: 'Shindy' Michael Schindler, Josip Radovic
: Der Schöne und die Beats
: riva Verlag
: 9783959711371
: 1
: CHF 2.40
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vom Hate zum Hype zum modernen Klassiker: Shindy ist ein Phänomen. Sein Weg führte ihn aus der schwäbischen Provinz an die Spitze der deutschen Charts. Von seinen ersten Versuchen als Rapper arbeitete er sich hoch, bis er schließlich von Bushido unter Vertrag genommen wurde. Mittlerweile ist er ein Superstar der deutschen Hip-Hop-Szene. Mit dem Skandalsong 'Stress ohne Grund' beherrschte er wochenlang die Schlagzeilen der Republik. Mit nur zwei Alben revolutionierte er anschließend den Deutschrap, erklärte die Ignoranz zum Prinzip und verkörperte mit seinem Mix aus Style und Sound den Prototyp eines modernen Popstars. Seine Alben stürmten nicht nur die Chartspitze, sie erreichten Goldstatus und er wurde zum Vorbild einer ganzen Generation. In seiner Autobiografie Der Schöne und die Beats gewährt Shindy zum ersten Mal einen Blick hinter die Fassade: Wie steinig war der Weg nach oben, wie lebt es sich als gefeierter Star der Deutschrap-Szene und wer ist eigentlich der Mensch Michael Schindler hinter dem Phänomen Shindy. Mit einem Nachwort von Arafat Abou-Chaker.

Shindy, bürgerlich Michael Schindler, wurde 1988 in Bietigheim-Bissingen geboren. Mit 12 Jahren begann er zu rappen, wurde ein paar Jahre später bei Bushidos Label ersguterjunge unter Vertrag genommen und veröffentlichte bislang drei Alben, die alle die Spitze der deutschen Charts erreichten.

Kapitel 1

Peter Pan


Jede Geschichte hat ihren Anfang und meine Geschichte beginnt, wie sie auch enden wird: mit Zigaretten, Alkohol und Musik. Ich verbrachte die meiste Zeit meiner Kindheit in der Gaststätte meiner Großeltern. Als Opa meine Oma, meine Mutter und meinen Onkel aus Griechenland nachholte, führten sie zunächst ein Hotel inklusive Gasthaus. Das Hotel Funk am Bahnhof von Bietigheim-Bissingen, einem 40 000-Seelen-Ort nördlich von Stuttgart. Das lief richtig gut und so hatten sie schnell etwas Geld zusammen und kauften sich ein altes Fachwerkhaus im Stadtteil Bissingen. Sie zogen in der ersten Etage ein, die Zimmer im zweiten Stock vermieteten sie und im Erdgeschoss eröffneten sie eine Gastwirtschaft. Das »Bruddler«. Warum das so hieß, weiß keiner. Meine Großeltern konnten noch kein einziges Wort Deutsch, aber das war den Gästen hier vollkommen egal. Sie wussten, sie bekamen ihr Bier mit Liebe auf den Tisch gestellt, und die Stimmung war auch so immer bestens.

Meine Mutter half schon als Kind mit, wo sie nur konnte. Als sie 16 wurde, fing sie an, hinter dem Tresen auszuhelfen. Sie kam jeden Tag nach der Schule und blieb bis zum späten Abend. So lernte sie Jahre später auch meinen Vater kennen. Er war Fabrikarbeiter und kam immer freitagabends, um mit seinen Freunden ein Feierabendbier zu trinken. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Und irgendwann kam er nicht mehr nur freitags, sondern auch samstags und sonntags. Als meine Oma mitbekam, dass die beiden miteinander anbändelten, wurde sie richtig sauer. Sie verbot meiner Mutter, mit meinem Vater zu sprechen, was die Sache natürlich noch viel schlimmer machte. Hinzu kam, dass mein Vater ein sehr guter Freund meines Onkels war, was ihn für meine Mutter noch interessanter machte. Verbotener Apfel und so. Opa war das ganz egal. Er war der entspannteste Typ, den man sich nur vorstellen kann. Seine Geduld ließ ihn über allem schweben, nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Er guckte mir manchmal stundenlang zu, wie ich Buchstaben ausmalte, und machte mir sogar Komplimente dafür. Opa meinte es einfach nur gut mit jedem und so auch mit meiner Mutter, als die Sache mit meinem Vater anfing »Ja, was soll ich denn jetzt machen?«, fragte er nur und zuckte mit den Schultern. »Ihr macht doch eh, was ihr wollt!«

Meine Oma sah das ganz anders. Sie wäre in der Lage gewesen, meine Mutter zwangszuverheiraten, nur damit sie einen griechischen Schwiegersohn bekam. Irgendwann eskalierte der Konflikt zwischen ihr und meiner Mutter so sehr, dass meine Mutter mit meinem Vater durchbrannte. Sie nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in einer anderen Stadt. Ein halbes Jahr dauerte das. Absolute Funkstille. Bis Oma meiner Mutter über drei Ecken ausrichten ließ, dass sie die Beziehung jetzt akzeptieren würde. Hauptsache, Mama würde zurück nach Hause kommen. Von da an war alles wieder okay. Kurz darauf heirateten meine Eltern und Oma fand das in Ordnung. Das »Bruddler« war Teil unserer Familiengeschichte. Später wurde es dann zu unserem Familienmittelpunkt. Meine Mutter half meinen Großeltern bei dem ganzen Papierkram und ging für sie im Großhandel einkaufen. In der Mittagspause kamen mein Cousin und meine Cousine zum Essen vorbei. Und ich, ich hing jede freie Minute dort rum.

Neben unserer Familie kamen nur Stammgäste ins »Bruddler«. Wir kannten jeden Einzelnen. Wenn ich von der Schule zurückkam und da saß mal ein Fremde