: Carol Novello, Ginny Graves
: Mit Jack an meiner Seite Wie unser Leben heilt, wenn wir einem notleidenden Tier ein Zuhause geben. Wahre Geschichten von ganz besonderen Freundschaften
: Ansata
: 9783641257064
: 1
: CHF 10.00
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: Natur: Allgemeines, Nachschlagewerke
: German
: 336
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Eigentlich dachte ich, dass ich das Leben eines armen Hundes retten würde, wenn ich ihn aus dem Tierheim hole. Wenn ich jetzt zurückblicke, weiß ich, dass dieser Hundmein Leben gerettet hat.«
Diese Erkenntnis der einzigartigen Beziehungen zwischen Tieren und Menschen zieht sich durch all die berührenden Geschichten, die die engagierte Tierretterin Carol Novello gesammelt hat. Geschichten von tiefen, lebensverändernden Freundschaften, die vor Augen führen, auf welch ungeahnte Weise sich beider Leben ändert, nachdem einem notleidenden Tier ein neues Zuhause gegeben wurde: Tracy, die nach einem Unfall an Krücken geht und Jack, der dreibeinige Hund aus dem Tierheim, finden Schritt für Schritt gemeinsam den Weg zurück in ein glückliches Leben. Eric und sein Hund Peety, beide schwerst übergewichtig, die zusammen abnehmen und wieder fit werden. Oder Kylie, das krebskranke Mädchen mit ihrer Straßenkatze Liza, die sich in der Zeit vor dem tragischen Tod des Kindes gegenseitig Halt und Geborgenheit geben ...
Ein ebenso berührendes wie inspirierendes Leseerlebnis für alle Tierfreunde, die mehr über die magische seelische Verbindung von Mensch und Tier erfahren wollen.

Carol Novellobegann bereits im Alter von fünf Jahren, streunenden Katzen, Hunden und anderen heimatlosen Tieren zu helfen. Heute ist sie Präsidentin von »Mutual Rescue«, einer bekannten Wohltätigkeitsorganisation für Tierrettung. Mit ihrer Familie lebt sie in der San Francisco Bay Area, wo sie viel Zeit mit ihren eigenen geretteten Tieren verbringt: Tess, ein deutscher Schäferhund und ihre beiden Katzen Bode und Herbie.

Ginny Graves, preisgekrönte Journalistin, schreibt für Magazine wie »O - The Oprah Magazine«, »Vogue«, »Elle« und »Cosmopolitan«. In ihren Artikeln beschäftigt sie sich besonders mit inspirierenden Persönlichkeiten und deren Lebenswegen.

Einführung

Vom Fenster meines Büros in der Humane Society Silicon Valley aus habe ich einen guten Blick auf ein überwuchertes Stück Land, das wir als »Katzengarten« bezeichnen. Auf diesem eingezäunten Gelände leben »Carols Wilde«, wie meine Kolleg*innen die streunenden Katzen nennen, die sich hier aufhalten, bis wir sichere Plätzchen in Scheunen oder Baumschulen für sie gefunden haben. Die Tiere verkriechen sich in Tonnen (wie die Rentner in ihren Eigentumswohnungen in Florida) und tauchen verlässlich in der Abenddämmerung wieder auf. Dann sind sie nur schwer von den länger werdenden Schatten zu unterscheiden. Schauen Tess, meine Schäferhündin, und ich aus dem Fenster, hoffen wir immer, einen Blick auf einen dieser Einsiedler erhaschen zu können, die irgendwo im Nirgendwo zwischen unseren verhätschelten Hauskatzen und ihren großen, räuberischen Vorfahren anzusiedeln sind, die manchmal in den nahe gelegenen Hügeln gesichtet werden. Das an Greta Garbo erinnernde arrogant-distanzierte Verhalten dieser Katzen fasziniert mich zum Teil auch deshalb, weil es im krassen Gegensatz zu den meisten Haustieren steht, die ich im Laufe der Jahre hatte und die ausnahmslos alle nach meiner Gesellschaft und Zuneigung gierten. Es erinnert mich aber auch an eine andere Katze, die vor langer Zeit in mein Leben trat und einige der wichtigsten Entscheidungen beeinflusste, die ich seither getroffen habe.

