: Gretel Mayer
: Schwabing 62 Kriminalroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783839278406
: Kriminalbeamte Korbinian Hilpert und Siegfried Breitner
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In München-Schwabing wird die 36-jährige Berenike von Rahnstedt ermordet aufgefunden. Der junge Kriminalhauptkommissar Korbinian Hilpert und sein Kollege Ludwig Waldleitner übernehmen die Ermittlungen. Die Liste der Verdächtigen ist lang, da die Ermordete als Schwabinger Künstlerin ein äußerst lockeres und teilweise ausschweifendes Leben führte. Das Ermittlerduo muss tief in die Münchner und vor allem die Schwabinger Szene - kurz nach den Schwabinger Krawallen - eintauchen.

Gretel Mayer, geboren 1949 in München, war als Fremdsprachensekretärin, Übersetzerin und jahrelang als Buchhändlerin tätig, bevor sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte. Obwohl ihr Lebensmittelpunkt schon seit Jahrzehnten in Unterfranken liegt, schlägt ihr Herz noch immer für das Alpenvorland und ihre Geburtsstadt München. www.gretelmayer.de

3. Juli 1962


München-Schwabing
Trautenwolfstraße

Am nächsten Morgen, wie immer war die Familie Hilpert viel zu spät dran, lief Wolferl dann nach unten, um seinen Schulranzen zu holen. Kurze Zeit später – Korbinian machte sich gerade im Flur ausgehfertig – stand Wolferl wieder vor der Tür. Seine Augen waren noch dunkler als sonst, und seine Stimme zitterte.

»Ich kann die Mama nicht aufwecken. Sie rührt sich nicht, obwohl ich sie ein paar Mal ganz fest gestupst habe.«

*

Polizeipräsidium München
Ettstraße

Ludwig Waldleitner, von seinen besten Freunden kurz Lucki genannt, öffnete das Fenster der Abteilung Mord I im Polizeipräsidium an der Ettstraße und spähte nach draußen. Elvira Hutschler, die Sekretärin vom Diebstahl, ging gerade wiegenden Schrittes in Richtung Eingang; sie trug ein eng anliegendes zitronengelbes Kostüm und blickte nach oben. Ludwig konnte sich gerade noch ins Zimmer zurückziehen und hoffte, dass sie ihn nicht gesehen hatte. Seit der letzten Weihnachtsfeier ging er ihr aus dem Weg; nach zu viel Punsch und Glühwein waren sie sich nähergekommen, und das bedauerte Ludwig bis heute.

Dass ich einfach immer wieder meine Finger nicht von den Frauen lassen kann, dachte er sich. Ich müsste es doch langsam lernen, ich bin schließlich ein verheirateter Mann mit Kind, verdammt noch mal!

Doch auch die Verbindung mit Sonja, seiner jetzigen Frau, war ja aus solch einem heißen, aber eigentlich als kurz und unverbindlich gedachten Verhältnis entstanden. Doch ruckzuck war Sonja schwanger geworden, man beschloss zu heiraten, und innerhalb kürzester Zeit hatte Ludwig für Frau und Kind zu sorgen.

Das begonnene Jurastudium hängte er an den Nagel und ging zur Polizei, was durch seinen Onkel, den früheren Polizeipräsidenten, um einiges erleichtert wurde. Die Ehe mit Sonja bedauerte er zuweilen, nicht aber, dass er Polizist geworden war! Seit nun über einem Jahr war er in der Abteilung Mord I bei seinem alten Kollegen und Freund Korbinian Hilpert tätig. Ihn kannte er schon aus dessen Anfangszeiten im Präsidium, als Ludwig dort ebenfalls auf Fürsprache seines Onkels eine Schnupperzeit vor seinem Studium absolviert hatte. Und gerade auf diesen Korbinian wartete er nun und sorgte sich, denn es war eigentlich überhaupt nicht dessen Art, sich zu verspäten.

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und Alma Mader, die Sekretärin der Abteilungen Mord I und II, stürzte herein. Alma Mader, groß gewachsen und korpulent, war wohl um die 50 Jahre alt, doch niemand im Präsidium wusste das so genau. Sie hatte ein Talent zu großen Auftritten, und ihr großer Busen bebte, als sie mit eindeutig theatralischem Tonfall verkündete:

»Unklarer Todesfall, könnte Mord oder Totschlag sein, in der Trautenwolfstraße!«

»Was?« Ludwig stutzte.

»Das ist doch beim Korbinian!«

»Ja.« Alma