: Thomas Müller, Theresa Schaller, Ruth Würzle
: Lernleitern - Wege in die Praxis
: Ernst Reinhardt Verlag
: 9783497618927
: 1
: CHF 25.10
:
: Sonderpädagogik
: German
: 80
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lernen mit Lernleitern ist ein Konzept, das der wachsenden Heterogenität im Klassenzimmer begegnet und für sämtliche Schulformen und Fächer anwendbar ist. Besonders gestaltete Lernpläne führen die Schülerinnen und Schüler dabei durch abwechslungsreiche Aktivitäten, die sie selbstbestimmt in unterschiedlichen Sozialformen im Unterricht bearbeiten. Dieses Praxisbuch gibt einen detaillierten Einblick in das 'System Lernleitern' und behandelt die Begleitung von Lernenden in selbstregulierten Lernumgebungen. Ausgewählte Lernleitern aus den Bereichen Grundstufe bis Sekundarstufe II sowie verschiedenen Fächern demonstrieren die Integration des Konzepts in die Schulpraxis. Die im Onlinematerial bereitgestellten Kopiervorlagen unterstützen Lehrkräfte bei der Entwicklung eigener Lernleiterarrangements.

Prof. Dr. Thomas Müller, Würzburg, lehrt und forscht als Akademischer Direktor am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Universität Würzburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind pädagogische Beziehungen, Kinderarmut, Erziehung unter erschwerten Bedingungen und Unterricht mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Theresa Schaller, Regensburg, arbeitet als Lehrerin, Dozentin und Beraterin in nationalen und internationalen Schulentwicklungsprojekten mit dem Schwerpunk System Lernleitern und adaptive Lernumgebungen. Ruth Würzle, Bad Abbach, ist Pädagogin, Künstlerin und berät ebenfalls zu Schulentwicklungsprojekten, vor allem in Nord-Kenia.

3. Verbunden im Lernen: Kernelemente des Systems Lernleitern

Die Realität der Heterogenität in den Schulen fragt nach Lernumgebungen, die der Vielfalt der Kinder und Jugendlichen gerecht werden. Wie können Lehrpersonen individuelle Lernvoraussetzungen und -dispositionen im Hinblick auf Interesse, Motivation, Leistungsvermögen, Leistungsniveau und Grad der Selbstständigkeit berücksichtigen und Lernarrangements durch differenzierte Gestaltung von Lerninhalten, Lernwegen, Arbeitsmenge, Lerntempo, Lernhilfen, Sozialformen und Lernorten anpassen? In der pädagogischen Grundlagenforschung gilt es weitgehend als Konsens, dass Individualisierung und Differenzierung den „Königsweg“ der Unterrichtsentwicklung beschreiben, wenn es darum geht, der Heterogenität der Schülerschaft gerecht zu werden (vgl.Hardy et al 2011;Heinzel / Prengel 2012;Bohl /Batzel / Richey 2012).

Um individualisiertes Lernen in heterogenen Lerngemeinschaften zu ermöglichen, gilt es, die Lernumgebung inhaltlich und prozessual so gut zu strukturieren, dass Kinder und Jugendliche selbstständig arbeiten können. Gleichzeitig bedarf es einer Atmosphäre, welche die Verbundenheit aller Beteiligten kultiviert und intensiviert. Ausgangspunkt des Systems Lernleitern ist die Idee des gemeinsamen Lernens von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters und Leistungsniveaus. Lernleitern haben ihren geografischen und inhaltlichen Ursprung im südindischen Rishi Valley, im Bundesstaat Andhra Pradesh.

Informationen zur Herkunft der Lernleitern finden sich im Online-Material.

Die Lernenden – nicht die Lehrkraft – organisieren ihre individuellen Lernprozesse mit Hilfe sogenannter Lernleitern und bearbeiten die Lernaufgaben in einem bewusst heterogen gestalteten Verbund aus Mitlernenden. Dies wird möglich, wenn Lehr- und Unterrichtspläne in Lern- und Aktivitätspläne umgewandelt werden.

Die Visualisierung eines solchen Lernplans wird als Lernleiter bezeichnet.

Im System Lernleitern treffen und verbinden sich Lernende mehrerer Jahrgangsstufen und Leistungsniveaus in einer gut vorbereiteten gemeinsamen Lernumgebung und arbeiten individuell in ihrem eigenen Tempo. Mit einem materialimmanenten Farb- und Logosystem führt die Abfolge der Aktivitäten auf diesem Lernplan die Schülerschaft durch die Inhalte. Die Lernenden führen die Aktivitäten entweder allein, mit einem Partner, in einer Gruppe oder mit der Lehrkraft durch – je nach didaktischer Gestaltung der jeweiligen Aktivität und Bedarfe der Individuen. Mit integrierten Selbstevaluationen und Feedbackgesprächen werden die selbstgesteuerten Lernfortschritte gesichert und der Zusammenhalt der Lerngemeinschaft gewahrt. Die Lernumgebung im System Lernleitern ist systemisch, methodisch und materiell so gestaltet, dass es den Lernenden ermöglicht wird, ihr Lernen nach ihren persönlichen Bedürfnissen zu unterbrechen und wieder aufzunehmen. Die natürliche Heterogenität der Lerngruppen stellt für Schule und Unterricht kein unüberwindbares Problem mehr dar, denn sie wird bewusst als Anlass für das Anerkennen unterschiedlicher Begabungen und Förderbedarfe genutzt. Das System Lernleitern ermöglicht somit nicht nur das gemeinsame Lernen mehrerer Klassen- und Jahrgangsstufen, sondern auch, dass Lehrkräfte weniger Zeit mit dem Unterrichten und mehr Zeit mit der individuellen Förderung der Lernenden verbringen können. So werden Lehrkräfte von der herkömmlichen Aufgabe der ständigen Unterweisung entbunden. Stattdessen können sie sich als Lernpartner anbieten, um unterstützend und begleitend zur Seite zu stehen und dadurch in die Beziehungen zu ihren Schülerinnen und Schü