: Guido Zander
: Wundermittel 4-Tage-Woche? Chancen, Risiken, Grenzen und flexible Alternativen: Mehr Mitarbeiterzufriedenheit über eine gute Unternehmenskultur& flexible Arbeitszeitmodelle erreichen
: Haufe Verlag
: 9783648175101
: Haufe Fachbuch
: 1
: CHF 27.30
:
: Management
: German
: 150
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Aktuell ist die 4-Tage-Woche in aller Munde. Politiker:innen, Gewerkschaften und selbsternannte Expert:innen fordern ihre pauschale Einführung. Ausschlaggebend dafür sind die Ergebnisse von Studien aus Island, Japan und UK. Kaum jemand hat sich jedoch mit den existierenden Studien zur 4-Tage-Woche im Detail auseinandergesetzt und auf viele Unternehmen ist die 4-Tage-Woche nicht 1:1 übertragbar. Der renommierte Arbeitszeitexperte Guido Zander gehört zu den 40 führenden HR-Köpfen (Auszeichnung 2023). Ihm geht es darum, die 4-Tage-Woche realistisch und differenziert mit allen Vor- und Nachteilen zu betrachten. Er beschreibt, unter welchen Bedingungen die 4-Tage-Woche funktioniert, welche Effekte zu erwarten sind und wo aber auch die Grenzen liegen. Zudem stellt er praxistaugliche Alternativen zur 4-Tage-Woche im Buch vor, die deutlich flexibler sind und ähnlich positive Effekte aufweisen. Anhand von realen Praxisbeispielen zeigt er, wie Arbeitszeitflexibilisierung in unterschiedlichen Branchen gestaltet und umgesetzt werden kann. Guido Zander weist eindrücklich darauf hin, dass flexible Arbeitszeiten und eine Unternehmenskultur, in der sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, die eigentlichen Themen von Unternehmen sind. Die pauschale Einführung der 4-Tage-Woche ohne diese Flexibilitätsmöglichkeiten bringt uns nicht weiter.  Ein wegweisendes Buch und wichtige Diskussionsgrundlage, um das aktuelle Thema richtig bewerten zu können:  - Mit Vorworten von Thomas Sattelberger und Cawa Younosi. - Mögliche Ausprägungen eines 4-Tage-Woche-Arbeitszeitmodel s: Arbeitszeitverdichtung bei vollem Lohnausgleich, Arbeitszeitreduktion mit und ohne vollem Lohnausgleich - Voraussetzungen für die 4-Tage-Woche: Bedarfstyp, Öffnungs- bzw. Betriebszeit, Art der Tätigkeit, Höhe der Wochenarbeitszeit, Wettbewerbssituation sowie Ausgangsproduktivität, Profitabilität und Größe der Unternehmen - Zu erwartende Auswirkungen auf Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit, Krankenquote, Arbeitgeberattraktivität, Fachkräftemangel und Energieverbrauch - Die Studienlage zur 4-Tage-Woche: Microsoft Japan, Island, UK-Studie - Arbeitszeitflexibilisierung als Alternative - Umsetzungsbeispiele für flexible Arbeitszeitverkürzung Die digitale und kostenfreie Ergänzung zu Ihrem Buch auf myBook+: - Zugriff auf ergänzende Materialien und Inhalte - E-Book direkt online lesen im Browser - Persönliche Fachbibliothek mit Ihren BüchernJetzt nutzen auf mybookplus.de.

Guido Zander ist Dipl.-Wirtschaftsinformatiker und seit 1995 im Thema Arbeitszeit und Workforce Management aktiv. Seit 2005 ist er geschäftsführender Partner bei der SSZ Beratung. Als Vordenker ist er gefragter Keynote Speaker in den Themen Arbeitszeit und Zukunft der Arbeit. 2023 wurde er vom Personalmagazin als einer der 40 führenden HR-Köpfe ausgezeichnet.

2 Welche Voraussetzungen Unternehmen mitbringen sollten


Martin Gaedt hat in seinem Buch »4-Tage-Woche« 151 konkrete Beispiele aus der Praxis aufgeführt, die mit den im vorherigen Kapitel genannten Parametern unterschiedlichste Modelle umgesetzt haben. Wer sich einen Überblick über viele Praxisbeispiele verschaffen möchte, dem sei das Buch empfohlen. So viel kann ich aber schon verraten: Nur bei den wenigsten handelt es sich dabei um eine Version, bei der die Stundenzahl von 40 auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich reduziert wird.

