: Barbara Zapke
: Spielräume für Schüler, die nicht passen Intensivpädagogik in der Sekundarstufe
: Ernst Reinhardt Verlag
: 9783497614028
: 1
: CHF 15.80
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: Sozialpädagogik, Soziale Arbeit
: German
: 113
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Was nicht passt, wird passend gemacht' - Dieses Motto funktioniert nicht bei 'Systemsprengern', die in einer Abwärtsspirale von Ausgrenzung, Versagenserfahrungen und Aggression gefangen sind, SchülerInnen, die nicht passen. Oft laufen pädagogische Bemühungen ins Leere oder verstärken die Selbstwertproblematik und Abwehrmechanismen der Jugendlichen. Es gilt, Halt zu geben und trotzdem Veränderung zu ermöglichen. Dieses Buch zeigt, wie eine spiel- und bewegungsorientierte Entwicklungsbegleitung systematisch negative Entwicklungsverläufe unterbrechen kann. Dadurch machen die SchülerInnen positive Erfahrungen mit Beziehungen und der Gruppe. Spielregeln geben Sicherheit, Neues wird ausprobiert. Eine Chance, bisherige Verhaltensmuster zu durchbrechen und sich neu zu erleben!

Dr. paed. Barbara Zapke, Sonderpädagogin, arbeitet an einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung in Essen.

2 Spielräume – Darstellung einer pädagogischen Haltung

Wenn es darum geht, ein pädagogisches Milieu mit passenden Rahmenbedingungen für Kommunikation und Intervention mit Jugendlichen zu schaffen, wird meist nicht an Spiel gedacht. Während bei jüngeren Kindern dem Spiel eine wichtige Rolle bei der Entwicklungsförderung zugesprochen wird, konstatiertBaierl (2014) für die pädagogische Arbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen einen generellen Mangel an konkreten Ansätzen. In diesem Buch wird mit den Spielräumen ein intensivpädagogisches Spielkonzept in einer für Schüler und für Lehrpersonen geeigneten und anregenden Umgebung vorgestellt.

Spielräume sollten als Türöffner dienen bei dem Versuch, systematisch negative Entwicklungsverläufe zu unterbrechen, die Jugendlichen zu erreichen, mit ihnen in einen Dialog zu treten und zu interaktiven Interventionen zu kommen.

Ein Blick auf weitere Bedeutungsebenen des Begriffs „Spielräume“ lässt erkennen, warum sich eine Orientierung daran lohnt: Die Synonyme weisen direkte Bezüge zu generellen pädagogischen Zielsetzungen auf und eröffnen gleichzeitig den Horizont für andere attraktive, an der individuellen Entwicklung orientierte Interventionen wie Autonomie, Bewegungsfreiheit, Mündigkeit, Platz, Wirkungsfeld, Luft, Unabhängigkeit. In starkem Kontrast zum Problemspektrum bei Verhaltensstörungen sind alle diese Begriffe positiv besetzt, von der Grundstimmung her aktiv und optimistisch und stehen vor allem für Selbstbestimmung und Freiheit. In diesem Sinne Schweres auf leichte Weise anzugehen, um damit mehr Lebensfreude und Lebendigkeit in einen Problemkomplex zu bringen und so für eine generelle Entlastung von Lehrpersonen, Schülern und ihren Bezugspersonen zu sorgen, ist das Hauptmotiv der hier dargestellten pädagogischen Haltung.

Es bedarf allerdings professioneller Distanz und Reflexion, um sich eine Haltung im Sinne einer Anwaltschaft für diese Kindern und Jugendlichen bewahren zu können, sowie angemessener Selbstfürsorge. Denn „Empathie kann sich erschöpfen […], wenn die notwendigen Rahmenbedingungen im beruflichen Umfeld nicht gegeben sind“ (Bauer 2013, 26).

2.1 Die Annahme eines verborgenen Sinns und eines guten Grundes für Verhaltensauffälligkeiten

Schüler, die Schwierigkeiten haben und Schwierigkeiten machen (Myschker 2009), passen nicht nur nicht in das bestehende Schulsystem, sie passen auch vielen Mitmenschen nicht. Doch geht man davon aus, dass solche Verhaltensauffälligkeiten einen verborgenen Sinn und gute Gründe haben, kann eine andere Sichtweise entstehen. Dieser Perspektivwechsel zusammen mit der Frage: „Was kann das Kind zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt leisten?“ (Kühn 2016) führt zu einem besseren Verständnis und zu neuen Möglichkeiten der Annäherung.

BEISPIEL

Mittagstischregeln

Für F. gelten keine Mittagstischregeln. Sobald sich die Tür zum Essensraum öffnet, stakt er ohne nach links oder rechts zu gucken und ohne sich von irgendwem ablenken oder aufhalten zu lassen durc