: Brigitte Mazohl, Rolf Steininger
: Geschichte Südtirols
: Verlag C.H.Beck
: 9783406734137
: 1
: CHF 10.30
:
: Geschichte
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB/PDF
Vom Ötzi über Oswald von Wolkenstein bis zu den Freiheitskämpfern um A ndreas Hofer, von altsteinzeitlichen Spuren menschlichen Lebens über römerzeitliche Transitstrecken, mittelalterliche Burg- und Städtegründungen bis ins von Kriegen erschütterte 20. Jahrhundert, das erst 1992 mit der Autonomie für die Südtiroler ein versöhnliches Ende fand: Brigitte Mazohl und Rolf Steininger erzählen die wechselvolle Geschichte dieser uralten Kulturlandschaft zwischen germanischem Norden und romanischem Süden.
Seit 15 000 Jahren leben Menschen in der durch schroffe Felsen und liebliche Täler gekennzeichneten Gebirgslandschaft, die wir Südtirol nennen. Von 59 v. Chr. bis zur Völkerwanderungszeit gehörte diese Transitregion zum Imperium Romanum, ab dem 6. Jahrhundert wurde sie von Bajuwaren besiedelt. 1363 fiel die Grafschaft Tirol an die Habsburger - für über ein halbes Jahrtausend. Seit 1919 ist Südtirol vom nördlichen und östlichen Landesteil abgetrennt. Doch in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wächst seit 1998 wieder zusammen, was zusammengehört.

Brigitte Mazohl war von 1993 bis 2015 Professorin für österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck. In den Jahren 2013 bis 2017 stand sie der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Präsidentin vor.<br><br>Rolf Steininger lehrte als Professor für Zeitgeschichte an zahlreichen Universitäten, unter anderem in Düsseldorf, Bozen, Tel Aviv und New Orleans. Von 1984 bis 2010 war er Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.

2. KAPITEL

An der Peripherie des Imperium Romanum


Die ersten nachweisbaren «politischen» Kontakte zwischen dem römischen Imperium und den Bewohnern des südlichen Alpenraums haben sich – nach heutigem Forschungsstand – im 2. Jahrhundert v. Chr. ergeben. Der römische Geschichtsschreiber Titus Livius berichtet von einem Gast- und Freundschaftsabkommen (hospitium publicum) zwischen dem römischen Senat und dem norisch-keltischen Königreich aus dem Jahr 170 v. Chr., zu dem das heutige Osttirol und vermutlich auch das Pustertal und das Drautal gehörten.

Auch für die weiter östlich siedelndenTridentini im Trentiner Raum sind für diese Zeit auf Grund zahlreicher Münzfunde wirtschaftliche Kontakte mit den Römern nachgewiesen. Römische Denare aus der Zeit der Republik fanden sich u.a. in einer prähistorischen Siedlung auf dem Piperbühel bei Klobenstein, ein Indiz für die Nutzung römischer Handelswege durch das Etschtal und über den Ritten bei Bozen. Von der Existenz größerer stadtartiger und befestigter Siedlungen (oppida) berichtet ebenfalls die römische Überlieferung, der neben den archäologischen Funden die wichtigsten Kenntnisse über diese frühen Jahrhunderte zu danken sind: Neben einemoppidum am Dos Trento (Trient) und einem weiteren inAguntum (bei Lienz in Osttirol) war den Römern in unserem Raum auch einoppidum Saevatum (benannt nach der keltisch-norischengens der Saevater) bei St. Lorenzen am Eingang des Pustertals bekannt.

Wie weit der Einfluss der Römische