Ob und wie man eine 4-Tage-Woche einführen kann, ist von diversen Voraussetzungen abhängig, die im Folgenden beschrieben werden.

2.1 Voraussetzung 1: Bedarfstyp


Der betriebliche Bedarf ist ganz entscheidend dafür, ob und wie eine 4-Tage-Woche ausgestaltet werden kann. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem variablen und einem fixen Bedarf.

Bedarfstyp 1: Variabler Bedarf

Unter einemvariablen Bedarf versteht man, dass die Bearbeitung des Bedarfs nicht zu bestimmten Zeitpunkten erfolgen muss. Ob man eine variable Tätigkeit um 9 Uhr oder um 16 Uhr oder 20 Uhr durchführt, ist unerheblich, hauptsächlich sie wird innerhalb eines bestimmten Zeitraums erledigt.

Tätigkeitsarten: Zu den Tätigkeiten dieses Bedarfstyp gehören administrative und kreative Tätigkeiten aber auch die Abarbeitung von Geschäftsvorfällen wie beispielsweise Anträge in Versicherungen oder Anfragen, die per E-Mail oder Fax (in Deutschland bedauerlicherweise immer noch Realität) eingehen. Aber auch Schichtbetriebe im Ein- oder Zweischichtbetrieb sind nicht auf die Minute genau auf einen Zeitpunkt fixiert. Beispielsweise sind nahezu alle Handwerksbetriebe, Steuerkanzleien, IT-Unternehmen, Marketingagenturen u.v.a. nur einschichtig unterwegs. In all diesen Fällen ist es möglich, dass ein Arbeitstag länger als 8 Stunden pro Tag dauern kann. Somit ist eine Arbeitszeitverdichtung bei Wochenarbeitszeiten von mehr als 32 Stunden jederzeit möglich.

Fazit: Damit sind für Unternehmen bzw. Tätigkeitsarten mit dem Bedarfstyp 1 alle Ausprägungen der 4-Tage-Woche von Arbeitszeitverdichtung bis hin zu Arbeitszeitverkürzung mit und ohne Lohnausgleich möglich.

Bedarfstyp 2: Fixer Bedarf

Einfixer Bedarf, auch zeitpunktbezogener Bedarf genannt, muss zu einem bestimmten Zeitpunkt abgearbeitet werden. Beispiele dafür sind Telefonservice in einem Kundencenter oder Öffnungszeiten mit schwankenden Kundenfrequenzen im Handel. Wenn um 10 Uhr viele Kunden anrufen oder an der Kasse stehen, dann müssen zu dieser Uhrzeit auch entsprechend viele Beschäftigte arbeiten bzw. anwesend sein, um die Kunden zu bedienen. Wenn also um 10 Uhr viel zu tun ist und z. B. um 18 Uhr nicht mehr, dann bringt es sehr wenig, wenn die vorhandenen Mitarbeiter an einem Tag länger arbeiten, sondern man benötigt um 10 Uhr eine Person mehr. Zur Erläuterung hier ein paar Beispiele:

Beispiel 1: Öffnungszeit und flexibler Bedarf wie z. B. im Handel

Nehmen wir an, ein Geschäft hat zwischen 10 Uhr und 18:30 Uhr geöffnet und hat folgenden Bedarf an Mitarbeitern in den einzelnen Zeitintervallen:

Uhrzeit

10

11

12

13

14

15

16

17

18:30

Bedarf

2

3

3

4

4

4

4

2

2

Abb. 1: Besetzungsbedarf während der Öffnungszeiten

Um 10 Uhr werden 2 Personen benötigt, ab 11 Uhr 3 Personen, ab 13 Uhr 4 Personen usw.

Diesen Bedarf könnte man z. B. mit folgenden Schichten decken:

Personen

Uhrzeit

Stundenzahl

Pause

2

10:00 bis 18:30

8

zzgl. 30 Minuten

2

11:00 bis 17:00

6

/

1

13:00 bis 17:00

4

/