: Lars Haider
: Einer muss den Job ja machen Hammersteins erster Fall
: Hoffmann und Campe Verlag
: 9783455016314
: Hammerstein ermittelt
: 1
: CHF 13.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Mein Kommissar Weller ist Fan von Hammerstein! Er wäre gerne wie er.' Klaus-Peter Wolf Intrigen, Machtspiele, ein berühmter Musiker und ein durchgeknallter Dackel Hamburg, 2017: Die Elbphilharmonie ist eröffnet, die Rolling Stones spielen im Stadtpark, beim G20-Treffen brennt das Schanzenviertel - und Lukas Hammerstein kann nicht mehr. Der Reporter hat das ganze Jahr durchgearbeitet und freut sich auf ein Sabbatical. Wenn nur Dackeldame Finchen nicht wäre, die Lukas aufgenommen hat, ohne zu wissen, dass der Hund einen kleinen Schaden hat ... Und es kommt noch schlimmer: Ein Journalist wird ermordet, die Polizei ist ratlos. Lukas bleibt keine Wahl, denn: »Einer muss den Job ja machen« - wie es in einem Song seines guten Freundes Udo heißt.

Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Er gilt als einer der Journalisten in Deutschland, die Olaf Scholz so gut kennen wie kaum ein anderer, sein Buch über den Kanzler wurde 2022 zum Spiegel-Bestseller. Im selben Jahr erschien sein Buch Das Phänomen Markus Lanz - Auf jede Antwort eine Frage. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Der erste Band seiner Lukas-Hammerstein-Reihe, Einer muss den Job ja machen, erschien 2023 bei Hoffmann und Campe und wurde von den Lesern und der Presse begeistert aufgenommen.

2


Lukas Hammerstein stand seit zehn Minuten vor dem Haupteingang der Elbphilharmonie. Das Hemd, das er trug, war das letzte saubere, das er in seinem Schrank gefunden hatte, und er hatte fast eine Handvoll Gel gebraucht, um seine Haare zu bändigen. Eigentlich befand sich Lukas seit zwei Wochen in einem lange geplanten Sabbatical und hatte nicht vorgehabt, hier zu stehen und auf den Innenminister zu warten. Aber er war der Einzige unter den Reportern derHamburg News, der den Minister persönlich kannte, seit er ihn bei einem Kirchentag im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt befragt hatte. Er glaubte nicht, dass sich der Politiker an das Gespräch erinnerte, aber sein Chef hatte trotzdem darauf bestanden, dass er ihn in Empfang nahm. Laut Plan sollte er jeden Moment kommen.

Lukas’ Handy klingelte. Kaja.

»Wo bist du?«

»Ich warte vor der Elbphilharmonie auf den Minister. Zwei Personenschützer sehe ich schon, aber …«

»… wenn die Personenschützer:innen da sind, kommt der Minister mit seinen Begleiter:innen in wenigen Augenblicken«, sagte Kaja. »Und wenn du etwas nach rechts schauen würdest, könntest du deiner Lieblingskolleg:in winken.« Lukas drehte seinen Kopf leicht und sah auf der anderen Straßenseite Kaja Woiteks Wuschelkopf inmitten eines Pulks von Polizistinnen und Polizisten. Sie winkte ihm zu und zeigte auf ihr Handy.

»Wen hast du denn schon wieder alles getroffen?«, fragte Lukas über das Telefon.

»Viele liebe Informant:innen«, sagte Kaja, die die beste Polizeireporterin war, mit der Hammerstein jemals zusammengearbeitet hatte. Aber auch die anstrengendste. Kaja Woitek war wegen ihrer Recherchen mindestens so gefürchtet wie wegen ihrer Hartnäckigkeit, wenn es um das Gendern ging. Sie sprach und schrieb grundsätzlich nur von Mörder:innen, Sexualstraftäter:innen und Betrüger:innen, als könnte sich einer der Übeltäter sonst diskriminiert fühlen. Lukas hielt das für ein Verbrechen an der Sprache. Wenn er Texte von Kaja redigierte, strich er ihr die Doppelpunkte raus und provozierte damit jedes Mal ein Grundsatzgespräch. Die »Kolleg:in« glaubte wirklich, dass die Welt erst eine bessere würde, wenn sich jeder zu jeder Zeit von jedem und jeder angesprochen fühlte.

»Ich würde gern weiter mit dir plaudern, aber jetzt kommt dein Minister wirklich«, sagte Kaja, »und ich muss mich um meine Gäst:innen kümmern.«

 

Lukas legte auf, steckte das Handy ein und ging auf die Wagenkolonne zu, die vor der Elbphilharmonie gehalten hatte. Der Minister stieg als Zweiter aus, er lief direkt auf ihn zu: »Herr Hammerstein, schön, Sie wiederzusehen.« Entweder hatte er ein sehr gutes Gedächtnis, oder er war von seinen Referenten perfekt vorbereitet worden. »Sie sagen mir, was ich machen soll.« Lukas hatte den Auftrag, den Minister in eine Garderobe auf Höhe des Großen Saals zu bringen, wo er den Hamburger Bürgermeister treffen sollte. Julius Wolff war zehn Minuten zuvor eingetroffen, nicht am Haupt-, sondern am Bühneneingang, der schwer einsehbar im hinteren Teil des Konzerthauses lag, direkt an der Elbe. Wolff hatte das, was in Zeitungen gern das »Bad in der Menge« genannt wurde, nie geschätzt, jetzt wollte er es unbedingt vermeiden. Dass der G20-Gipfel in Hamburg so ausgeartet war, wie er ausgeartet war, dass an der vornehmen Elbchaussee Autos und im alternativen Schanzenviertel Häuser gebrannt hatten, nahmen viele Hamburger dem Bürgermeister übel. Der hatte im Vorfeld gesagt, dass man auch jedes Jahr ohne Probleme den Hafengeburtstag in der Stadt ausrichten würde. Und dann das.

 

»Ich bringe Sie zum Bürgermeiste