1Das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung
»Wie Buchstaben sind wir: ohne die anderen völlig sinnlos.«
Elmar Schenkel
In unserer Alltagssprache beziehen wir uns auf das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung, wenn wir von Vertrauen, Verbundenheit, einem Wir-Gefühl, Identifikation, Loyalität, Rückhalt und Schutz im Zusammenhang mit unseren Mitmenschen sprechen.
1.1Einführung
Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung ist wohl eines der stärksten psychischen Grundbedürfnisse des Menschen. Es spielt in der kindlichen Entwicklung eine elementare Rolle, aber auch im Erwachsenenalter zählen Bindung und Zugehörigkeit zu den wichtigsten psychischen Grundbedürfnissen.
Nicht erfüllte Bindungsbedürfnisse in der Kindheit stellen eine häufige Ursache für psychische Störungen dar. Jedoch sind Zugehörigkeit und Verbundenheit auch im Erwachsenenalter elementare Voraussetzungen für unser Wohlbefinden. Verlieren wir einen Freund oder Angehörigen aufgrund von Trennungen oder durch den Tod, trifft uns dies bis in die tiefsten Fasern unseres Seins. Selbst wenn wir eigentlich körperlich unversehrt sind, sind wir erfüllt von Schmerz, leiden unter Appetit- und Schlaflosigkeit. Die glücklichen Momente unseres Lebens teilen wir am liebsten mit denen, die uns am Herzen liegen: Hat die junge Studentin eine Prüfung mit Bravour bestanden, kann sie es kaum abwarten, ihre Eltern anzurufen und stolz davon zu berichten, um diese Freude mit ihren geliebten und vertrauten Menschen zu teilen.
Ja, wir vertrauen sogar Menschen, die wir gar nicht kennen, z. B. indem wir Bewertungen lesen, wenn wir uns für den Kauf eines Produktes entscheiden. Wir vertrauen dann auf die Urtei