: Ralph Siegel
: Mehr als ein bisschen Frieden Autobiographie
: LangenMüller
: 9783784483894
: 1
: CHF 13.10
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ralph Siegel hat über 50 Jahre die deutsche Musikszene entscheidend mitgeprägt. Mit über 2.000 veröffentlichten Songs und Produktionen sowie 25 Teilnahmen am 'Eurovision Song Contest' ist er eine der erfolgreichsten Persönlichkeiten der Showbranche. Mit dieser Biografie gewährt uns Ralph Siegel einen spannenden Blick in sein Leben und hinter die Kulissen der Musikbranche: Studios auf dem Dachboden, Ausflüge in die Spielhöllen von Paris, die ersten Erfolge und Misserfolge, die Frauen, der Durchbruch - Ralph Siegel lässt nichts aus und erzählt mit viel Humor von den Wendepunkten und prägenden Momenten in seinem Leben.

Von Rimsting nach Prien am Chiemsee

Im Schuljahr 1956 begann das erste Jahr an der Ludwig-Thoma-Oberrealschule, und hier wehte ein neuer Wind. Diese Schule war eine neue Herausforderung, und ich versuchte, meinem Drang, Sprachen zu sprechen, zu folgen – bei dem Vorbild in der Familie eine logische Folgerung – Englisch ganz klar und ab 1958 dann Wahlfach: Latein! Das bereue ich bis heute. Mein Vater meinte, es sei gut, denn damit würde ich später die romanischen Sprachen leichter erlernen. Ich für meinen Teil hätte lieber gleich Französisch genommen, denn Arzt oder Priester wollte ich sowieso nie werden, und meine späteren Lehrjahre in Paris wären mir bestimmt auch leichter gefallen. Aber Papa bestand auf Latein, und ich quälte mich mit Julius Cäsar.

Zu Hause lief alles wie immer. Die treuesten aller Hausmeister, Maria und Josef, waren vom Irschenberg zu uns an den Chiemsee gezogen und helfende Hände in vielen Belangen. Dazu gehörte auch, dass jemand darauf achtete, dass ich Hausaufgaben machte und zum Musikunterricht ging. Also lernen, lernen, lernen, Klavier, Schlagzeug, Gitarre und Fußball und Leichtathletik waren ja auch noch vorrangig in meinem jungen und bereits erfüllten Leben.

Gott sei Dank tat sich da etwas ganz herrlich Neues auf – die Liebe! Durch meinen Besuch der Oberrealschule führte mich mein Weg natürlich immer nach Prien, und so lernte ich Traudl kennen. Traudl war ein paar Jahre älter – hatte schon einen Führerschein und ein Auto dazu. Mann, war die klasse, und da ich inzwischen vom Micky zum Ralph gewachsen war, kam ich eben schon mit eins achtzig daher und konnte als junger Mann durchgehen, wie man so sagt. Was Traudl besonders spannend machte, war ihre ständig wechselnde Haarfarbe. Im Wochenrhythmus leuchtete ihr Haar immer wieder in einer anderen und meist auffälligen Farbe. Sie war die Erste, die mir so richtig den Kopf verdrehte. Wir waren verliebt und trafen uns heimlich in unserem Gästehaus und fingen an, uns zu küssen und zu streicheln – ich wäre fast schon gekommen, bevor mein erstes Mal wirklich stattgefunden hatte.

Schlimm aber war nur, dass ausgerechnet, als wir uns in die Arme nahmen, die Haustür krachte und Hausmeister Josef durch das Treppenhaus lief.

Wir sprangen auf und versteckten uns im großen, mit Rosen bemalten Bauernschrank und sahen leicht zitternd durch die Ritze der Schranktüren, wie Josef kurz ins Zimmer kam, sich wunderte und wieder von dannen zog.

Irgendwann meinte Mami, dass sie mehr Personal benötigte, denn Papi brachte jedes Wochenende mehr Gäste mit nach Rimsting. Papi und Mami suchten daher am besten ein Kindermädchen für den heranwachsenden Sohn, das aber im Haushalt auch mitarbeiten sollte. Papi suchte die Dame persönlich aus – und fand Giselle. Sie kam zu uns ins Haus, war gerade von einem amerikanischen GI frisch geschieden worden und daher gl