: Peik Volmer
: Unendlich ist ziemlich weit weg Dr. Sonntag 10 - Arztroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740958992
: Dr. Sonntag
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Professor Dr. Egidius Sonntag ist ein wahrlich ungewöhnlicher Chefarzt, überaus engagiert, aber auch mit kleinen menschlichen Fehlern behaftet. Sie machen diese schillernde Figur ganz besonders liebenswert, aber auch verletzlich. Manchmal muss man über ihn selbst den Kopf schütteln, wenn er etwa den 15. Hochzeitstag vergisst und seine an Brustkrebs erkrankte Ehefrau töricht vernachlässigt. Er tut dies nicht aus Lieblosigkeit, aber er ist auch nicht vollkommen. Dr. Sonntag ist der Arzt, der in den Wirren des Lebens versucht irgendwie den Überblick zu behalten - entwaffnend realistisch geschildert, aber nicht vollkommen. Diese spannende Arztserie überschreitet alles bisher Dagewesene. Eine Romanserie, die süchtig macht nach mehr! Sehr verehrte Leserin, sehr geschätzter Leser, unser erstes gemeinsames Jahr liegt beinahe hinter uns! Hatten Sie ein frohes Fest? Und vor allem: Haben Sie den 2. und 3. Januar frei? In Norddeutschland vermutlich nicht. Aber wenigstens ist es eine kurze Arbeitswoche für Sie. Am Schliersee geht das Jahr gemächlich los. In Bayern feiert man am Montag den Dreikönigstag, sodass das Jahr 2020 erst am 7. 1. so wirklich beginnt. In unserer Geschichte hängen wir zeitlich ein wenig hinterher. Wir sind im Herbst angekommen, und große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Gleich drei Hochzeiten, zum Beispiel. Karin Fürstenrieder und Kilian Kreuzeder. Aglaja Tauber und Felix Antretter. Und auch Katrin Gräber und Murat Kaya. Zeitlich drängen tut es bei keinem der Paare, auch wenn Aglaja gern ihrem Ex-Ehemann Richard Tauber, der mit seiner jungen Frau Barbara sehr, sehr glücklich ist, zeigen möchte, was eine Harke und wie glücklich sie mit dem attraktiven Gynäkologen ist. Gespannt bin ich, wie die Geschichte mit Schwester Maria und Tassilo Resch weitergeht. Ob sich Timon Südens Zustand weiter bessert und die Krise, in der das Ehepaar sich befindet, beigelegt werden kann.

Peik Volmer, Jahrgang 1957, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Krankenpfleger, studierte Medizin und arbeitete noch bis vor kurzer Zeit in einer deutschen Großstadt als Facharzt für Urologie und Andrologie. Rechnet man nach, findet man 40 Arbeitsjahre, prall gefüllt mit Geschichten über Patienten und deren Angehörige, Ärzte, Kliniken. Geschichten, die ganz normale Menschen mit all ihren Qualitäten und Fehlern betreffen. In seine Geschichten fließen die Erfahrungen ein, die er im Laufe seines Lebens mittelbar oder unmittelbar gemacht hat. Darin liegt vielleicht die Stärke seiner Erzählung: Sowohl die Personen als auch deren Geschichten sind keine Kunstfiguren. Es sind Menschen mit Schwächen, Fehlern und Unzulänglichkeiten. Aber genau das macht sie so echt, so liebenswert und ihre Sehnsüchte und Handlungen so nachvollziehbar. Peik Volmers Stärke ist die Darstellung seiner Lebensphilosophie. Er zeigt, dass man auch in scheinbar ausweglosen Situationen mit Problemen umgehen kann, um Hilfe bitten darf und mit etwas Selbstvertrauen seine Lebensreise gestärkt fortsetzen wird. Die Botschaft, dass alles, was man braucht, Humor, Liebe und Zuversicht sind, vermittelt der Autor in jedem seiner Romane. Peik Volmer ist verheiratet und hat mit seinen Patenkindern alle Hände voll zu tun. Er schreibt wie ein Besessener - so gerne, wie er reist -; sein Laptop ist immer dabei.

Sehr verehrte Leserin, sehr geschätzter Leser, unser erstes gemeinsames Jahr liegt beinahe hinter uns! Hatten Sie ein frohes Fest? Und vor allem: Haben Sie den 2. und 3. Januar frei? In Norddeutschland vermutlich nicht. Aber wenigstens ist es eine kurze Arbeitswoche für Sie. Am Schliersee geht das Jahr gemächlich los. In Bayern feiert man am Montag den Dreikönigstag, sodass das Jahr 2020 erst am 7.1. so wirklich beginnt.

In unserer Geschichte hängen wir zeitlich ein wenig hinterher. Wir sind im Herbst angekommen, und große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Gleich drei Hochzeiten, zum Beispiel. Karin Fürstenrieder und Kilian Kreuzeder. Aglaja Tauber und Felix Antretter. Und auch Katrin Gräber und Murat Kaya. Zeitlich drängen tut es bei keinem der Paare, auch wenn Aglaja gern ihrem Ex-Ehemann Richard Tauber, der mit seiner jungen Frau Barbara sehr, sehr glücklich ist, zeigen möchte, was eine Harke und wie glücklich sie mit dem attraktiven Gynäkologen ist.

