeit sein würden. Die nie wissen würden, wie man sich dabei fühlte – winzig und mächtig zugleich. Wie das Vibrieren von Tausenden so laut, so beständig sein konnte, dass es aus den Ohren verschwand, aber weiterdröhnte, als spürte man es im Körper. Thurwar umklammerte die Waffe, die man ihr gegeben hatte: einen dünnen, spiraligen Korkenzieher mit Kirschholzgriff. Leicht und einfach und schwach.
»Dann also nicht Little Miss Kampflustig?« Wright ging in einem weiten Kreis um sie herum.
»Nein.«
»Das ist wahrscheinlich besser so, Loretta.« Er ging auf seine Box zu. »Ich kann es sowieso nicht leiden, gute Namen zu verschwenden.« Er lachte, und die Menge war sein Echo. »Na, Loretta Thurwar« – er schleuderte ihr seine spielerische Herablassung förmlich entgegen, zerhackte ihren Vornamen in drei harte Silben und verfiel bei ihrem Nachnamen in einen kindlichen Singsang –, »willkommen auf dem Schlachtfeld, Baby.«
Ein elektrisches Husten erfüllte die Luft, und Thurwar wurde so wild hinabgezogen, dass sie einen Moment lang fürchtete, ihre Schulter sei ausgekugelt worden. Sie kniete da und wusste nicht, was sie tun sollte; also fing sie an zu lachen. Ein leises Glucksen zunächst, das zu einem tiefen Gelächter wurde. Das Gefühl der Blockade, das von den magnetischen Implantaten in ihren Armen kam, war wie eine sanfte Massage unter der Haut. Sie konnte mühelos mit den Fingern wackeln, aber ihre Handgelenke klebten an der Plattform. So lächerlich, das alles. Sie lachte, bis sie atemlos war, und dann lachte sie noch ein bisschen.
Die Glocken fingen an zu läuten.
Wright kreischte in die Höhe: »Bitte erheben Sie sich für Ihre Majestät!« Den Rest des Weges zu seiner Ansagerbox legte er rennend zurück.
Die Menge stand auf. Sie hielten sich still und aufrecht. Für sie.
Sie betrat das Fake-Football-Feld. Eine Aluminiumlegierung auf ihren Armen. Zöpfe, die bis in den Nacken reichten. Nackte Schultern, tätowiert mit dem WholeMarket™-Logo. Eine Reihe von Stäben ragte aus ihrem Brustpanzer und umgab ihren muskulösen Bauch wie ein eleganter Käfig