1906
Der Burgherr
Bereits über ein halbes Jahr arbeitete Zenzi in Bozen. Ihr Leben spielte sich aber nicht auf der Burg, sondern in einem naheliegenden Wirtschaftsgebäude ab. Im Winter hatte sie in der Küche beim Kochen und auch im Haus geholfen, zeitig im Frühjahr begann die Arbeit in den Weingärten. Zenzi erledigte alles mit viel Freude.
Sie kam zwar kaum hinunter nach Bozen, aber der stattliche Hof und der weite Blick über das Bozner Becken stimmten sie glücklich. Die schwere Arbeit fiel ihr leicht, die war sie ja von daheim gewohnt.
Die Herrin war streng und wortkarg und es war schon als Lob zu werten, wenn sie nichts zu bemängeln hatte. Deshalb freute sich Zenzi, dass sie nun in der wärmeren Jahreszeit häufiger im Freien arbeiten durfte.
Ferdinand, der Burgherr, war ein angesehener Mann, großgewachsen und herrschaftlich. Er hatte pechschwarze Haare und trug einen elegant gezwirbelten Schnurrbart. Trotz seines noblen Aussehens arbeitete er wie ein gewöhnlicher Bauer in den Weinbergen und auf den Feldern mit.
Zenzi spürte sein Wohlwollen. Manchmal half er ihr wie unabsichtlich bei der Arbeit, nahm ihr eine schwere Last ab oder reichte ihr ein besonders großes Stück Brot, wenn er das