: Jochen Ludewig, Horst Lichter
: Software Engineering Grundlagen, Menschen, Prozesse, Techniken
: dpunkt
: 9783960885474
: 4
: CHF 45.50
:
: Informatik
: German
: 712
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Das Handbuch fürs Selbststudium, für den Job oder vorlesungsbegleitend

  • erfahrungsb sierter Über- und Einblick ins Software Engineering, der sowohl die Theorie als auch die Praxis abdeckt
  • umfassen , verständlich und praxiserprobt
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    Das Buch vermittelt die Grundlagen, Erfahrungen und Techniken, die den Kern des Software Engineerings bilden. Es ist als Material zu Vorlesungen über Software Engineering konzipiert. Auch für Praktiker, die mit der Softwareentwicklung und -bearbeitung und den dabei auftretenden Problemen vertraut sind, ist das Buch sehr gut geeignet, um die Kenntnisse im Selbststudium zu ergänzen und zu vertiefen. Der Inhalt des Buches ist in fünf Hauptteile gegliedert:
    - Grundlagen
    - Menschen und Prozesse
    - Daueraufgaben im Softwareprojekt
    - Techniken der Softwarebearbeitung
    - Verwaltung und Erhaltung von Software
    Auch auf die Ausbildung zukünftiger Software Engineers wird eingegangen. Ergänzende Informationen sind auf der Webseite der Autoren verfügbar: https://se-buch.de.

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    Prof. Dr. rer. nat. Jochen Ludewig geboren 1947 in Hannover. Studium der Elektrotechnik (TU Hannover) und Informatik (TU Mu?nchen); Promotion 1981. 1975 bis 1980 Gesellschaft fu?r Kernforschung, Karlsruhe, dann Brown Boveri Forschungszentrum in Baden/Schweiz. 1986 Assistenzprofessor an der ETH Zu?rich, 1988 Ruf auf den neuen Lehrstuhl Software Engineering an der Universität Stuttgart. Arbeitsgebiete: Softwareprojekt-Management, Software-Pru?fung und Software-Qualität, Software-Wartung. Ab 1996 Konzeption und Aufbau des Diplomstudiengangs Softwaretechnik, der inzwischen in einen Bachelor- und einen Masterstudiengang umgewandelt wurde. Seit 2009 Fellow der Gesellschaft fu?r Informatik (GI). Prof. Dr. rer. nat. Horst Lichter geboren 1960 in Trier. Studium der Informatik und Betriebswirtschaftslehr (TU Kaiserslautern). Wissenschaftlicher Mitarbeiter (ETH Zu?rich und Universität Stuttgart), Promotion 1993. Anschließend Schweizerische Bankgesellschaft Zu?rich und ABB Forschungszentrum Heidelberg. 1998 Ruf an die RWTH Aachen University, Leiter des Lehr- und Forschungsgebiets Software-Konstruktion. Arbeitsgebiete: Software-Architektur, Qualitätssicherung, Software-Evolution. Seit 2005 Lecturer an der Thai German Graduate School of Engineering (TGGS) in Bangkok. Von 2018-2021 Adjunct Lecturer an der Universiti Teknologi Petronas (UTP) Malaysia.

    1Modelle und Modellierung


    Modelle sind ein fundamentales Konzept unseres Umgangs mit der Welt. Alle Naturwissenschaftler und Ingenieure verwenden und schaffen Modelle, um allgemeingültige Aussagen zu treffen und um ihre Vermutungen zu konkretisieren. Oft markieren die Modelle Zwischenschritte auf dem Weg zu neuen Artefakten, also zu Brücken, Autos oder Funktelefonen. Im Software Engineering ist die Bedeutung der Modelle noch größer, weil sie nicht Zwischenschritte, sondern Endpunkte unserer Arbeit darstellen: Eine Spezifikation, aber auch ein Programm ist ein Modell. Natürlich gehören auch die Prozessmodelle dazu, nach denen die Projekte organisiert werden. Wir legen also mit diesem Kapitel, das aufLudewig (2003) basiert, den Grundstein für unser Buch. Das gilt auch für die beiden letzten Abschnitte, die sich mit Skalen und Skalentypen befassen.

    1.1Modelle, die uns umgeben


    1.1.1Die Bedeutung der Modelle

    Lebenswichtig für uns sind die Modelle, die wir alsBegriffe kennen und verwenden, um uns ein Bild (d. h. ein Modell) der Realität zu machen. Ohne die Begriffe wäre für uns jeder Gegenstand ganz neu; weil wir aber zur Abstraktion fähig sind, können wir die Identität eines Gegenstands, seinen Ort, seinen Zustand und u. U. viele andere individuelle Merkmale ausblenden, um ihn einer Klasse von Gegenständen, eben demBegriff, zuzuordnen. Auf diese Weise erkennen wir auch einen Gegenstand, den wir noch nie gesehen haben, als Bleistift, Stuhl, Auto oder was immer in unserer Vorstellung am besten passt.

    Diese Fähigkeit ist uns bereits von Natur aus gegeben; sie ist weder bewusst steuerbar, noch lässt sie sich unterdrücken. Darum sind wir auch nicht davor geschützt, falsche (d. h. ungeeignete) Modelle zu wählen. Wir erleben das erheitert bei optischen Täuschungen, wir erleiden es, wenn wir direkt oder indirekt Opfer von Vorurteilen werden: Auch das sind Modelle.

    Dagegen steht es uns frei, Modelle bewusst einzusetzen, um auf diese Weise Phänomene zu erklären oder Entscheidungen zu überprüfen, bevor sie wirksam werden. Beispielsweise können wir ein geplantes Bauwerk durch eine Zeichnung oder ein Papiermodell darstellen und dann den Entwurf anhand des Modells überprüfen.

    Wo Modelle offensichtliche Schwächen zeigen, neigen wir dazu, sie zu belächeln. Das gilt etwa für die Puppe, die ein spielendes Kind in einem länglichen Stück Holz sieht. Wo Modelle dagegen sehr überzeugend wirken, besteht die Gefahr, dass sie mit der Realität verwechselt werden. Darum ist zunächst festzuhalten: Ein Modell ist ein Modell, es ist nicht die Realität. Die Schwierigkeit, die wir haben, wenn wir von Modellen auf die Realität zu schließen versuchen, hat bereits der griechische Philosoph Platon (428/427–348/347 v. Chr.) in seinem berühmtenHöhlengleichnis angesprochen. Darin beschreibt er die Situation eines Menschen, der, seit seiner Kindheit in einer Höhle mit dem Gesicht zur Wand gefesselt, nur die Schatten der Menschen sieht,