Gespannt bin ich, wie die Geschichte mit Schwester Maria und Tassilo Resch weitergeht. Ob sich Timon Südens Zustand weiter bessert und die Krise, in der das Ehepaar sich befindet, beigelegt werden kann. Er übt ja kräftig mit dem neuen Physiotherapeuten, Emmerich Fahl.

Ja, und Sorgen mache ich mir um Lolli Poppke. Die Diagnose ›Brustkrebs‹ kam doch sehr überraschend. Und ich fand es bewundernswert, wie mutig Hatice mit ihrem Outing war. Noch viel mehr Bewunderung hat mir die Reaktion ihrer Mama Ayse abgenötigt. Haha, ich sehe sie gerade in ihrer Küche stehen, und aus Mehl, Zucker, Salz, Butter und Wasser Blätterteig herstellen. Sie könnte natürlich Blätterteig auch tiefgekühlt kaufen, was die jungen Frauen heutzutage tun. Die Frauen, die nicht kochen können, denkt Ayse gelegentlich, und nur Tiefkühlpizza aufbacken! Das ginge gegen ihre Ehre! Gerade rollt sie den Teig hauchdünn aus …

»Du essen!«

Die Herstellung von Baklava war eine ihrer Stärken. Mit Baklava hatten ihre Eltern Hatices Vater gefüttert, nachdem er eine Zeit lang um ihre Hand angehalten hatte, als Zeichen dafür, dass sie ihn als Schwiegersohn akzeptierten. Und das honigsüße Gebäck war Nahrungsmittel und Trost zugleich. Für die Figur war es tödlich, aber wen scherte es? Sie war jenseits der 50, und niemand sah sie mehr an. Da konnte sie sich auch gern den leiblichen Genüssen hingeben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Und wie man an der Lebensgefährtin ihrer Tochter sah, hatten auch üppige Kurven durchaus ihren Reiz.

Der Lebensgefährtin ihrer Tochter… Ja, das war eben eine andere Zeit. Da ging man mit so etwas anders um als noch in ihrer Jugend. Sie stammte aus einem bürgerlichen Stadtteil Istanbuls, Kadiköy. Ihr Eltern hatten dort eine Wohnung gekauft. Sie war ihrem Mann nach Deutschland gefolgt, der Arbeit wegen, und irgendwie hatten sie den Absprung verpasst, auch wenn sie fest vorhatten, irgendwann in die Türkei zurückzukehren. Sie hatte diese wunderbare Putzstelle in der Klinik St. Bernhard gefunden, wo sie sich wohl und akzeptiert fühlte. Sie war fleißig, gewissenhaft, fröhlich und eine Institution. Dadurch, das jeder mit ihr ein paar freundliche Worte wechselte, wurde ihr eigenes Deutsch immer besser, auch wenn sie mit Grammatik nicht viel im Sinn hatte. Ihre schöne Tochter war hier zur Welt gekommen, sie hatte sogar in der Klinik entbunden. Und ihr Kind hatte es zu etwas gebracht. Sie war eine Frau Doktor. Leider keine Ärztin, aber Lehrerin war doch auch etwas, oder? Und wenn man mit der alten Heimat telefonierte, konnte man die Verwandten dort beeindrucken mit so einer Karriere. Noch dazu in Deutschland.

Wie gern hätte sie alle mit der Nachricht von Hatices Hochzeit überrascht. Die Familie, Freunde, die Freunde der Familie, die Freunde der Freunde eingeladen. Aber auch wenn die Zeiten sich geändert hatten und man anders damit umging, dass zwei Frauen miteinander leben wollten, ein Hauch von Anrüchigkeit blieb. Gegeben hatte es so was zu allen Zeiten. Auch in der Türkei. Cousin Berat zum Beispiel. Er hatte nie geheiratet, weil er angeblich ›die Richtige‘ nicht finden konnte. Man traf in in der Regel in Gesellschaft anderer Herren und sprach nicht gern über ihn.

Hier war Deutschland. Hier war alles freier, zu frei manchmal. Für ihren Geschmack.

Aber die Hauptsache war, das Hatice glücklich wurde. Und Veronika machte sie glücklich.

Beinahe. Diese schreckliche Krankheit! Veronika musste zur Bestrahlung, immer wieder, und das war wohl unglaublich anstrengend. Wenn sie nach Hause kam – zu Ayse nach Hause kam, wohlgemerkt! –, war sie immer völlig erschöpft, legte sich auf die Couch und schlief ein, sobald ihr Kopf das dicke, braune Kissen berührte. Sie, Ayse, stand in der Küche und bereitete ihr die leckersten Speisen zu. Veronika kämpfte den Anflug von Übelkeit herunter. Nein, Hunger hatte sie nicht, aber Ayse akzeptierte kein ›Nein‹ als Antwort.

»Du essen. Sonst schwach, und viel krank!«

»Ayse, du bist so lieb, dank dir schön. Aber ich bin ja noch satt von gestern!«

»Essen!«

»Aber nur die Hälfte!«

Sie wollte um nichts in der Welt die Mama ihrer Frau verletzen, die sich so viel Mühe gab, um es ihr schön zu machen. Also arbeitete sie sich durch das Menü, so gut es eben ging, und lobte den Geschmack der dargebotenen Speisen, was ihr nicht schwer fiel. Alles war unglaublich lecker, besonders dass Baklava.

Also gestärkt, dachte Veronika über ihre Beziehung nach. Konnte – durfte sie Hatice derart belasten? Gut. Man blieb nicht ewig jung und gesund. Irgendwann schlug das Alter zu