: Jeremy Adler
: Goethe Die Erfindung der Moderne
: Verlag C.H.Beck
: 9783406776977
: 1
: CHF 24.50
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 656
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Johann Wolfgang von Goethe wurde oft als der letzte Renaissance-Mensch bezeichnet. Der renommierte Germanist Jeremy Adler zeigt in dieser neuen Biographie, dass Goethe mit gleichem Recht als Erfinder der Moderne gelten kann, der vieles vorwegnahm, was in den letzten beiden Jahrhunderten auf den unterschiedlichsten Gebieten gedichtet und gedacht wurde. Jeremy Adler macht deutlich, was Goethes 'Götz von Berlichingen' mit Tschechow und Ibsen zu tun hat, der 'Werther' mit Flaubert und Proust oder der 'Faust' mit Musil, Joyce und Simone de Beauvoir. Von Darwin und Marx bis zu Weber und Einstein haben die Wissenschaften von Goethes Schaffen gezehrt. Gleichwohl war Goethe kein einsames Genie. Jeremy Adler zeigt ihn in seinen zeitgenössischen Kontexten, die halb Europa umspannten, und erzählt von Goethes Begegnungen mit den Großen seiner Zeit, von Beethoven bis Napoleon. Auf diese Weise gewinnt er frische Perspektiven auf Goethes wichtigste Werke, auf sein Leben, sein naturwissenschaftliches Denken und sein politisches Wirken. Und wir begreifen, warum Goethe zu lesen noch immer so aufregend sein kann.

Jeremy Adler lehrte Germanistik am King's College London. Er hat u.a. über Goethe, Kafka und deutschsprachige Exilliteratur publiziert, war Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Einleitung


Jede bedeutende Kultur scheint einen herausragenden literarischen Repräsentanten zu besitzen. Für Griechenland ist es Homer, für Italien Dante, für Spanien Cervantes, für England Shakespeare, für Frankreich (laut der letzten Umfrage) Stendhal,[1] für Russland Puschkin und für Deutschland Goethe. Auch wenn der Gedanke heute nicht mehr der Mode entspricht, sind all diese AutorenNationalschriftsteller: Dichter, die eine ganze Kultur erfassen und in vielfältiger Weise zum Ausdruck bringen. Selbst unter den genannten Autoren hat Goethe etwas Besonderes. Tatsächlich übertrifft er die Mehrzahl seiner künstlerischen Mitstreiter so sehr an Breite und Tiefe, dass er als einer der beachtlichsten Künstler aller Zeiten gelten darf – auf einer Stufe mit Michelangelo und Mozart. Diese Gestalten dachten die menschliche Identität neu. Denn auch wenn behauptet wurde, Shakespeare habe «das Menschliche» erfunden,[1] wäre es doch gerechter, wenn man sagte, jeder dieser Schriftsteller habe eine neue Art geschaffen, Mensch zu sein. Ihr Werk wurde zum Vorbild für die Zukunft. Zeitgenossen betrachteten sie voll Bewunderung – wie etwa Haydn Mozart bewunderte. Und über Generationen blickte man voll Dankbarkeit und Staunen auf ihre Leistung. Auch wenn Novalis seine Meinung später änderte, hatte er zuvor doch gesagt: «Goethe ist der wahre Statthalter des poetischen Geistes auf