: Lily King
: Hotel Seattle Erzählungen
: Verlag C.H.Beck
: 9783406791024
: 1
: CHF 16.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 252
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Vierzehnjährige verknallt sich in einen verheirateten Mann und träumt von der großen Romantik, bis sie erfahren muss, dass Liebe und Lust zwei einander entgegengesetzte Dinge sein können. Ein junger Mann outet sich und verliert daraufhin seinen besten Freund, dessen Unsicherheit in Aggression umschlägt. Eine Frau kämpft damit, die Abweisung ihrer Teenager-Tochter zu ertragen und fühlt sich dabei so einsam wie nie, doch die Verbindung einer Mutter zu ihrem Kind kann so leicht nicht erschüttert werden. Lily Kings Erzählungen sind berührend, überraschend, hoffnungsvoll - und zum Glück auch ein wenig romantisch. Sie ist die große Chronistin emotionaler Extremzustände - Lily King beherrscht den ungeschönten Blick auf harte Schicksale und zwischenmenschliche Krisensituationen meisterhaft. Gleichzeitig hilft sie ihren Figuren immer wieder zurück auf Pfade der Euphorie und Zuversicht, lässt sie Neuanfänge wagen, sich doch noch einmal Hals über Kopf verlieben, zweite Chancen geben oder unmoralische Abenteuer eingehen. Auch in «Hotel Seattle» geht es um große Gefühle, allen voran um die Liebe in all ihren schönen und schrecklichen Facetten.

Lily King, geboren 1963, wuchs in Massachusetts auf und lebt heute mit ihrer Familie in Maine. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Preise. Ihr Bestseller"Euphoria" (C.H.Beck 6 2015) wurde mit dem Kirkus Prize ausgezeichnet und von"The New York Times" unter die fünf besten literarischen Bücher des Jahres 2014 gewählt.<br><br>& t;div> Hanna Hesse, geboren 1984, aufgewachsen in Oxford und Berlin, studierte Germanistik und Geschichte in Freiburg sowie Literarisches Übersetzen in München. Sie lebt als Projektmanagerin und freie Übersetzerin aus dem Englischen in München.</div>

KREATUR


Im Sommer, als ich vierzehn war, einige Monate nachdem meine Mutter mit mir bei meinem Vater ausgezogen war, bekam ich einen Babysitterjob bei einer alten Dame in Widows’ Point angeboten. Ich sollte zwei Wochen lang auf ihre Enkelkinder aufpassen. Mrs Pike ließ im Laden meiner Mutter ihre Kleider anpassen, und die beiden hatten alles vereinbart, ohne mich vorher zu fragen. Der Job war anders als sonst, es ging nicht nur um ein paar Stunden babysitten. Ich sollte dort wohnen. Ich kann mich nicht an das Gespräch mit meiner Mutter erinnern, ob ich Lust darauf hatte oder einen Streit anfing. Ich stritt mich damals wegen jeder Kleinigkeit mit ihr.

Der Widows’ Point war eine Landzunge, die wie eine langstielige Bratpfanne in den Atlantik ragte. Bei Ebbe sah man vor der Küste im offenen Meer ein halbmondförmiges Felsenband, aber bei Flut versteckte es sich vollständig unter Wasser. Es waren zweifellos diese Felsen, die mehrere Hundert Jahre zuvor die Witwen, die der Landzunge ihren Namen gegeben hatten, zu solchen gemacht hatte