: Thomas Pyczak
: That's me! Wie Sie Purpose als Kompass zum Erfolg nutzen
: Rheinwerk Computing
: 9783836280013
: 1
: CHF 27.50
:
: Sonstiges
: German
: 367
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Purpose, das ist mehr als eine lebendige und zeitgemäße Formulierung von Sinn, Zweck oder Bestimmung eines Menschen oder eines Unternehmens. Der echte Purpose, der sich in Geschichten und Entscheidungen und Gründerpersönlichkeiten manifestiert, macht den Unterschied.
Warum also tun wir, was wir tun? That's Me! inspiriert dazu, sich dieser Frage zuzuwenden. Systematisch, doch zugleich kreativ-spielerisch. Sie erfahren, welche Kräfte ein Purpose freisetzen kann - in ihrem Leben und in den Unternehmen, in denen sie gemäß ihrem Purpose wirken.

Aus dem Inhalt:

  • Erf lgreiches Matching
  • Purpose und Passion verbinden
  • Authentisch Werte und Work-Life-Balance finden
  • Heldenreisen und Fieberkurven
  • Der erweiterte Golden Circle
  • Generation Y
  • Die Weichen stellen auf Growth Mindset und Impact
  • Von den besten Unternehmen lernen
  • Mit System über sich hinauswachsen
  • Ihr Purpose-Puzzle zusammenfügen
  • Lernen, mutig die Welt zu verändern



Thomas Pyczak ist Storyteller, Autor, Speaker und Berater. Er schreibt Romane, Sachbücher und einen Blog über Storytelling. Zuvor war er CEO und Chefredakteur von Chip. Storytelling kennt er aus verschiedenen Perspektiven: Journalist, Chefredakteur, Verlagsmanager. Einer seiner Lieblingssätze lautet: Soweit also die Fakten, aber welche Geschichte wollen wir erzählen?

Eine Frage des Matchings


Purpose und Passion

In seiner legendären Stanford-Rede im Juni 2005 sagte Apple-CEO Steve Jobs den Absolventen:»Finde, was du liebst!«[ 1 ]

Die gesamte Ansprache ist eine Hymne an die persönliche Passion, die Sie unter keinen Umständen ignorieren sollten. Im Gegenteil:»Wenn du es noch nicht gefunden hast, hör nicht auf, danach zu suchen. Gib dich nicht mit weniger zufrieden.«

Seine Worte fanden ein vielfaches Echo. Auch in Deutschland hielt der Jobs-Stil Einzug: Jeans, Sneakers, Sweater – und nicht nur klug über das Business reden, sondern mit Passion. Die abschließenden Worte von Steve Jobs»Stay hungry. Stay foolish.« wurden hemmungslos in Business-Präsentationen kopiert, und zwar bevorzugt von Leuten, die bis dahin weder durch Lebenshunger noch durch die spezifische Form von Naivität aufgefallen waren, die der Zen-Buddhist Jobs auch gern als Anfängergeist beschrieb.

Drei Jahre später, es ist wieder Juni, stand Amerikas erfolgreichste Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey vor der Abschlussklasse in Stanford und rief:»Ich sage euch, vergesst die Überholspur. Wenn ihr wirklich fliegen wollt, verbindet eure Energie mit eurer Passion. Ehret eure Berufung. Jeder hat eine. Vertraut eurem Herzen und ihr werdet erfolgreich sein.«[ 2 ]

Wir haben verstanden: Die Erfolgreichen dieser Welt nutzen ihr Herz als Kompass, sie reden nicht über Zahlen, sondern über Passion.

Ich liebe diese Ansprachen. Sie inspirieren mich. Allein die Steve-Jobs-Ansprache habe ich unzählige Male gehört, ihre Botschaften analysiert und die Elemente des einfachen und überaus wirkungsvollen Storytellings im Kontext von Workshops an Kunden vermittelt. Zehn Jahre nach Oprah Winfreys Ansprache, im Sommer 2018, kaufte ich mir ein Buch mit dem Titel »Great at Work«. Es war gerade erschienen, und der Autor ist ein Weggefährte und Co-Autor des Management-Gurus Jim Collins, den ich bewundere. Das Buch basiert auf Studien zum Thema persönliche Bestleistungen. Die Ergebnisse in Kurzform: Es geht nicht darum, mehr und mehr und mehr zu arbeiten. Im Gegenteil: Der Verfasser Morten T. Hansen kommt zu dem Ergebnis, dass Top-Performer sieben einfachen Regeln folgen.[ 3 ] Eine davon bezieht sich auf die Passion. Sie lautet Psquared, also P zum Quadrat oder im Klartext: Menschen, die Bestleistungen erbringen, verbinden Passion mit Purpose (sieheAbbildung 1). Und im Zweifelsfall orientieren sie sich eher an Purpose. Das irritierte mich zunächst, ich dachte an Steve Jobs und Oprah Winfrey und war versucht, die Lektüre von Hansens Buch einzustellen. Doch meine Neugier war größer und schon bald konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen.