Es war in der Vorweihnachtszeit. Meine Eltern und ich suchten auf einer Plantage im Speckgürtel Philadelphias, wo wir damals wohnten, nach einem schönen Christbaum. Ich war fünf Jahre alt. Die frische Luft, der Duft der Tannen und die Vorfreude auf das Fest stärkten meinen Entschluss, den für unsere Familie perfekten Baum zu finden. Ich guckte mir gerade ein vielversprechendes Exemplar an, als geschmeidig ein Schatten aus dem Unterholz auftauchte. Eine Katze! Sie kam auf mich zu, und als ich mich hinkniete, um sie zu streicheln, fühlte sich ihr blass bernsteingelbes Fell wie ein dünnes Wintermäntelchen an. Die Mieze stupste sanft mit dem Kopf an mein Knie und fing an, zu schnurren. »Was macht sie hier?«, fragte ich meine Mutter, schon ganz hingerissen von dem Tierchen. »Glaubst du, dass sie ein Zuhause hat? Und wenn nicht, darf ich sie dann behalten?Bitte!«

»Das kriege ich raus«, antwortete meine Mutter. Als sie ging, um sich beim Besitzer der Plantage nach der Katze zu erkundigen, und ich ihr nachsah, spürte ich neben zarter Hoffnung schon die aufkeimende Enttäuschung. Nach meiner damaligen Lebenserfahrung sprach fast alles dafür, dass ich die Katze nicht behalten durfte. In unserer Familie war es so, dass mein Dad und ich harmonisch auf ein und derselben Umlaufbahn rotierten, während meine Mutter ihre Kreise in unerreichbarer Ferne zog. Dass sie mich auf ihre Weise durchaus auch irgendwie liebte, war mir schon klar, ihre Art der Zuneigung aber unterschied sich um Welten von der meines Vaters, dessen Liebe sich anfühlte wie ein gemütliches Kaminfeuer. Warm. Einladend. Sicher. Und das ist auch der Grund, warum sich mir dieser spezielle Moment auf der Christbaumplantage so tief eingeprägt hat. Denn als Mom zurückkam, lächelte sie und sagte: »Irgendjemand hat das Katerchen hier ausgesetzt. Wir können ihn also mitnehmen, wenn wir wollen.« Ich war begeistert – und völlig von den Socken! Meine Mutter hatte Ja gesagt. Und mehr noch: Sie empfand genauso viel Zärtlichkeit für den Streuner wie ich. Tiere waren der Riss in ihrem Schutzschild, durch den ein Schimmer von Liebe leuchtete – ihnen gegenüber konnte sie Zuneigung zeigen. Und nachdem wir uns einen Baum ausgesucht hatten, sagte sie doch tatsächlich zu mir: »Na komm, Carol, lass uns zum Auto gehen, bevor uns der Kleine noch erfriert.« Zum ersten Mal in meinem jungen Leben hatte ich das Gefühl, wir könnten einander doch noch näherkommen. Und dass ein Tier vielleicht sogar die tiefste Kluft überbrücken konnte.

Wir gingen zusammen in den Supermarkt und kauften unserem neuen Familienmitglied eine Flunder, die wir in Geschenkpapier einwickelten und am Morgen des Weihnachtstages unter den Baum legten. Als Nicholas Quattromano (benannt nach dem heiligen Nikolaus und – zu Ehren des Herkunftslandes meines Vaters – dem italienischen Wort für »Vier Hände«) sein Geschenk beschnüffelte, das Papier zerfetzte, um den Fisch auszupacken und ihn zu verschlingen, mussten wir alle drei lachen. Im Nachhinein betrachtet, ist es kein Wunder, dass in diesem Moment meine Leidenschaft für die Rett