: Michael Lindner
: Der Fluch
: neobooks Self-Publishing
: 9783742739872
: 1
: CHF 0.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Der Fluch' ist die Geschichte eines Mannes, der beschlossen hat, alles hinter sich zu lassen. Fernab der Zivilisation, auf einer traumhaften Insel in der Südsee, will er sich ein neues Leben aufbauen. Doch die Dinge kommen anders. Anders, als man es je vermuten könnte.

Michael Lindner, geboren 1977, ist Vater von zwei Kindern und lebt in Feldkirchen - Oberösterreich.

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Als Robin eingeschlafen war, begann er gleich darauf zu träumen. Er träumte vom Haus. Es war Abend und er ging darauf zu. Schon von der Ferne sah er das Blitzen der Fenster. Er blickte zum Balkon hinauf. Sattgrüne Sprossen rankten sich an der Brüstung entlang, umwickelten sie. Sie trugen Blüten in dunkelgelb und rosa und in blassem Rot. Schwer hingen die Köpfe über den Vorbau, ihr Stiel wand sich in enger Drehung an den Stützen hinauf, dick, wie die ovalen Blätter, mit zartgrünen Enden, inmitten rot schimmernder Blumen. An jedem der Pfeiler, auch in den Verstrebungen unter dem Dach, baumelten bündelweise Knäuel von bunten Blättern. Er träumte, er spazierte darunter hindurch, dem Eingang entgegen, öffnete die Türe und trat ein. Hohe Bilder, schwach beleuchtet vom Abendlicht, das durch die Fenster fiel, schmückten die Wände. Seine Augen streiften darüber. Männer mit strengen Ausdrücken, gekleidet in Gehröcke und Beinkleider, schauten ernst zu ihm herab. Dazwischen, in den Zwischenräumen der Rahmen, prangten goldene Leuchter, reich bestückt mit spitzen weißen Kerzen. Auf einmal hörte er Stimmen. Sie kamen von oben. Er wandte sich um, hin zu der großen Treppe und betrat das hölzerne Podest. Es knarrte und quietschte unter seinem Gewicht.

Er blieb einen Augenblick stehen, an eine der kunstvoll geschwungenen Säulen des Geländers gelehnt und horchte. Aus einem Zimmer im oberen Stockwerk kamen Geräusche von klirrendem Besteck, Gabeln oder Löffel, die an Porzellanteller stießen. Abwechselnd sprachen ein Mann und eine Frau in aufgeregter Unterhaltung miteinander. Ihre Worte konnte er nicht verstehen. Er stieg hinauf bis zum Treppenabsatz im ersten Stock. Aus einer Tür, die einen Spalt breit offenstand, fiel der schmale Lichtstrahl der Abendsonne und erhellte spärlich den langen Korridor. Durch den fahlen Schein und die darin tanzenden Staubteilchen hindurch in das dahinterliegende Zimmer blickend, erkannte er einen weißen, mit kleinen Figürchen und Muscheln besetzten Kachelofen. Dahinter ragte die massive Platte eines Tisches aus Mahagoniholz hervor. Stimmen drangen heraus.

„Fräulein Dietrich, dieses Stück hier! Das finde ich ja geradezu grandios. Lassen Sie mich doch mal sehen!“

Darauf die Stimme der Frau: „Aber natürlich Johan! Beachten Sie nur den unübertrefflich geschwungenen Saugrüssel!“

Es folgte lautes Schep