: Antje Windgassen
: Die Zeppelin-Verschwörung Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839252840
: 1
: CHF 8.10
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 246
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF/ePUB
Nach seiner Karriere in der Armee widmet sich Graf Ferdinand von Zeppelin seinem Traum vom Fliegen. Er plant, ein Luftschiff zu konstruieren, das sich manövrieren lässt. Während er dafür von vielen nur belächelt wird, zeigt sich Kaiser Wilhelm II. interessiert. Zeppelin legt ihm die Konstruktionspläne vor und erhofft sich, den Kaiser als Geldgeber zu gewinnen. Doch dessen Prüf-Kommission findet Unstimmigkeiten in den Berechnungen. Der Graf ist sicher: Jemand muss die Pläne sabotiert haben. Aber wer?

Antje Windgassen ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Nach einem 14-jährigen Abstecher ins Nordrheinwestfälische lebt und arbeitet die Historikerin heute mit ihrer Tochter in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Seit 1986 schreibt sie vorrangig als freie Autorin und Fachjournalistin für Magazin- und Zeitschriftenverlage. Schwerpunktthemen ihrer bisher publizierten Bücher sind jedoch historische Frauenfiguren wie Alexandra David-Néel, Kasturbai Gandhi oder die Ehefrauen von Stalin, Mussolini oder Mao Tse-tung. Als echtes »Nordlicht« liebt Windgassen das Meer und dann und wann auch eine »steife Brise«. Ein scharfer Ostwind, so behauptet sie, ist wie geschaffen dafür, einem die nötige Standfestigkeit um die Ohren zu pfeifen.

Erstes Kapitel –
Washington D. C., 1863


Misstrauisch rührte er in seiner Suppe.

Die milchige, dampfende Brühe, in der das Fleisch von drei großen Austern schwamm, schmeckte ein wenig säuerlich und schien nicht wirklich frisch zu sein.

Ein Mann am Nebentisch – etwa fünfzehn Jahre älter, stattlich, gut gekleidet, mit struppigem Vollbart – beobachtete amüsiert den jungen Leutnant in der königsblauen Uniform.

»Eigentlich ist das Essen hier im Hotel ganz gut«, bemerkte er grinsend und zog an seiner Zigarre. »Ich bin schon seit einigen Wochen Gast im The Willard’s und weiß, wovon ich rede. Nur das Tagesmenü dürfen Sie niemals bestellen. Böse Zungen behaupten sogar, dass die Küche darin die Reste vom Vortag verwertet.«

Er erhob sich, kam herüber und setzte sich unaufgefordert an den Tisch.

»Wenn ich mich vorstellen darf: Mein Name ist Russell, William Howard Russell.«

Angewidert schob sein Gegenüber den Teller von sich und nannte gleichfalls seinen Namen: »Leutnant Ferdinand von Zeppelin. Ich bin heute in Washington eingetroffen, habe eine lange Reise hinter mir und, mit Verlaub gesagt, großen Hunger. Helfen Sie mir, Mr Russell, als Kenner dieses Hauses: Welches Gericht auf der Speisekarte kann meinen knurrenden Magen unbeschadet zufriedenstellen?«

Russell grinste und winkte einen Kellner herbei. »Nehmen Sie die Austernsuppe wieder mit, streichen Sie die übrige Bestellung des jungen Herrn und bringen Sie ihm ein vernünftiges, saftiges Steak mit Bratkartoffeln und Bohnen. Aber zügig, bitte schön. Der Mann hat Hunger und braucht dringend was Richtiges zwischen die Zähne.«

Der Kellner beeilte sich, den Anweisungen des Stammgastes Folge zu leisten.

»Verbindlichsten Dank, Sir.«

Russell winkte ab. »Wir Europäer müssen doch zusammenhalten.«

Zeppelin nickte. »Sie sind Engländer?« Eigentlich waren seine Worte mehr Feststellung als Frage, denn der britische Akzent war kaum zu überhören.

»Geboren und aufgewachsen bin ich in Irland«, lautete die Antwort. »Aber ich lebe schon seit mehr als zwanzig Jahren in London.«

»Und was führt Sie in die Vereinigten Staaten?«, wollte Zeppelin wissen.

Russell kicherte. »Vereinigt ist gut. Seitdem sich die sogenannten Südstaaten aus der Union gelöst und zu einer eigenständigen Nation zusammengeschlossen haben, sollte der Begriff noch einmal überdacht werden. Aber genau das ist der Grund meiner Reise. Als Korrespondent der LondonerTimes berichte ich über den Amerikanischen Bürgerkrieg. Und was treibt Sie hierher? Sie sind Deutscher, nicht wahr?«

Zeppelin nickte und sah mit verzücktem Blick auf den Teller, den der Kellner gerade vor ihn auf den Tisch gestellt hatte: ein großes saftiges Stück Fleisch, knusprig gebratene braune Kartoffeln und weiße Bohnen, die in einer Tomatensoße schwammen. Als er nach Messer und Gabel griff, antwortete er: »Ich stamme aus Württemberg. Und der Anlass meiner Reise ist – wie bei Ihnen – der Sezessionskrieg.«

Sprach’s und machte sich mit wahrem Heißhunger über die appetitlich duftenden Speisen her.

Russell schien Verständnis zu haben. Wortlos zog er an s