1. KAPITEL
Der Schwangerschaftstest konnte einfach nicht stimmen!
Nicole saß im Labor des Krankenhauses, das ganz in der Nähe ihrer Firma lag. Sie hatte sich einen Termin geben lassen, weil sie sich schon seit Tagen nicht richtig wohlfühlte und annahm, sie hätte vielleicht eine Grippe.
„Ich bin mir vollkommen sicher, dass da ein Irrtum vorliegen muss. Das können schlicht und einfach nicht meine Testergebnisse sein, da ich schon lange nicht mehr mit einem Mann intim war“, sagte Nicole.
Die Schwester blieb ruhig und gelassen. Offenbar hatte sie dieses Argument schon des Öfteren gehört. „Ich stimme Ihnen zu, dass bei einem Test Irrtümer vorkommen können. Daher machen wir immer eine Gegenprobe, bevor wir unser Ergebnis mitteilen. Und es besteht bei Ihnen keinerlei Zweifel, Miss Stewart: Sie sind seit zweieinhalb Monaten schwanger. Da ich an Ihren Reaktionen jedoch erkenne, dass Sie überhaupt nicht mit einer Schwangerschaft gerechnet haben, bin ich gerne bereit, Ihnen jemanden zu nennen, mit dem Sie sich in Ruhe aussprechen können.“
„Schwester, Sie scheinen mich nicht zu verstehen.“ Nicole hob eine Spur ihre Stimme. „Ich war mit keinem Mann zusammen!“
„Es sollen ab und zu zwar noch Wunder geschehen, Miss Stewart“, antwortete die Schwester ungerührt, „aber es gehören immer noch zwei Menschen dazu, um schwanger zu werden. Außer Sie sind der Meinung, bei Ihnen habe eine unbefleckte Empfängnis stattgefunden.“
Offenbar wollte die Schwester Nicole mit ihrer witzigen Bemerkung ein wenig aufmuntern. Doch Nicole war alles andere als zum Lachen zu Mute. „Ich bin schließlich zweiunddreißig und keine sechzehn mehr. Ich bin ein verantwortungsbewusster, erwachsener Mensch und weiß natürlich, an wen ich mich wenden muss, wenn ich Rat brauche“, entgegnete sie ärgerlich.
Die Schwester ließ sich durch Nicoles etwas barschen Ton nicht davon abhalten, noch etwa eine Viertelstunde bei ihr sitzen zu bleiben. Sie schrieb ihr Vitaminpräparate und ein Mittel gegen die morgendliche Übelkeit auf. Dann entließ sie Nicole mit gut gemeinten Ratschlägen für die kommenden Monate.
Nicole war wie vor den Kopf geschlagen, als sie schließlich aus dem Krankenhaus trat. Ein scharfer Wind schlug ihr entgegen, und ihr war kalt in ihrer dünnen, cremefarbenen Seidenbluse. Als sie vor etwa zwei Stunden das Büro verlassen hatte, war es angenehm warm gewesen, und sie hatte es nicht für nötig gehalten, ihren Blazer überzuziehen. Obwohl sie inzwischen eigentlich wissen müsste, wie schnell das Wetter hier an der Küste Oregons umschlug. Außerdem war es auch noch März. Da änderte sich die Witterung fast stündlich.
Eilig ging Nicole zu ihrem Auto, öffnete schnell die Fahrertür und ließ sich ermattet in die Polster sinken. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie den Wagen kaum starten konnte, und sie schaffte es fast nicht, die Heizung anzustellen.
Es war völlig verrückt, was man ihr da gerade mitgeteilt hatte. Wenn sie jetzt beinahe im dritten Monat war, bedeutete das, dass sie um die Weihnachtszeit herum schwanger geworden sein musste.
Doch das war nicht möglich. So wie sie die Sache sah, bestand nicht einmal die geringste Wahrscheinlichkeit. Es war schlichtweg 100-prozentig unmöglich.
Nicole gab Gas und bog auf den Highway ein, der sich an der Küste entlangschlängelte. Sie hatte nur etwa zehn Minuten zu fahren, um ihre Firma zu erreichen. Sie war Inhaberin eines Designerbüros, das nach den neuesten psychologischen und medizinischen Erkenntnissen Arbeitsplätze gestaltete. Vor wenigen Jahren hat