: Michael Holm
: Rückkehr nach Mendocino Autobiographie
: Hoffmann und Campe Verlag
: 9783455015775
: 1
: CHF 17.20
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ich hielt an und fragte 'Wohin?' - Sie sagte: 'Bitte nimm mich mit nach Mendocino!' Michael Holm, einer der größten Schlagerinterpreten Deutschlands, nimmt uns mit auf eine Tour durch seine sensationelle Karriere und die Achterbahn eines erstaunlichen Lebens. Wer sie hört, bekommt sie nicht mehr aus dem Kopf: Mit Ohrwürmern wie 'Mendocino' hat sich Michael Holm ins kollektive Musikgedächtnis der Deutschen gesungen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagerinterpreten überhaupt. Doch sein Schaffen reicht weit über seine großen Hits hinaus. Jetzt erzählt er selbst von seinen vielen Leben: von Auftritten in jungen Jahren in den Kneipen der amerikanischen GIs in Erlangen, von seinen Anfängen als Praktikant beim legendären Plattenlabel Hansa Musik von Peter Meisel, und davon, was hinter den Kulissen bei der ZDF-Hitparade passierte. Rückkehr nach Mendocino ist eine unvergessliche Zeitreise durch die Welt des Schlagers, der Popmusik und der alten BRD.

Michael Holm wurde 1943 als Lothar Walter in Stettin geboren. Nach der Flucht vor der anrückenden Roten Armee verbrachte er die ersten Nachkriegsjahre mit seiner Familie und seiner Zwillingsschwester in Wolfsburg, später in Erlangen. Er ist einer der erfolgreichsten Schlagersänger, Songwriter und Musikproduzenten Deutschlands, bekannt vor allem für Mendocino (1969) und den Nummer-1-Hit Tränen lügen nicht (1974). Fünf Mal wurde er mit der Goldenen Stimmgabel ausgezeichnet, drei Mal für den Grammy nominiert. Heute lebt er bei München.

IReise


Erlangen

Das Leben und ich


Dass die Musik dem strebenden Künstler oft harte Arbeit abverlangt, wenn er das scheinbar Unerreichbare erreichen will, ist eine Lektion, die ich gleich am Anfang meiner Karriere lernen musste. Nämlich als es darum ging, endlich in den Besitz meiner ersten eigenen Gitarre zu kommen. Von zu Hause, besonders von Papa, war da keine große Unterstützung zu erwarten. Obwohl – oder vielleicht, gerade weil – mein Vater als Bildungsbürger der »alten Schule« völlig musikbesessen war. Ein wirklich großartiger Geiger und glühender Verehrer der klassischen Meister. Vivaldi, Mozart, Schubert, das waren sozusagen die Beatles meines Papas und er selbst das, was man heute einen »Klassik-Ultra« nennen würde. Musik war für ihn ein unverzichtbarer Teil seines Lebens. Seine glühende Liebe zu ihr war so ansteckend, dass das Feuer für diese »höchste aller Künste« schon früh in mir zu lodern begann und auch bis heute feurig glüht.

Leider begann sich mein musikalischer »Brennstoff« nach einer am Radio gemachten Begegnung mit einem Sänger namens Elvis doch sehr von dem meines Vaters zu unterscheiden.One Night With You schlug nun einmal dieMondschein-Sonate für mich um Längen, und da war ich in meiner Generation wahrlich nicht der Einzige, der das so sah. Ich brauchte unbedingt eine Gitarre. Da wegen der musikalischen Diskrepanzen von Vaters Seite hier keine Hilfe zu erwarten war, hieß es für mich, den gerade mal fünfzehnjährigen Buben Lothar Walter: Ich musste einen Ferienjob annehmen.

Den Sommer1958 verbrachte ich daher auf einem Bauernhof in Möhrendorf, einem kleinen Ort, etwa sieben Kilometer von meiner Heimatstadt Erlangen entfernt. Leider nicht als Gast in der Sommerfrische, sondern als Mädchen für alles. Was bedeutete: fünf Wochen Ställe ausmisten, Gras schneiden, Vieh füttern. Natürlich alles von Hand und mit der eigenen Muskelkraft, weil es auf den Höfen damals noch sehr viel weniger Maschinen gab als heutzutage. Der Preis für das sechssaitige Objekt meiner Begierde war also ein Ferienprogramm, bestehend aus Arbeiten, Essen, Trinken, Schlafen – und am nächsten Morgen das Ganze von vorn. Die Plackerei indes hatte sich gelohnt, denn in diesen fünf Wochen konnte ich sage und schreibe siebzig Mark verdienen. Ein hübsches Sümmchen, wenn man bedenkt, dass der damalige durchschnittliche Monatslohn gerade mal vierhundert Mark betrug. Mit diesem Salär konnte ich über einen Mitschüler, dessen Vater bei dem unweit von Erlangen beheimateten Instrumentenbauer »Framus« arbeitete, eine Gitarre dieser Marke ergattern. Es war ein günstiges Modell für fünfzig Mark, mit dem ein oder anderen Schmunzelfehler, aber es war meine. Ich investierte weitere fünf Mark meines Vermögens in ein Übungsheft mit dem TitelGitarre lernen in10 Stunden und saß nun, eifrig meine ersten Griffe übend, in meinem Mansardenzimmer der elterlichen Wohnung in Erlangen.

Erlangen, das war1958 ein Ort, wie er kaum weiter entfernt sein konnte von Plätzen wie Mendocino, der verträumten Künstler- und Hippie-Enklave an der kalifornischen Pazifikküste. Oder von Stettin im Jahre1943, wo ich, nur wenige Minuten nach der Geburt meiner Zwillingsschwester Mechthild, als das letzte von fünf Kindern der Eheleute Walter im städtischen Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Eines ist sicher, es ist definitiv eine »Gnade der späten Geburt«, wie es der von mir v