Zuerst muss ich Ihnen die Problemstellungen normaler Management-Karrieren vorstellen. Bitte werden Sie jetzt nicht ungeduldig. Dies ist ein ganz ungewöhnliches Buch, ich sagte es bereits. Normale Ratgeber erklären zuerst eine abstrakte Lösung und danach stottern die Autoren herum und suchen stoppelnd nach Problemen, die sich mit der Lösung lösen lassen. Sonst kauft ja keiner das Buch. Ich bestehe darauf, die Problemstellung zuerst zu schildern. Sie haben das Buch jetzt ja schon gekauft.
Das Hauptproblem bei jeder Karriere ist die Schwierigkeit, dass sich der Managerberuf in verschiedene Stufen gliedert und eigentlich aus mehreren Berufen besteht. Diese Berufe erfordern für sich ganz andere Talente. Das verstehen leider die wenigsten. Selbst die nicht, die Manager werden wollen oder es schon sind. Es ist doch klar, dass Sie unten in der Karriere mehr gehorchen sollen und arbeiten wie ein Tier, während Sie oben selbst global wie ein Staatsmann agieren müssen. Unten wird Ihnen sehr deutlich gesagt, was Sie tun sollen, und oben müssen Sie das plötzlich selbst wissen und die anderen dazu zum Teil barbarisch zwingen. Unten haben Sie die Anweisungen von oben mit einem einzigen gereckten Stinkefinger hinter verschlossener Tür quittiert, oben aber wissen Sie hoffentlich später noch, wie sich Wälder von Stinkefingern an Ihnen auslassen. Es sind ganz verschiedene Berufe, oben und unten! Können Sie die alle talentiert ausführen?
Denken Sie also bloß nicht, Sie könnten einfach mit gekonntem Egoismus die Laufbahnleitern stürmen. Nein, es ist nötig, auch den Egoismus auf jeder Stufe neu zu lernen und zu perfektionieren. Sie werden gleich sehen, dass dies viel schwieriger ist, als Sie denken, weil jede Stufe eben auch einen anderen Charakter verlangt, unten mehr Esel, oben mehr Pfau oder Piranha – Sie verstehen?
Es gibt tatsächlich sehr viele verschiedene Managerberufe oder Berufscharakteristika. Denken Sie nur an die notorisch extrovertierten Vertriebstrommler, die blassen Buchhaltertypen oder die strengen Personaler, die sich als Über-Ich der Firma fühlen und am liebsten keine Gehälter zah-len wollen. Andere Berufe – andere Egoismen! Ein Vertriebsmanager jagt Verkaufsabschlüsse und schiebt Drückerkolonnen an. Ein Controller muss alles richtig rechnen und anderen vorrechnen…
Ich stelle Ihnen die verschiedenen Manager-Stufen einmal in einer einfachen Pyramidenform dar:
Fangen wir unten an und gehen nach oben durch: Ganz klar unten rangieren die Mitarbeiter, die letztlich für den Erfolg des Unternehmens zuständig sind. Die Manager arbeiten ja nicht mit und ernten den Erfolg nur. Sie stellen ihn nicht her, das ist Sache der Mitarbeiter.
Über den Mitarbeitern organisiert sich also das ganze Management. Ich teile es in Stufen auf. Unten arbeiten die normalen kleinen Manager, die eine Abteilung führen und zum Teil noch persönlichen Kontakt mit den Mitarbeitern haben. Die Jobs unterer Manager heißen etwa Vertriebsleiter, Gruppenleiter oder Abteilungsleiter. Darüber erhebt sich das sogenannte mittlere Management oder Middle Management. Middle Manager leiten Hauptabteilungen und sind nur wirklich zufrieden, wenn sie den Direktortitel auf der Visitenkarte stehen haben. Weiter oben wird man Executive, etwa Werksleiter, Bereichsleiter, Ressortleiter, Produktionschef oder Ähnliches. Sie alle schmücken sich am liebsten mit dem Titel Vice President, wozu sie selbst bescheiden VP (gesprochen »Wiepie«) sagen. An der Spitze tummeln sich oft überraschend viele General Manager, Senior Vice Presidents oder zum Schluss der CEO, der große Boss (Chief Executive Officer). Der CEO herrscht über alle, die Ebene darunter wird als C-Level bezeichnet, dort arbeiten der COO (Chief Operating Officer), der CFO (Chief Finance Officer) etc. Zusammen leiten di