Hansen beginnt damit, die Größenverhältnisse zu erklären. Er sagt, es sei klar, dass Überflieger wie Steve Jobs oder Oprah Winfrey und viele andere erfolgreiche Menschen von Passion sprächen. Sie würden es genauso empfinden. Doch ein Blick auf die Kohorte würde zeigen, dass die Masse derjenigen, die den Weg der Passion gewählt haben, es nicht so gut getroffen hat. Nicht jeder Koch, der seinem Herzen folgt, wird ein Tim Mälzer, nicht jeder Philosoph ein Richard David Precht, nicht jede Schauspielerin eine Iris Berben, nicht jede Schlagersängerin eine Helene Fischer, nicht jede Pflegerin eine Mutter Theresa.

Abbildung 1     Was wirkt sich stärker auf Erfolg aus: Passion oder Purpose? Es ist die Verbindung aus beidem, kurz P2, ergaben Studien des Autors und Managementprofessors Morten T. Hansen.

Wir hören nur einfach nichts von denen, die ihrer Passion gefolgt und dabei nicht zu Top-Performern geworden sind. So sehr die Passion einen Steve Jobs zu Höchstleistungen beflügelt hat, so sehr hat sie andere davon abgehalten, ihr volles Potenzial zu entfalten. Andererseits läuft ein leidenschaftsfreies Berufsleben Gefahr, aseptisch und öde zu werden. Hansens Lösung klingt verlockend: Ordne deine Leidenschaft einem höheren Sinn unter, dann findet deine Energie einen idealen Rahmen, um sich zu entfalten. Seine Studie ergab, dass Manager und Angestellte, die Purpose und Passion verknüpften, 18% bessere Leistungen erbrachten als diejenigen, die das nicht taten. Darüber hinaus gaben diese Personen an, dass sie sich nicht in Überstunden verlören, weil sie einfach in jeder Stunde mehr schafften.

Die Erkenntnis von Hansen lässt sich in der Theorie leicht umsetzen: Zeichnen Sie zwei Kreise, die sich überschneiden, schreiben Sie in den einen Kreis Ihre Passionen und halten Sie im anderen Kreis mögliche Purposes fest, dann fokussieren Sie auf die Schnittmenge, denn dort liegt die richtige Mischung, die Sie zu einem Top-Performer machen kann. Mir scheint das eine wunderbare Übung, weil sie den Blick auf das Wesentliche lenkt und einfach ist. Wollen wir noch näher an die Praxis, zum Beispiel bei der Auswahl des besten Jobs für einen selbst, ist es sinnvoll, sowohl Purpose als auch Passion detaillierter zu beschreiben.

Beginnen wir mit Purpose. Für Hansen gibt es drei verschiedene Horizonte, und mit jedem Horizont verschiebt sich das Gefühl für Purpose, es wird stärker:

  1. Wert schaffen, ohne anderen zu schaden

  2. Entwickeln persönlicher Sinnhaftigkeit

  3. Suchen einer sozialen Mission

Fangen wir mit dem ersten Horizont an, mit seiner Arbeit Wert schaffen, ohne dabei anderen zu schaden. Wer keinen oder nur wenig Wert schafft – zum Beispiel ein Controller, der monatliche Reportings schreibt, die niemand liest –, der mag das zwar mit Leidenschaft tun, doch der Wert seiner Arbeit tendiert gegen null und dient damit auch keinem höheren Zweck. Also: Wer Wert für sein Unternehmen schafft, dient diesem Purpose, dabei ist nur das Wie zu beachten. Wer Wert schafft, indem er andere verletzt, ist auf dem falschen Weg. Das ist sicherlich leichter gesagt als getan, doch wer sich mit dieser Frage intensiv auseinandersetzt, wird automatisch auch den Wert seiner Arbeit verbessern und sich auf den Weg machen, den zweiten Horizont zu erschließen, die persönliche Bedeutung der Arbeit. Hansen zitiert die Reinigungskraft eines Krankenhauses, die sich gern mit den Patienten unterhielt und ihren persönlichen Daseinszweck darin fand, die Stimmung der Patienten zu heben. Der dritte Horizont ist die soziale Mission, weit über das Geldverdienen hinaus. Ein aktuelles Beispiel wäre das Mainzer Unternehmen Biontech, das einen Impfstoffs zum Schutz vor der Coronavirus-Infektion entwickelt hat.

Auch der Begriff Passion enthält verschiedene Aspekte. Das sind die sechs Segmente des Passionszirkels (sieheAbbildung 2):

  1. Freude

    Ich bin leidenschaftlich in meinem Beruf, weil ich jeden Tag meiner Arbeit genieße.

  2. Leistung

    Ich bin leidenschaftlich in meinem Beruf, weil ich die Erfahrung genieße, etwas zu erreichen und erfolgreich zu sein.

  3. Kreativität

    Ich bin leidenschaftlich in meinem Beruf, weil mich der kreative Aspekt meiner Arbeit energetisiert.

  4. Menschen

    Ich bin leidenschaftlich in meinem Beruf, weil ich den Umgang mit Menschen genieße.

  5. Lernen

    Ich bin leidenschaftlich in meinem Beruf, weil ich gern lerne und wachse – beruflich und persönlich.

  6. Kompetenz

    Ich bin leidenschaftlich in meinem Beruf, weil ich die Möglichkeit habe, das zu tun, was ich am besten kann.

    ...